Badstube wurde Brauhaus
Autor: Elisabeth Görner
Forchheim, Sonntag, 18. Mai 2014
Häuserforscher Reinhold Glas und Hobbybrauer Fritz Zirnsack bringen den Forchheimern die aufregende Geschichte der Braukunst und der Brauereien ihrer Stadt näher.
Wer in Forchheim zu einem Vortrag über Braukunst und die Geschichte eines Gasthauses einlädt, der hat die Garantie für ein volles Haus. So war es auch, als jetzt die Jungen Altstadtfreunde zum Vortrag über die "Forchheimer Hausgeschichten" einluden.
Den Einstieg bot der Hobbybrauer Fritz Zirnsack. Mit interessanten und humorvollen - sozusagen "stammgewürzten" - Informationen war sein Vortrag über das "Bier im Wandel der Geschichte" angereichert.
Zunächst zufällig entdeckten schon im Mesopotamien des vierten Jahrtausends vor Christus die Sumerer, dass ein Stück Brot, das in einen Wasserkrug gefallen war, einen Gärprozess in Gang gesetzt hatte und ein Getränk mit berauschender Wirkung entstanden war.
In Europa bekam seit dem frühen Mittelalter das in den Klöstern hergestellte Bier große Bedeutung; auch Hildegard von Bingen beschäftigte sich mit der (Heil-)Wirkung des Gerstensaftes und der Ausdruck: "Flüssiges Brot" für diese Nahrungsergänzung in der früher strengen Fastenzeit lässt sich leicht erklären.
Natürlich erläuterte Fritz Zirnsack auch das Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516, machte auf die Wichtigkeit der Qualität der darin festgelegten Ingredienzien aufmerksam und beschrieb den genauen Ablauf des Bierbrauens vom Wässern der Gerste über das Läutern der "Pampe" (gemeint war die Maische) und der zunächst notwendigen Lagerung des Jungbieres bis zum Ausschenken nach mindestens drei Wochen.
Nach Zirnsack sprach der in Forchheim und Umgebung bekannten Lokalhistoriker und Häuserforscher Reinhold Glas. Er informierte zunächst über das in 29 Paragrafen geregelte Stadtrecht Forchheims, speziell über den Paragrafen 4, der den Bierpreis betraf: Schon in der Zeit zwischen 1304 und 1308 hatten die Ältesten der Stadt "beschlossen und unter Eid ausgesagt", dass der Preis, der am St. Walpurgistag (1. Mai) festgelegt wurde, ohne Zustimmung der Bürger während des ganzen Jahres nicht mehr verändert werden dürfe.
Private Brauhäuser waren auch noch lange Zeit später die Ausnahme; die ehemalige Badstube in der Wiesentstraße 4, die es mit ihrem Bader Schibitz seit 1480 gab, wurde 1511 zum Kommunbrauhaus bestimmt und es existiert sogar noch ein Beleg aus dem Jahr 1512 für den in Nürnberg gekauften Braukessel - der auf einem Wagen mit vier Pferden nach Forchheim gezogen worden ist.
Auch Hans Schenckel, der in der Kesselgeld-Zinsliste von 1622 auftaucht, hat noch im öffentlichen Brauhaus sein Bier hergestellt; er war der erste Büttner und Brauer, der in diesem Jahr das Haus (heute Kapellenstraße 3) erworben hatte und dort eine Gaststätte betrieb. Ein schon seit 1496 existierendes kleineres Wohn- und Geschäftsgebäude (Eisenwarenhandel, ab 1510) war abgerissen und an seiner Stelle 1519 ein großes erbaut worden.
Im für Forchheim verlustreichsten Kriegsjahr 1632 starb auch der Wirt Schenckel, aber seine Witwe hat weitergebraut. Nach einigen "Zwischenbesitzern" hat 1690 ein Eggolsheimer, Kilian Hofmann, durch Heirat das Gasthaus übernommen und Ernst, der jüngere seiner beiden Söhne, hat 1732 ein eigenes Brauhaus gehabt (heute Schulstraße 4) und bis 1760 geführt.
Schon 1691 wurde das Gasthaus in der Stadt durch den Weiß-Tauben-Keller ergänzt, aber erst 1848 läuft die so alte Biergaststätte unter "Taubenwirtschaft" (nach dem Bayerischen Grundsteuerkataster) und später unter dem Namen "Zur weißen Taube". 1840 hatte ein Johann Rittmeyer in das Haus eingeheiratet, kaufte 1844 das Hintere Nonnenhaus (heute Schulstraße 2) dazu und brachte damit durch ein eigenes Brau- und Kühlhaus "die Moderne" in den Schenkbetrieb, der bis zum Zweiten Weltkrieg florierte.
Dem damaligen Wirtshausbesitzer, der an die Front geschickt worden war, folgten - bis 1972 - die Henschkers, die aber nicht mehr selber brauten, sondern das Bier aus Bamberg bezogen; eine Nachfahrin war zum Vortragsabend erschienen.
1994 erwarb das Ehepaar Weiss das Haus, brachte es zur Zierde der Straße und der Stadt in den heute sehr schönen Zustand und führen dort nun - nein, keine Bier-, sondern eine Weinhandlung.