Baiersdorf sucht Abnehmer für Wärme
Autor: Pauline Lindner
Baiersdorf, Donnerstag, 14. November 2019
Das Blockheizkraftwerk an der Mittelschule Baiersdorf läuft. Doch derzeit können nur 40 Prozent der erzeugten Wärme genutzt werden.
Es läuft, das Blockheizkraftwerk (BHKW) an der Mittelschule Baiersdorf. Deren Gebäude, die Turnhalle und die Wohnbauten der Firma Rosic versorgt es derzeit mit Wärme. Je nach Baufortschritt werden das Bauvorhaben der Firma Paulini und die bestehenden Sozialwohnungen gegenüber sowie die geplante Wohnanlage gegenüber dem Seniorenheim angeschlossen. "Und die Grundschule, wenn wir sie dort bauen", ergänzte Bürgermeister Andreas Galster (CSU) die Auflistung von Patrick Nass, dem Leiter des Kommunalunternehmens SKB. Der Baiersdorfer Energiebeirat und der Energieausschuss des Stadtrats besichtigten das BHKW. 25 Tonnen Pellets "schluckt" es im Monat. Auf Jahr hochgerechnet werden daraus 880 MWh Wärme und 1350 MWh Strom, der ins Netz eingespeist wird.
Anlage finanziert sich
Mit dem Stromverkauf finanziert sich die Anlage vor allem, auch weil das SKB Stromaltrechte eines Pflanzenöl-BHKWs erwerben konnte und deshalb pro Kilowatt 22 Cent Vergütung erhält. Pflanzenöl braucht es auch, denn das erzeugte Holzgas startet den Sechs-Zylinder-Lkw-Motor nur mit Diesel oder eben Pflanzenöl.
Für Pellets habe man sich wegen des garantierten Brennwerts entschieden, erläuterte Nass. Bei Hackschnitzeln habe es andernorts gelegentlich deswegen Probleme gegeben. Für Spitzenzeiten oder technischem Ausfall wird im Februar noch ein konventioneller Gaskessel eingebaut.
Nur 40 Prozent Wärme genutzt
Derzeit können nur 40 Prozent der erzeugten Wärme genutzt werden, hat Petra Denk von der Hochschule Landshut errechnet, die für Baiersdorf einen Energienutzungsplan erstellte. Deswegen sucht Baiersdorf noch Wärmeabnehmer. In Betracht kommen zum einen nahe gelegene Wohnhäuser, zum anderen Gewerbebetriebe, die für ihre Herstellungsprozesse Wärme benötigen. Bei den Interessenten für Grundstücke im künftigen Gewerbegebiet "Münchswiesen II" wird abgefragt, was dort zu heizen ist.
Energievergleich
Nach dem Ortstermin präsentierte Denk den Energievergleich seit der ersten Erhebung 2014 und 2017. Damals entfielen auf jeden Baiersdorfer 7,2 Tonnen pro Jahr. Das neue Blockheizkraftwerk reduziert den Ausstoß pro Person um 0,1 Tonnen. Sie wird allerdings durch eine Zunahme der Mobilität "aufgefressen". Auch wenn für Mobilität 40 Prozent aller Energie eingesetzt werden, wurde dieser Bereich nur rudimentär im Gutachten aufgenommen. Genauer: Es wurden die Zulassungszahlen von Kraftfahrzeugen mit einer durchschnittlichen Fahrleistung einbezogen. Allein bei Lastwagen stieg die Zahl innerhalb von drei Jahren um 17 Prozent.
48 Prozent der Energie wurden 2014 in Form von Wärme verbraucht; die Hälfte davon von privaten Haushalten. Die kommunalen Liegenschaften schlugen mit zwei Prozent zu Buche, die Industrie mit elf Prozent. Da wollte man ansetzen und hat eine konkrete Liste aufgestellt: Was wurde umgesetzt von den im Energienutzungsplan von 2015 verankerten Zielen?
"In Summe ist eine Menge gemacht worden", betonte Denk. Zwei Lösungen sind eingerichtet: das BHKW an der Mittelschule und Solarthermie in der Bergstraße-Nord in Igelsdorf. Nicht zustande kamen bisher mangels Anwohnerinteresse Verbundlösungen in Hagenau und in der Altstadt.