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Bahn bekommt keinen Freibrief in Forchheim


Autor: Josef Hofbauer

LKR Forchheim, Donnerstag, 18. Februar 2016

Der Landkreis Forchheim ist vom Ausbau der Bahnstrecke mehrfach betroffen. Details sind aber noch nicht bekannt, was Kreisräte kritisieren.
Die Vorarbeiten für den ICE-Ausbau laufen. Bis Ende Februar müssen die Baumfäll-Arbeiten beendet sein. Dann soll die Planung vorliegen. Foto: Josef Hofbauer


Auf 13,6 Kilometern zwischen Poxdorf und Eggolsheim ist der Landkreis Forchheim vom viergleisigen Ausbau der ICE-Strecke Nürnberg - Berlin direkt betroffen. "Die Arbeiten laufen, obwohl wir noch gar nicht wissen, was da im Detail geplant ist", erklärte Frank Unkroth, Leiter der Bauabteilung des Landkreises den Mitgliedern des Bauausschusses, "alles was wir bisher haben, ist noch nicht offiziell."

Er machte dem Gremium deutlich, dass es keinen Freibrief für die Bahn geben werde. Ab 1. März soll die Planung öffentlich ausgelegt werden, so dass jeder zwei Wochen lang die Möglichkeit haben soll, Einwände geltend zu machen. Noch nicht klar sei, ob der Landkreis eine Ausfertigung der Unterlagen erhalten werde oder ob diese Unterlagen angefordert werden müssten.


Genau hinschauen

Es sei wichtig, sich diese Unterlagen genau anzusehen: Denn die Ausbauvariante fuße auf dem
Planfeststellungsverfahren von 1995/96, so dass die Bahn bei den Emissionen die früher geltenden Werte zugrunde legen wolle. 48 des über 400 Seiten starken Werkes beschäftigten sich mit naturschutzrechtlichen Belangen.

Unmittelbare Auswirkungen hätten die Pläne der Bahn auf den öffentlichen Personennahverkehr des Landkreises. Da die Gleise für die bis zu 230 km/h schnellen ICE-Züge außen verlaufen und die S-Bahn-Züge nach innen verlegt werden, verlängern sich die Umsteigezeiten von der Bahn auf den Bus. Der Landkreis habe gefordert, die S-Bahn-Gleise nach außen zu verlegen, erklärte Unkroth, der aber wenig Hoffnung hat, dass die Bahn dieser Forderung nachkommen werde.

"Werden die Umbaumaßnahmen an den Bahnhöfen in der jetzt bekannten Form realisiert, sind kurze Wege nicht möglich", bedauerte der ÖPNV-Chef des Landkreises, Klaus Hummel. Dafür bekomme Forchheim einen barrierefreien Bahnhof. "Aussagekräftige Pläne haben wir aber nicht. Wir durften sie nicht einmal einsehen", kritisierte Frank Unkroth.


Bus-Routen sind ungeklärt

Ungeklärt ist auch, welche Routen die Stadtbusse nehmen werden, wenn die Piastenbrücke abgebrochen wird. Dann stellt sich auch die Frage, ob die Umlaufzeiten der Busse noch eingehalten werden können.

Der Schienenhaltepunkt Forchheim-Nord sei bislang nur angekündigt, meinte Unkroth. Auch hier fehle ein Vertragsentwurf. Darin soll geregelt werden, dass der Schülerverkehr, insbesonders aus Langensendelbach und Baiersdorf , von der Straße auf die Schiene verlagert wird.


Lärmschutz einfordern

Ebenfalls noch nicht in trockenen Tüchern sieht der Bau-Jurist des Landratsamtes den von der Bahn angekündigten Bus-Wendeplatz in Eggolsheim. Ein besonderes Augenmerk sei auch auf den Lärmschutz in Forchheim-Nord zu legen. "Das steht im Gesetz. Deshalb müssen wir darauf achten, dass der auch eingehalten wird" , betonte Unkroth im Hinblick auf die Schulen in diesem Bereich.

Angesicht der rechtlichen Lage sprach der Jurist von einer paradoxen Situation: Das Baurecht der Bahn sei unbestritten, doch gleichzeitig sei nicht klar, was genehmigungsfähig sei.


Informationspolitik kritisiert

Während Matthias Striebich (Die Grünen) eine unzumutbare Situation am Bahnhof Kersbach monierte, erklärt Reinhold Otzelberger (SPD), dass die aktuelle Planung erhebliche Verbesserungen beinhalte, so dass dort weite Wege vermieden würden.

Edwin Dippacher (CSU) kritisierte die Informationspolitik der Bahn und wehrte sich dagegen, die Bahn-Unterführung in Forchheim so einfach preiszugeben. Obwohl die jetzige Unterführung, die vor Wochen noch als Argument dafür diente, dass an der Bayreuther Straße in Forchheim ein Schülerwohnheim errichtet wird, verfüllt werden soll, sei die Bahn nicht bereit, einem neuen kompletten Durchstich zuzustimmen. Das verlängere die Umsteigezeiten, insbesondere für die Fahrgäste der Wiesenttal-Bahn, die auf Gleis 8 auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofes ankommen.

Die Kostenbeteiligung des Landkreises am kreuzungsfreien Ausbau von Straßen, die den Schienenverkehr queren, bezeichnete Frank Unkroth als "moderat". Sich auf den Standpunkt zurückzuziehen, dass die Bahn eine Veränderung wolle und deshalb auch die Kosten zu trage habe, werde nicht funktionieren. In der Rechtsprechung seien sich die Juristen einig, dass beide Seiten Vorteile hätten, so dass die Kosten halbiert werden müssten. Betroffen seien die Brückenbauwerke über die Kreisstraße FO 1 von der ehemaligen B 4 in Richtung Bammersdorf, die Kreisstraße FO 2 von der A 73 kommend Richtung Poxdorf, die FO 4 bei Neuses, die Kreisstraße FO 5 von der alten B 4 nach Eggolsheim und die FO 25 auf Höhe des S-Bahn-Haltepunktes Kersbach. Die Kosten lägen insgesamt bei 153 000 Euro.


Lange Mängelliste

Eine Ausnahme bilde die Brücke bei Eggolsheim, die momentan nicht in der Baulast des Landkreises liege. Sie werde nur mängelfrei übernommen. Das sei aber nicht geschehen: Denn bei der Abnahme habe es über hundert Mängel gegeben. "Entweder die Bahn übergibt uns diese Brücke in einwandfreiem Zustand oder wir bekommen das Geld, damit wir die Nachbesserungen ausführen können", argumentierte Unkroth. Dieser Vorgehensweise stimmten die Mitglieder des Bauausschusses zu.