Begehrter Rauch und wertvoller Staub
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Sonntag, 06. Januar 2013
Weihrauch, Gold und Myrrhe - die legendären Gaben der Heiligen Drei Könige spielen auch 2013 eine Rolle. Nicht nur für den Mesner von St. Martin, Thomas Neidhart.
Meisterin Susanne Schütze und ihre beiden Lehrlinge Elisa Oberst und Julika Heckel sind geradezu versessen auf Staub. Daher hat jede der drei Frauen einen sogenannten Brett-Pinsel neben sich liegen. Wer mit Gold hantiert, für den ist dieser Pinsel ein zentrales Handwerkszeug. Der Goldstaub, der beim Feilen abfällt, wird mit dem Pinsel in die lederne Schürze unter dem Arbeitsbrett gekehrt - und recycelt.
Gold
Die Besucher ihrer Forchheimer Goldschmiede seien nur noch in Ausnahmefällen am "spirituellen Wert" der Steine und Metalle interessiert, sagt die Goldschmiede-Meisterin Susanne Schütze. Doch am materiellen Wert des Goldes habe sich nichts geändert seit jener Zeit, als die Weisen aus dem Morgenland ihre Gaben in die Krippe gelegt haben. Am heutigen Sonntag (6. Januar) erinnern die umherziehenden Sternsinger daran.
Die 20-Jährige Julika Heckel ist stolz, einen Beruf lernen zu dürfen, "der zu den ältesten der Menschheit gehört". Die Arbeit mit dem Gold sei "ein ewiger Kreislauf". Und das Wort Kreislauf sei wörtlich zu nehmen, betont Meisterin Schütze. Würde man das gesamte Gold der Welt in einem Block zusammenschmelzen, so ergäbe das lediglich einen Würfel mit 20 Metern Kantenlänge. "Gold wird zu hundert Prozent recycelt", sagt Susanne Schütze.
Da der glänzende Rohstoff so begehrt ist, gibt es exakte Methoden, die Echtheit des Goldes zu bestimmen.
Prüf-Säuren geben Hinweise. Im Zweifelsfall werde ein Goldring auch schon mal angesägt und auf seine Substanz hin geprüft, erzählt die Schmiede-Meisterin. Doch bei ihrer Erfahrung genügt in der Regel ein Blick. Oder ein gutes Näschen. "Altgold kann man riechen", sagt Susanne Schütze.
Weihrauch
Auch für Thomas Neidhart spielt der Geruch eine entscheidende Rolle. Allerdings spürt der Mesner von St.Martin nicht dem Gold nach sondern dem Weihrauch. "Ich mag den Geruch", sagt der 35-Jährige. Den Weihrauch, den er in den Kesseln von St. Martin zum Glühen bringt, importiert er aus Griechenland. Aktueller Preis pro Kilogramm: 50 Euro.
Im Gegensatz zum Gold ist das wertvolle Harz vor allem aus spirituellen Gründen begehrt. "Weihrauch steigt wie das Gebet zum Himmel empor", erläutert der Thomas Neidhart den symbolischen Umgang mit dem Harz. Der Weihrauch spiele aber nicht nur im katholischen Gottesdienst eine Rolle. Viele Menschen nutzen den Stoff auch, um in der Zeit um den Jahreswechsel ihre Wohnungen zu räuchern, erzählt der Mesner. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er den Kerzen-Laden direkt neben der Martinskirche. Außer Kerzen verkauft der Mesner hier Weihrauch - und auch die dritte Gabe der Könige: die Myrrhe.
Myrrhe
Deren Heilwirkung spiele in der heutigen Zeit keine große Rolle mehr, sagt die Forchheimer Apothekerin Indira Osmanlic. Manchmal kämen alte Menschen zu ihr, die Myrrhe "noch als altes Hausmittel kennen; es wurde früher zur Wundbehandlung eingesetzt", sagt Osmanlic. Als pflanzliches Heilmittel werde die Myrrhe in der Apotheke aber nicht mehr gehandelt. "Nur noch in Form einer Tinktur zum Desinfizieren."
Doch es gibt Menschen, die auf der gesundheitsfördernden Wirkung der Myrrhe beharren. Thomas Neidhart erzählt von einem Mann, der immer wieder in seinen Laden komme, um geharzte Myrrhe zu kaufen. "Die mahlt er dann in seiner Kaffeemühle und streut das Pulver in sein Essen."
Die drei Weisen
Namen: Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar werden im Matthäus-Evangelium nicht erwähnt. Ausdrücklich genannt werden nur die Gaben Gold, Myrrhe und Weihrauch.
Segen: Mancherorts kursiert die Vorstellung, bei den Buchstaben C+M+B handle es sich um die Anfangsbuchstaben der Namen der drei Weisen aus dem Morgenland. Die Buchstaben sind jedoch die Abkürzung der lateinischen Worte "Christus mansionem benedicat". Übersetzt heißt das "Christus segne dieses Haus".