Baiersdorf: Ein Franke erklärt den EU-Betrieb in Brüssel
Autor: Ronald Heck
Baiersdorf, Mittwoch, 22. Mai 2019
Andreas Galster kennt das europäische Polit-Parkett seit Jahren. Im Interview klärt der Bürgermeister von Baiersdorf auf, welche Rolle die Wahl des Europäischen Parlamentes für die Kommunen in Franken spielt.
Andreas Galster ist nicht nur Bürgermeister sondern arbeitet als "Vice-President of the Governance Committee" auch für die deutsche Delegation im Europarat in Straßburg mit. Seit über zehn Jahren ist er zudem im Hauptausschuss des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) tätig.
Sie setzen sich seit vielen Jahren für kommunale Interessen auf europäischer Ebene ein. Welche Bedeutung hat die EU für die fränkischen Bürger?
Andreas Galster: Rund 70 Prozent der deutschen Gesetze beruhen auf Verordnungen und Richtlinien der Europäischen Union. Mittlerweile gibt es nach den Kommunen, den Bundesländern und der Bundesregierung eine vierte Regierungsebene, die unser Land ganz entscheidend mitregiert. Durch die Schaffung des EU-Binnenmarktes mit den Maastricht-Vertrag gab es eine Machtverlagerung aus dem Bundestag heraus in die europäischen Institutionen hinein. Das wurde meiner Meinung nach aber nie richtig kommuniziert.Brüssel ist weit weg von Baiersdorf. Wie hängen Kommunal- und EU-Politik zusammen?
Aber was bedeutet das konkret für ihre Arbeit als Bürgermeister?
Ein Beispiel ist der Hochwasserschutz für den Rhein, dessen Management-Plan über die Nebenflüsse Main und Regnitz bis zu uns reicht. Aus dem Bereich des Umweltschutzes sind es die FFH-Gebiete - bei uns der Markwald zwischen Baiersdorf und Röttenbach oder das Vogelschutzgebiet im Regnitzgrund. Sie alle basieren auf europäischen Verordnungen. Ebenso die Umweltgesetzgebung, die die Kommunen bei ihrer Bauleitplanung berücksichtigen müssen.Und natürlich die Beihilfen, also Subventionen, die beispielsweise an Klein- und Mittelbetriebe ausgezahlt werden, das sind europäische Fördergelder. Auch im großen Themengebiet Digitalisierung: Beim Abbau von Funklöchern spielt die Europäische Union eine große Rolle. Denn sie hat dafür gesorgt, dass es ein privater Markt bei den Netzbetreibern ist. Und sie setzt hier auch die Standards, die die Betreiber liefern müssen. Konkret war die EU auch dafür verantwortlich, dass die Roaming-Gebühren innerhalb Europas abgeschafft wurden.