Bei Künstler Michael Bauer bekommen Steine ein Gesicht
Autor: Petra Malbrich
Mostviel, Donnerstag, 14. November 2013
Der Bildhauer und Fotograf Michael Bauer verewigt Prominente und Familienmitglieder mittels einer raffinierten Technik auf verschiedenen Natursteinen.
Erwin Pelzig, die Kunstfigur, gab es noch nicht, als Michael Bauer mit dem Kabarettisten in einem Würzburger Blindeninstitut arbeitete. Erwin Pelzig kennt Michael Bauer noch immer nicht, aber der Volksschulrektor findet den Kabarettisten so gut, dass er dessen Konterfei auf Stein verewigt hat.
Bauers Garage wird zu seiner Werkstatt, sobald er sein Auto herausgefahren hat. Dort, in einer Vitrine, lächelt Pelzig vom Stein heraus die Besucher an. Auch Charlie Chaplin ist dort versteinert und Urban Priol. Doch der weiß von Michael Bauers Existenz, erhielt er doch einen Stein mit seinem Portrait bei einem Auftritt in Gasseldorf als Andenken geschenkt.
Dass es zu diesem personalisierten Geschenk kam, lag an einer Kunsthandwerkerausstellung in Mostviel, Bauers Heimatdorf. Dort hatte auch Bauer einen Stand, auf dem seine Steine, mit filigranen Motiven eingestrahlt, den Besucher in den Bann zogen. Ein Motiv war der bekannte Kabarettist Urban Priol, der nur kurze Zeit später in Gasseldorf sein neues Programm zum Besten geben sollte.
Ein Stein für Urban Priol
Die Priol-Veranstalter jedenfalls waren begeistert. "Wenn ihr den Stein Urban Priol schenkt, schenke ich ihn euch", war Bauers Kommentar, und so wurde dem deutschen Publikumsliebling das persönliche Geschenk im Festzelt, in dem auch Michael Bauer saß, in Gas seldorf überreicht.
Dass keine Reaktion kam, störte Michael Bauer nicht. Ausschlaggebend war Bauers eigene Reaktion auf den Kunsthandwerkermarkt in der Kaiserpfalz, wo eine Firma sieben Jahre zuvor ebenfalls Bilder auf Stein ausstellte. "Ich war so fasziniert von den filigranen Bildern auf Stein, dass ich mich nach dieser Handwerkskunst erkundigte. Ein Geheimnis erhielt ich als Antwort. Im Internet fand ich aber eine andere Firma, die ebenfalls diese künstlerischen Arbeiten anbietet, und auch Kurse, um das Handwerk zu erlernen", erzählt Bauer von seinen Anfängen. Allerdings dauerte es noch zwei Jahre, bis er sich entschloss, dem Wunsch Taten folgen zu lassen, und nochmals zwei Jahre, diese Arbeiten dann auch zu Hause auszuüben. Schließlich musste er in die notwenigen Maschinen eine Menge Geld investieren.
Vom Handschmeichler zum richtig großen Bild
Die Steine, die er bearbeitet, sind in Regalen aufgereiht. 500 Handsteine, 100 Natursteinplatten. Marmor, Jurakalk, Fliesenplatten oder Solnhofener Plattenkalk. Der Stein, auf dem ein Portrait, ein Landschaftsbild oder ein Spruch verewigt werden soll, ist in der Beschaffenheit so unterschiedlich wie in der Form. Je nachdem, ob ein Handschmeichler verschenkt werden soll oder ein Motiv in der Größe 30 mal 40 Zentimeter auf den Beschenkten wirken soll.
Michael Bauer informiert nicht nur über den am besten geeigneten Stein, sondern auch darüber, wie ein Motiv am schönsten zur Geltung kommt, bevor er seinen Computer einschaltet und eine Vektorgrafik erstellt.
Wer kein Motiv hat, blättert in den Mustern und Vorlagen, die inzwischen zwei Ordner füllen. Dort sind auch verschiedene Schrifttypen auf Papier hinterlegt, und auf Musterblättern stehen unterschiedliche Sprüche. Einer davon ist der Spruch, den Charlie Chaplin prägte und den der Pädagoge immer ins Poesiealbum seiner Schüler schreibt: "Ein Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag." Dieses Lebensmotto ist bereits in Stein verewigt und in Bauers Kunstvitrine ausgestellt.
Als Geschenke zu Weihnachten
Auch sein Lieblingsstein, mit dem Motiv seiner Eltern, die da noch glücklich vereint waren. Der Vater war bereits verstorben, als Michael Bauer sich diesem Hobby widmete. Seine Familie wird jedenfalls zu Weihnachten mit Steinen beschenkt. Viele Ideen hat er noch im Kopf, viele Motive bereits zum Bearbeiten im Computer. Wer ein Portraitbild haben möchte, aber keine Vorlage davon hat - kein Problem. "Ich bin leidenschaftlicher Fotograf. Da kann ich dann den Hintergrund selbst wählen und muss ihn nicht bearbeiten", erzählt Bauer von seiner Arbeit, die etwa drei bis vier Stunden in Anspruch nimmt.
Obwohl Arbeit nicht ganz korrekt ist. "Es ist mein Hobby", betont der Künstler. Sich für Dinge, die einem Spaß machen, Zeit zu nehmen, wurde nach einer lebensbedrohlichen Krankheit zu seinem Credo. Deshalb muss man vor allem eine große Vorlaufzeit einrechnen, möchte man einen Stein sandstrahlen lassen. Etwa vier Monate, denn Bauer ist noch berufstätig und in erster Linie Rektor der Volksschule in Unterleinleiter.