Baiersdorfer SV steht ohne Führung da
Autor: Dorothea Weiler
Baiersdorf, Freitag, 15. August 2014
Der Präsident Oliver Rosic und seine Mitstreiter werfen hin, weil die Stadt dem Verein keinen Zuschuss gibt. Die Zukunft ist ungewiss. Im September soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden.
Der Baiersdorfer Sportverein (BSV) steht wieder vor einem gravierenden Einschnitt in seiner Vereinsgeschichte: Im September muss bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neues Präsidium gewählt werden. Denn die bisherigen Verantwortlichen, der Präsident Oliver Rosic und seine beiden "Vize" Melanie Heupel-Hoyer und Roland Lahme, haben nach zwei Jahren im Amt ihren Rücktritt erklärt. Wie es mit dem Verein weitergeht, weiß momentan niemand.
"Wir haben keine Motivation mehr weiterzukämpfen und sind es leid, uns der Sache des Vereins länger anzunehmen", resigniert Rosic. Seit dem vergangenen September, erklärt der Präsident die Ursache des Abdankens, sei die Vereinsspitze mit der Stadt Baiersdorf in Kontakt, um über notwendige Zuschüsse zu verhandeln. Statt hier Zusagen einzuhalten, türme der Stadtrat immer neue Hürden auf und suche nach Fehlern bei der Vereinsführung.
Kein finanzielles Polster mehr
Von Insolvenz, so betont der Präsident, könne nicht die Rede sein. Vielmehr sei der Verein nach wie vor in der Lage, alle Rechnungen unsubventioniert zu bezahlen, verfüge aber über kein finanzielles Polster mehr. Durch die Einrichtung des nach viermonatigem Umbau im Juli eingeweihten, über 40 000 Euro teuren Fitness-Studios sei zwar "die Liquiditätsgrenze näher gerückt". Doch auf Grund eines geschickt ausgehandelten Teilgrundstückverkaufs an die Deutsche Bahn stehe im September eine hohe Einnahme bevor.
Auch sei die Realisierung des Fitnessbereichs im Rahmen eines langfristig vom Präsidium angelegten zukunftsorientierten Vereinskonzepts ein guter Schritt gewesen, "die Abwanderung zu stoppen und den Verein interessanter und lukrativer zu machen". Und schließlich habe das Präsidium durch Umschuldung der seit über 15 Jahren bestehenden Verbindlichkeiten aufgrund damaliger Baumaßnahmen die Situation des Vereins klar verbessern können.
Das Präsidium sei davon ausgegangen, dass der Stadtrat, nachdem er bereits im Januar Bereitschaft signalisiert hätte, den für den BSV erhofften Zuschuss in seiner Sitzung im Juli bewilligen würde. Stattdessen habe der Stadtrat von Sitzung zu Sitzung neue Forderungen gestellt. Und nachdem der BSV, der Bedingung, ein externes Gutachten beizubringen, nachgekommen sei, habe der Stadtrat wieder neue Vorgaben gemacht.
Maßgebliches Mitglied zieht fort
"Da sind aber auch noch andere Sachen, die wir nicht nach außen tragen wollen", deutet Rosic an. Ob damit womöglich der bevorstehende Wegzug eines maßgeblichen Vereinsmitglieds gemeint sein könnte, den die Dritte Bürgermeisterin und CSU-Stadträtin Dorothea Neubauer zwar erwähnt, ohne dabei jedoch auf Einzelheiten einzugehen, lässt sich nur mutmaßen.
Die Hausaufgaben zu erledigen, wie vielfach gefordert, entspreche durchaus dem Konzept des jetzt scheidenden Präsidiums, betont Rosic. Unter dem Hinweis, dass die Vereinstätigkeit ehrenamtlich sei und die Mitglieder des Präsidiums voll im Berufsleben stünden, macht er aber auch seinem Unmut Luft: "Wir sind nicht nur dazu da, um zehn Stunden am Tag irgendwelche Ansprüche zu erfüllen." Ein Verein wie der BSV habe eine wichtige Funktion für dessen Mitglieder und vor allem die Jugend.
Nicht nur Dorothea Neubauer, sondern auch Bürgermeister Andreas Galster (CSU) legen größten Wert auf die Feststellung, das Präsidium des BSV um Rosic und Co. habe sich nichts zu Schulden kommen lassen, sondern vielmehr redlich bemüht, seinen Pflichten nachzukommen. "Die Finanzlasten und strategischen Fehler der Vergangenheit lassen sich nicht so leicht ausmerzen", hält Galster dem Präsidium zugute. Der BSV habe über Jahre hinweg mehr ausgegeben als eingenommen, und das Präsidium habe versucht, "mit aller Macht entgegenzuwirken". Es habe Fehlentwicklungen gegeben, die sich im Lauf der letzten 15 bis 20 Jahre summiert hätten. "Das Präsidium kann am allerwenigsten etwas dafür", betont der Bürgermeister.
Fußball-Abteilung am Pranger
Allerdings habe der Stadtrat "klare Bedingungen" an den Verein gestellt, da es sich schließlich um öffentliche Gelder handle, die in ihn investiert würden. Zunächst einmal erwarte die Stadt eine betriebswirtschaftliche Aufstellung aller Zahlen, wobei auch die einzelnen Abteilungen differenziert werden müssten. "Bisher hat niemand erklären können, woher das Defizit im Verein rührt, allerdings vermuten alle den Fußball, aber es weiß keiner", erläutert Galster. Dies sei sogar die Ursache für eine Spaltung innerhalb des Vereins. Zwar seien Zahlen vorgelegt worden, aber nur für den Verein insgesamt. Um aber endlich Klarheit zu schaffen, müssten detaillierte Aufstellungen bezüglich der einzelnen Abteilungen her.
Für den Breitensport in Baiersdorf spiele der Verein eine wichtige Rolle, denn pro Haushalt gehöre dem BSV mindestens ein Mitglied an. Trotzdem bestehe gegenüber allen Bürgern und auch gegenüber den rund 50 übrigen Baiersdorfer Vereinen eine Rechenschafspflicht. Dorothea Neubauer pocht auf Transparenz. "Es geht nicht darum, dass wir den BSV knebeln wollen", unterstreicht die Stadträtin.
Unabhängig voneinander bekunden beide CSU-Politiker, es herrsche nach wie vor im Stadtrat Einigkeit, den BSV bezuschussen zu wollen, allerdings müsste der Verein erst die Fakten auf den Tisch legen. "Wenn das geschieht, wird auch die Diskussion innerhalb des Vereins schnell abebben", sieht Galster einen positiven Nebeneffekt.
Stadt will, dass Mitgliedsbeitrag steigt
"Ohne Auflagen kann es nicht gehen, schließlich stehen wir unter Kontrolle aller Baiersdorfer Vereine", erklärt Galster. Neben der Offenlegung der relevanten Zahlen stelle der Stadtrat dem Verein außerdem die Bedingung, die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, "um seine Liquiditätsprobleme zu lösen". Aktuell liegt der Beitrag unter dem Landesschnitt in Bayern, sei also nicht ausgeschöpft. Rosic hält dagegen: "Aus meiner Sicht ist der Vorschlag einer Umlage auf die Mitglieder durch Beitragserhöhung nicht realistisch, denn die zahlen genug." Bei Amtsantritt des Präsidiums sei bereits "eine minimale Erhöhung" vorgenommen worden, doch "um das Loch zu stopfen", dürften nicht die Mitglieder herhalten.
Da der hohe Aufwand, einen Verein mit rund eineinhalbtausend Mitgliedern zu führen, ehrenamtlich nicht zu leisten sei, so die dritte Forderung des Stadtrats, müsse künftig eine ausgebildete Vollzeitkraft die Geschicke des BSV lenken. Eine entsprechende Stelle müsse im Verein geschaffen werden.
"Politische Diskussionsprozesse laufen langwieriger, unüberschaubarer und zäher, als vermutet", mahnt Galster insgesamt Geduld an. Dorothea Neubauer, die im Verein ein Strukturproblem gegeben sieht, schaut dennoch optimistisch in die Zukunft: "Der BSV wird es schaffen, da bin ich sicher."