Bei Archäologen und Senioren begehrt
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 15. November 2016
Bevor die Neubauphase in der Bamberger Straße beginnt, hoffen die Archäologen noch auf weitere spannende Funde.
Wer in der der Altstadt ein Gebäude abreißen will, sollte Zeit haben. Das gesamte Areal der Altstadt gilt als Bodendenkmal. Daher wird auch der geplante Abriss des Katharinenspitals von Archäologen begleitet. Für den Baggerführer bedeutet das, dass er öfter mal Pause machen kann.
Auch am Montag stand er neben seinem Arbeitsgerät und sah geduldig den grabenden Archäologen zu. Für Johanna Aas und ihr Team von der Bamberger Grabungsfirma Reve ist es natürlich erfreulich, wenn der Baggerführer in den nächsten sechs Wochen noch häufig eine Pause einlegen kann. Bis zum 7. Januar hoffen die Archäologen ihre Sammlung "spannender Funde" (Johanna Aas) noch erweitern zu können.
Scherben geben Auskunft
Eine Beerdigungsstätte wurde bereits gefunden. Dieser Tage haben die Archäologen Fundamente einer Mühle und die Treppe zur Mühle aufgespürt, die hier vermutlich bis 1906 stand. Ein Mühlstein wurde gehoben, ein weiterer wird gerade freigelegt. Keramik-Scherben helfen bei der Datierung. "In den Mauern entdecken wir verschiedene Phasen, vermutlich bewegen wir uns in der Zeit des 17. Und 18 Jahrhunderts", erklärt Archäologin Aas. Weil die Archäologen den Zeitplan für den Abriss und den Neubau des Gebäudes Bamberger Straße 3 bis 6 nicht aufhalten dürfen, graben sie "so schnell wie möglich und so genau wie nötig", sagt Johanna Aas.
Nicht nur im Hof des mittlerweile unbewohnten Spitals ist Bewegung. Auch entlang der Fassade an der Bamberger Straße wird gegraben. "Eine schwierige Baustelle", wie Sigrun Wagner (bei der Stadt für Neubau- und Sonderprojekte zuständig) sagt. "Wir haben eine Wand aus Bohrpfählen eingebracht, damit uns bei den Abrissarbeiten der Spitals die Straße nicht wegrutscht." Weil die Stadt bis Weihnachten offen bleiben soll und die Bamberger Straße folglich nicht schon wieder gesperrt werden kann, steht im Dezember zuerst einmal die Entkernung des Spitals auf dem Programm. Zum Jahreswechsel wird nur noch die Hülle des Gebäudes dastehen.
Der komplette Abbruch beginnt dann nach den Feiertagen ab dem 7. Januar. Dauer: zehn Wochen. Der Bauschutt wird dabei "nach innen geworfen", erklärt Wagner; also dorthin, wo die Archäologen gerade noch Reste der Siedlungsgeschichte aufspüren.Während des zehnwöchigen Abbruchs läuft die europaweite Ausschreibung für den Neubau, der Anfang April begonnen wird. 55 seniorengerechte Wohnungen werden in der Bamberger Straße entstehen, Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. Neun davon sind Rollstuhl-Wohnungen - sie werden so großzügig gebaut, dass auch Elektrorollstuhl-Nutzer in den Räumen bequem zurechtkommen; die Gänge sind bis zu 1,50 Meter. Neben dem Wohnraum für Senioren werden eine Tagespflege, ein Quartiers-Management und ein Stadtteiltreff entstehen.
Knapp zwölf Millionen Euro investiert die Stadt Forchheim. "In der Summe ist der Bau der öffentlichen Wege mit dabei", betont Sigrun Wagner; also auch die Achse Spitalstraße-Bamberger und der Bau einer Brücke über den Fluss.