Baiersdorfer Kanäle ausreichend dimensioniert
Autor: Pauline Lindner
Baiersdorf, Freitag, 19. Oktober 2018
Die Bewohner von Baiersdorf sind dünnhäutig geworden, nachdem innerhalb weniger Jahre bzw. Monate dreimal Starkregenereignisse zu überfluteten Kellern und Wohnungen führten. Das hat aber nicht an mangelnden Kapazitäten der Kanalisation gelegen, betont die Stadtverwaltung.
Der Norden von Baiersdorf war am 29. Mai und am 5. Juli von zwei erheblichen Starkregen betroffen. Auf dem Starkregenindex mit einer Skala von eins bis zwölf erreichten die Niederschläge Werte von sieben. Nahezu zwangsläufige Folge war, dass die Kanalisation die Wassermassen nicht aufnehmen konnte. Insbesondere in der Königsberger Straße kam es deshalb zu Wasseraustritten aus den Kanälen und eindringendem Wasser in Kellern.
Schon vor einer Weile reklamierten deshalb die Betroffenen mögliche Mängel im Kanalnetz. Denn durch die Königsberger Straße führt der Hauptsammler zur Kläranlage. In drei Überleitungen aus der Industriestraße werden dort auch die Kanäle aus Poxdorf und als Kette die von Langensendelbach, Igelsdorf und dem Stadtteil Hut samt der Altstadt zusammengeführt.
In der Informationsveranstaltung erläuterte René Hempel vom Ingenieurbüro ITHW die Struktur des Kanalnetzes und die gesetzlichen Vorgaben für Abwassereinrichtungen. Das Büro hatte 2008 nach der Flutkatastrophe von 2007 die hydraulische Überrechnung der gesamten Anlage durchgeführt.
Hempels Ausführungen mögen für die Betroffenen schmerzlich sein, aber die deutschen und europäischen Anforderungen an Siedlungsentwässerungen sehen nur einen Schutz von Starkregen bis zur Stufe drei des Indexes vor, technisch und auch durch die zeitliche Wiederkehrwahrscheinlichkeit bedingt.
Eingerechnet und damit zulässig sind hier der Überstau: Das bedeutet, dass das Netz bis Oberkante Straßenbelag gefüllt sein darf. Dabei ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass Wasser in Hausanschlüsse zurückdrückt. Dagegen muss sich nach der örtlichen Entwässerungssatzung der Hauseigentümer selber schützen.
Die nächste Stufe ist die Überflutung. Hier ist das Netz so angefüllt, dass Wasser aus den Einlaufschächten auf die Straße drückt. Beides trat heuer im Bereich der Königsberger Straße auf und brachte bei einigen Anwesen mit sich, dass zwar die Rückstauklappen hielten, aber dennoch Wasser in die Keller zum Teil durch die Wand eindrang.
"Auf außergewöhnliche Starkregen (ab Indexstufe 4) ist ein Kanalnetz aus technischen und Wirtschaftlichen Gründen nicht ausbaubar", zerstörte Hempel manche Illusion. Die wesentliche Forderung der Betroffenen, die zum Teil sehr unwirsch auf die lange theoretische Erläuterungen reagierten, läuft auf eine Vergrößerung des Kanaldurchmessers hinaus. Sie waren mehrheitlich davon überzeugt, dass die die Wasserzuführungen von weiter her samt Neubaugebieten und größerer Versiegelung zu den Rückstauphänomenen geführt hätten.