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Azubis - hungrig und zufrieden


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 04. August 2016

Im Landkreis Forchheim ist die Zahl der Lehrlinge heuer um neun Prozent gestiegen.
In der oberfränkischen Nahrungsmittelbranche werden am dringendsten Lehrlinge gesucht. Unser Foto entstand in einem gastronomischen Betrieb in Bamberg.  Foto: Archiv/Barbara Herbst


Es könnten gerne noch mehr Lehrlinge sein in Oberfranken, sagt Thomas Zimmer; doch der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken (HWK) ist alles andere als unzufrieden. Denn im Vergleich zum Vorjahr ist oberfrankenweit die Zahl der Lehrlinge von 1218 auf heuer 1277 (Stichtag 31. Juli) gestiegen. Das entspricht einem Plus von 4,84 Prozent. Für den Landkreis Forchheim vermerkt Kreishandwerksmeister Werner Oppel sogar die "beachtliche Steigerung" von neun Prozent.
Dass es so viele Auszubildende gibt, ist auch Ausdruck einer eindrucksvollen Konjunktur, von der Thomas Zimmer und Werner Oppel bei einem Pressegespräch berichteten. "Die Konjunktur brummt", freut sich HWK-Präsident Thomas Zimmer: "Das zweite Quartal ist das beste seit 25 Jahren."
Beinahe ideal verläuft aus Sicht der Handwerkskammer auch die Unternehmens-Nachfolge.

16000 Mitgliedsbetriebe zählen zur Handwerkskammer für Oberfranken - und mit schöner Regelmäßigkeit hält sich die Zahl der Betriebe, die aufhören und die neu starten, die Waage. Im vergangenen Jahr waren es etwa 1000, die aufhörten, und rund 1000, die neu hinzukamen.
Die positive Entwicklung im Handwerk schreiben der HWK-Präsident und der Kreishandwerksmeister der Image-Kampagne zu, die seit 2009 läuft. "Sie trägt Früchte", sagt Thomas Zimmer. Und Werner Oppel bemerkt in den Mittelschulen - auch als Folge der Kampagne "Elternstolz" - bei den Schülern und Azubis eine Stimmung, die gleichzeitig durch "Hunger und Zufriedenheit" gekennzeichnet sei. In den Mittelschulen sei die Botschaft angekommen, sagt Oppel: "Die Schüler bemerken, dass sie wichtig sind und gebraucht werden."
Dabei ist ein Handwerksberuf längst keine Domäne alleine der Mittelschüler; sie stellen in etwa gut die Hälfte der Auszubildenden. Auch Realschüler (rund 35 Prozent) und Gymnasiasten (10 Prozent) sind im Handwerk gut vertreten.
Dennoch gibt es in Oberfranken noch 587 offene Lehrstellen, sagt Thomas Zimmer. "Vor allem die Nahrungsmittelbranche sucht händeringend", sagt der HWK-Präsident, während der Run auf Berufe wie Mechatroniker, Elektriker, Schreiner oder Friseur ungebremst sei.
Wenig erfolgreich dagegen wirken sich bislang die Versuche aus, junge Asylbewerber in Ausbildungsberufen unterzubringen. 80 sind es oberfrankenweit, die heuer ein Handwerk lernen. Auf die Wende hoffen die HWK-Experten im Jahr 2018: Dann schließen rund 1000 Flüchtlinge die Berufsschulklassen ab.