Kreis Forchheim: Barrierefrei in den Bus einsteigen
Autor: Ronald Heck
Forchheim, Freitag, 12. April 2019
Damit Menschen mit Behinderung ohne Probleme Busfahren können, wollte der Kreis bis 2019 die Haltestellen barrierefrei machen. Doch er hinkt hinterher.
Busfahren ohne Barrieren für alle. Das hatte sich der Landkreis Forchheim 2015 auf die Fahnen geschrieben. Bis Ende dieses Jahres sollten die Haltestellen in der Region barrierefrei gemacht werden. Damit auch Menschen mit Rollstuhl oder Kinderwagen ohne Schwierigkeiten die Buslinien im Kreis nutzen können. So sollte der öffentliche Nahverkehr attraktiver werden. Doch der Ausbau der Bushalten gestaltete sich schwieriger als gedacht. "Es hat sich in den vergangenen drei Jahren etwas getan, auch wenn es Handicaps gab, die uns zeitlich nach hinten geschoben haben", erklärt Klaus Hummel. Der ÖPNV-Leiter beim Landratsamt Forchheim musste gegenüber den Kreisräten im Verkehrsausschuss einräumen, dass dieses ehrgeizige Ziel noch nicht erreicht werden konnte.
"Magerer" Erfolg bislang
Der Bund und der Freistaat haben sich die Barrierefreiheit an den Bushaltestellen für das Jahr 2022 vorgenommen. Der Kreis wollte das bis 2019 schaffen. "Das Ziel war von vornherein sportlich", betont Hummel. Von 29 Kreiskommunen erklärten sich 19 bereit, dieses Ziel gemeinsam mit dem Landratsamt umzusetzen. Einige Gemeinden wollten die Barrierefreiheit aber selbstständig umsetzen, zum Beispiel im Zuge von Dorferneuerungen. Es hätten aber auch Kommunen abgesagt, räumt der ÖPNV-Leiter ein. Von Mai bis Juni 2017 besichtigten Mitarbeiter des Landratsamts die teilnehmenden Gemeinden. "Das war ein kleiner Kraftakt, wir waren zwei- bis dreimal im Monat unterwegs." Im vergangenen Herbst fragte Hummel bei den Bürgermeisterinnen und -meistern nach, wie weit der Ausbau ist. Am Ende dieses Jahres werden 30 von 830 Bushaltestellen im Landkreis Forchheim die Kriterien eines barrierefreien Stopps erfüllen (vergleiche die Übersicht über die Ausbaumaßnahmen). "Das ist natürlich etwas mager", resümiert Hummel. Grund für Verzögerungen beim barrierefreien Ausbau sei im vergangenen Jahr auch die Grippe- und Hitzewelle gewesen. In den Gemeindeverwaltungen und Planungsbüros seien deshalb Mitarbeiter ausgefallen und Termine hätten verschoben werden müssen.
Der Kreis soll aber nicht verzagen, meint Landrat Hermann Ulm (CSU). Das Ziel sei es, die wichtigsten Haltestellen in der Region umzubauen. "Wichtig ist es, eine Priorisierung vorzunehmen. Bei unseren Premium-Haltestellen wird sich sicherlich etwas tun", ist sich Reinhold Otzelberger (CSU) sicher. Eine Prioritätenliste haben die Gemeinden bereits vom ÖPNV-Chef erhalten. Hummel betont, dass er sich von Bund oder Freistaat zudem eine höhere Förderung für den Bushaltestellen-Ausbau wünschen würde. Bisher müssen die Gemeinden über die Hälfte der Kosten aus eigener Tasche zahlen. In einem ersten Schritt würde es genügen, wenn in jedem Ortsteil eine barrierefreie Haltestelle steht, sagt Hummel. "Das wäre schon ein ganz großer Gewinn."