Bei der "Bat-Night" in Thurn kommen Besucher den Fledermäusen ganz nah
Autor: Pauline Lindner
Thurn, Sonntag, 02. Sept. 2018
Feldermäuse sind selten zu sehen. Doch im Landkreis Forchheim leben 18 Arten. Bei der "Bat-Night" lernen Besucher vieles über die Tiere.
Sie sind da, in unseren Gärten, an unseren Weihern, im Wald: Fledermäuse. Nur wir nehmen sie selten wahr. Das liegt an der nächtlichen und lautlosen Lebensweise der einzigen flugfähigen Säugetiere.
In direkten Kontakt mit Fledermäusen zu treten, ist nicht einfach, sieht man sie doch allenthalben nur als flüchtige Schatten. Wie im letzten Tageslicht über dem Weiher von Schloss Thurn, wo gleich gegenüber das Bayerische Fledermauszentrum steht. Einmal im Jahr können Besucher sich dort live mit Fledermäusen befassen, sie sogar anfassen. Bei der "Bat-Night", die der Landkreis Forchheim und der Bund Naturschutz organisieren.
Die Fledermausbeauftragten Ute Gellenthin und Eduard Zöbelein haben eine Streichholzschachtel zwischen allerlei Anschauungsmaterial, wie Fledermauskästen und Fledermauskot, ein guter Dünger, platziert. Sie beantworten viele Fragen. Und ab und an öffnen sie die winzige Schachtel. Denn in sie passt eine Zwergfledermaus, eine tote, die sie kürzlich fanden. Mit fünf Gramm Gewicht ist sie mit die kleinste von den 18 im Landkreis nachgewiesen Arten.
Star des Abends ist Timo. Das Abendsegler-Männchen ist seit fünf Jahren der Pflegling von Jana Stepanek. "Jeder, der sich mit Fledermäusen beschäftigt, päppelt irgendwann welche auf", sagt die Biologin über ihr Fast-Haustier. Denn der verletzte Timo hat seine Flugfähigkeit nicht wieder erlangt und lebt mit den anderen Schützlingen in einem Gartenhäuschen. Stepanek füttert den "ziemlich verfressenen" Burschen mit Mehlwürmern.
"Timo ist keine wilde Fledermaus mehr", sagt sie offen und bekennt sich auch zu den eigenen Zweifeln, ob man verletzte Wildtiere überhaupt in menschliche Obhut nehmen soll. Er fühlt sich aber offensichtlich wohl in seiner Rolle, wenn ihm viele Menschen zuschauen, wie er die mit der Pinzette gereichten Mehlwürmer verspeist. Und protestiert, wenn der Futternachschub auf sich warten lässt, weil Stepanek gerade eine Frage beantwortet.
Sie schildert den gebannt zuschauenden Kindern den Alltag von Timo. Wie er mit seinem Freund Ludwig kuschelt und die beiden immer wieder mal ein lädiertes Jungtier zwischen sich nehmen. "Was macht eine Fledermaus, wenn sie mal muss?", fragt ein Junge, der bei den Kurzvorträgen von Johannes Mohr und Friedrich Oehme schon einiges erfahren hat.
Mit einer Gummi-Fledermaus-Attrappe zeigt ihm Stepanek, wie sich die kopfüberhängenden Tiere umdrehen, um sich nicht zu bekleckern. Johannes Mohr, der Chef der ökologischen Kreisentwicklung, hat die Seeräuberbrücke im Freizeitpark okkupiert. Mit einigen Helfern spannt er ein haarfeines Netz von zwölf Metern Länge auf. In ihm sollen sich Fledermäuse bei der Jagd nach Insekten verfangen. Immer mehr Besucher kommen zur Brücke, etliche mit einem Batcorder, wie man kurz die Geräte bezeichnet, die die Ultraschalllaute der Tiere für den Menschen hörbar machen. Es knattert ganz schön, als sich die Dunkelheit über den Weiher senkt.