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Baiersdorfer SV: geschlossen in eine bessere Zukunft


Autor: Dorothea Weiler

Baiersdorf, Montag, 23. März 2015

Nach Monaten voller Chaos und einer ungewissen Zukunft fasst der Baiersdorfer SV wieder Tritt. Präsident Roland Lahme hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt.
80 Mitglieder des Baiersdorfer Sportvereins waren zur Jahreshauptversammlung gekommen.  Foto: Weiler


"Das Jahr 2014 wird als eines der bewegendsten Jahre in die Vereinsgeschichte des BSV eingehen", sagte Roland Lahme. Der neu gewählte Präsident des Sportvereins sagte dies bei der Jahreshauptversammlung.

Übertrieben hat Lahme mit seiner Einschätzung wohl nicht. Ende August hatte der Verein aufgrund seiner prekären Finanzlage einen Insolvenzantrag stellen müssen. Erst im Dezember konnten die Baiersdorfer diesen wieder zurückziehen. Vorausstzung war die Erstellung eines umfangreichen Sanierungskonzepts. "Der BSV ist über das Jahr 2016 hinaus überlebensfähig", wagte Lahme im 25. Jahr nach Gründung des BSV eine vorsichtige Prognose.

Man mag es als ein Zeichen der Stabilisierung werten, dass sich nur rund 80 Frauen und Männer in der Domizil-Halle am Sportzentrum eingefunden hatten. Bei den turbulenten, teils außerordentlichen Versammlungen der jüngsten Vergangenheit war weitaus mehr Publikum in den Saal geströmt. Mit 74 stimmberechtigten Mitgliedern war die Versammlung immerhin beschlussfähig.

Bei den Wahlen bestimmten die Mitglieder Lahme zum neuen Präsidenten. Nach dem Rücktritt des vorigen Präsidiums hatte er den Verein bereits kommissarisch geleitet. Friedrich Schmidt ist Ressortleiter "Liegenschaften", Dirk Tannhäuser leitet die Fußball-Abteilung sowie Thorsten Balles den neuen Fitnessbereichs. Bei keiner der Wahlen gab es Gegenstimmen, allenfalls vereinzelte Enthaltungen.

Zwei weitere Positionen, die an diesem Abend hätten besetzt werden sollen - die des Vizepräsidenten und des Jugendvertreters - blieben allerdings vakant, da sich trotz intensiver Bemühungen von Bürgermeister Alfons Galster (CSU), der als Wahlleiter fungierte, niemand bereitfand, sich zur Wahl zu stellen.

"Gemeinsam, füreinander und miteinander" - so lautet das Motto, mit dem der Verein in eine bessere Zukunft starten möchte. "Die Sonnenfinsternis ist vorbei, jetzt scheint wieder die Sonne", übertrug Galster das jüngste Naturereignis auf den BSV.

"Die richtige Person"

Er hoffe, so Galster, dass der Verein durch die Erlebnisse des vergangenen Jahres auf den richtigen Weg gekommen sei und wünsche ihm, dass es weiter aufwärts gehe. Die Entscheidung, die Bedingungen der Stadt anzunehmen, um deren Unterstützung zu bekommen, sei nicht leicht gefallen, aber richtig gewesen, sagte seinerseits Lahme.

Eine der Bedingungen des Baiersdorfer Stadtrats an den BSV war die Einstellung eines Sportwissenschaftlers. Dieser ist mit Michael Hettchen inzwischen gefunden worden. Vom neuen Präsidenten bekam Hettchen einen großen Vertrauensvorschuss: "Er ist die richtige Person und kommt sehr gut bei unseren Abteilungsleitern an", sagte Lahme.

Ausweitung des Angebots

Der Diplom-Sportwissenschaftler selbst stellte sich der Versammlung vor und erläuterte seine Aufgaben und Ziele. Mit einer Umfrage versucht der Verein demnach gerade herauszufinden, welche Sportarten bei den Baiersdorfern besonders beliebt sind.

Nach Auswertung der Umfrage könnten laut Hettchen Trendsportarten wie Bogenschießen, Klettern oder Radtouren in das Kursprogramm aufgenommen und damit die Attraktivität des Vereins erhöht werden. Kooperationen mit Schulen, Unternehmen, Krankenkassen und Ärzten werden laut Hettchen ebenso angestrebt wie die Förderung des Fitnessbereichs und des Gesundheitssports. "Oberstes Ziel ist es, die Attraktivität des Vereins zu steigern", fasste Hettchen zusammen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Abteilungsleitern, Kontakt mit den Übungsleitern, regelmäßige Treffen mit allen Gremien und die Zusammenarbeit mit der Stadt Baiersdorf und dem BLSV hat sich Hettchen darüber hinaus vorgenommen.

Neues Controlling

Der Sportwissenschaftler soll mit seinen Aktivitäten insbesondere für Mitgliederzuwachs sorgen. "Ende nächsten Jahres wollen wir einen Mitgliederstand von 1700 erreichen, was bedeutet, dass wir 400 Mitglieder mehr bräuchten", hat Lahme dem Verein ein ehrgeiziges Ziel verordnet.

Im Januar hat der Verein, wie dies mit der Stadt Baiersdorf vereinbart worden war, ein monatliches Controlling über seine Finanzen eingeführt. Da Zahlungen nicht immer einträfen, wenn man sie erwarte, dürfe man die Betrachtung der ersten zwei Monate diesen Jahres nicht überbewerten, sagte Lahme. Demnach habe der Verein im Januar 274 Euro weniger eingenommen und 2975 Euro mehr ausgegeben als geplant. Im Februar seien 6146 Euro weniger eingenommen worden, als geplant, dafür aber 10342 Euro weniger ausgegeben worden als kalkuliert. "Ab Mai oder Juni können wir mit einer zuverlässigen Stabilisierung rechnen", sagte Lahme.

Keine Überschuldung

Derzeit weise der Verein ausgehend vom Vorjahresetat ein Minus von 347 000 Euro. Lahme nannte dies eine "akzeptable Verschuldung". Eine Entlastung glückte durch den Verkauf eines Teilgrundstücks des BSV an die Deutsche Bahn ergeben.

Das Geld in Höhe von 60.000 Euro ist inzwischen eingegangen. "Wir können nicht jedes Jahr ein Grundstück verkaufen", warnt Lahme allerdings. Überschuldet sei der Verein aber auch nicht: "Wir sind vermögend, allein der Wert unseres Grundstücks beträgt 1,5 Millionen Euro, und das Grundstück gehört uns", betont Lahme.