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Bahnstrecke unter Denkmalschutz


Autor: Thomas Weichert

Gößweinstein, Donnerstag, 01. Juni 2017

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege würdigt die historische Verbindung zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle.
Der Bahnhof in Behringersmühle soll zu einem Leuchtturmprojekt für die gesamte Region werden.  Foto: Thomas Weichert


Die ungefähr 16 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle sowie die Bahnhofsgebäude entlang dieser Stecke und das ehemalige BayWa-Lagerhaus in Behringrsmühle werden unter Denkmalschutz gestellt.
Dies hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auf Anregung des Vereins "Dampfbahn Fränkische Schweiz" entschieden. Während der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses des Marktgemeinderats begrüßten die Markträte diese Entscheidung außerordentlich. Ergänzungen oder Korrekturen gegen die Eintragung in die Denkmalliste hatten sie nicht vorzubringen.

Einzig Georg Lang (CSU) meldete sich dazu zu Wort. Wie Lang betonte, sei diese Entscheidung nur zu begrüßen: "Die historische Bahnstrecke ist ein touristisches Aushängeschild der gesamten Fränkischen Schweiz." Lang hofft, dass der Dampfbahnverein nun an neue Fördergelder zur Sanierung der Bahnstrecke kommt.
Gleiches gilt laut Lang für das Bahnhofsgebäude in Behringersmühle und das gegenüberliegende Lagerhaus, die zu einem "touristischen Leuchtturmprojekt" werden sollen.

Die Lokalbahn Ebermannstadt-Behringersmühle, eine Nebenstrecke der einstigen Ludwig-Süd-Nord-Bahn, wurde in den Jahren 1922 bis 1930 erbaut. Das erste Teilstück der Nebenbahn der Ludwig-Süd-Nord-Bahn zwischen Forchheim und Ebermannstadt wurde bereits 1891 eröffnet. Bereits 1912 wurde die Weiterführung der Stecke genehmigt. Diese Pläne durchkreuzte jedoch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Stecke nach dem Krieg in Teilabschnitten weitergebaut. 1922 konnte der Bahnhof in Muggendorf in Betrieb genommen werden, 1927 die Bahnhöfe Gößweinstein und Behringersmühle. Die sogenannte Wiesenttalbahn ist die letzte in Bayern gebaute Nebenbahn der ehemaligen Reichsbahn.
Die Bedeutung der Wiesent-talbahn für den Güterverkehr war wegen des in den 1920er Jahren bereits aufkommenden Kraftfahrzeugverkehrs jedoch gering. Vornehmlich wurde damals mit der Bahn Getreide und Holz transportiert.


Steine und Früchte

Deshalb wurde 1930 direkt am Bahnhof in Behringersmühle der Getreidespeicher der BayWa für Schüttgut errichtet um hauptsächlich die Gerste zum Bierbrauen für die Brauereien in der Fränkischen Schweiz liefern zu können.

Am Haltepunkt "Burggaillenreuth" befand sich damals ein großer Holzlagerplatz, auf dem das Holz aus den umliegenden Waldgebieten zum Weitertransport gelagert wurde. Aber auch Kalkbruchstein und Feldfrüchte wurden über diese Bahnstrecke abtransportiert und umgekehrt Baustoffe, Kohlen oder Düngemittel angeliefert. Schon damals war die Bahnstrecke jedoch für den Personenverkehr wesentlich wichtiger, da der Tourismus in der Fränkischen Schweiz bereits aufzublühen begann. Insbesondere der Ausflugs- und Pilgerverkehr zur Wallfahrtsbasilika in Gößweinstein war von zentraler Bedeutung.
Schon damals nahm man bei der Planung und Ausführung der Bahnstrecke Rücksicht auf die Landschaft.


Nicht mehr rentabel

Kunstbauten wie Tunnels, hohe Dämme und lange Brücken aber auch starke Steigungen wurden dementsprechend vermieden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Wiesenttalbahn aber immer stärker an Bedeutung. Am 30. Mai 1976 stellte die damalige Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle dann ganz ein. Es war nicht mehr rentabel genug.

Durch den bereits 1974 gegründeten gemeinnützigen Verein "Dampfbahn Fränkische Schweiz" wurde nach der Streckenstilllegung ein touristischer Eisenbahnverkehr wieder aufgenommen. Nach der Begründung des Denkmalschützer hat die Wiesenttalbahn sowohl eine geschichtliche als auch eine künstlerische Bedeutung.
Insbesondere wegen der touristischen Erschließung der Fränkischen Schweiz in der Weimarer Republik aus geschichtlicher Sicht und wegen den Bahnhöfen in Ebermannstadt, Streitberg, Muggendorf und Behringersmühle aus künstlerischer. Diese Bahnhofsgebäude zeigen anschaulich die architektonische Entwicklung vom Historismus bis zum Heimatstil.
Zudem handelt es sich dabei um historische Bahnhofensembles, die für die bayerischen Nebenbahnen typisch waren. Auch die Brückenkonstruktionen haben ebenso hohe künstlerische und bautechnische Bedeutung. Im Interesse der Allgemeinheit läge es daher die Nebenbahnstrecke zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle zu erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen.
Heute bringt die Dampfbahn jährlich rund 35 000 Urlaubsgäste bis nach Behringersmühle. Aus diesem Grund soll auch der Bahnhof und das ehemalige BayWa-Lagerhaus in Behringersmühle mit EU-Fördermitteln saniert und touristisch aufgewertet werden.