Ausstellung vom Forchheimer Haus-Fotograf Gerhard Hagen
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Mittwoch, 06. März 2013
Wo andere vielleicht nur zweckgerichtete Gebäude sehen, erkennt Gerhard Hagen architektonische Logik und ästhetische Reize. Jetzt sind seine Bilder in Forchheim zu sehen.
Das Forchheimer Haus für Wohnungsnotfälle wurde mit einem Architektur-Preis ausgezeichnet. "Es ist formschön und relativ sparsam gebaut", beschreibt es Gerhard Hagen. Der gebürtige Forchheimer hat die Fotos für die Bewerbung gemacht. Wie für viele, viele andere Bauwerke auch.
Der Fotodesigner hat sich nach seinem Studium in Dortmund überwiegend auf die Architektur-Fotografie spezialisiert und arbeitet seither für Architekten im In- und Ausland. Für Präsentationen, für Wettbewerbe oder auch für Bildbände.
"Gutes, schönes Licht für Bauwerke, damit sie stimmungsvoll wirken", umreißt er seine Aufgabe. Der Baukörper soll in seiner Funktionalität wiedergegeben werden, aber die Aufnahme muss trotzdem die Stimmung wiedergeben.
"Die muss vermitteln: Da wohnt man gern, da ist man gern, da geht man gern hinein."
Architektur existiert nicht nur in Hochglanz, will er auch mit seiner Ausstellung "Übergänge" in den Rathaushallen vermitteln. Deshalb gehören für Hagen der "Mensch, der darin agiert" und ebenso die Landschaft dazu, in der das Gebäude steht. "Architektur findet mitten im Leben statt", postuliert er.
Seine Grundsätze formuliert Hagen, während er die vielen flachen Kartons auspackt, in denen die großformatigen Abzüge für die Ausstellung verpackt sind.
Seine Eltern und auch sein Kunstlehrer Eduard Gieseggi helfen ihm dabei, die Bilder an den feinen Hänge schnüren zu befestigen. Da wird öfter zu Maßband und Wasserwaage gegriffen. Und gefachsimpelt.
Atombunker der Bundesregierung
Über Spiegelungen zum Beispiel. Zum Problem werden sie für Hagen nur, wenn der Fotograf sich spiegelt. Ansonsten setzt er auf "so natürlich wie möglich". Er will die Lichtstimmung, wie die Architektur geplant ist, wiedergeben. Dazu packt er eine Aufnahme eines gläsernen Gebäudeübergangs aus. Die Sonne spiegelt sich darin, drei zufällige Benutzer wirken wie Schattenrisse.
Hagen und Giesseggi vertiefen sich in zwei riesige Bilder. Sie zeigen den Atombunker der Bundesregierung in der Umgebung von Bonn: gigantische Kartenwände, meterlange Arbeitspulte (mit starken Spiegelungen), Kommunikationsgeräten vom Ende des vergangenen Jahrhunderts. Ein Blick, der so heute nicht mehr möglich ist, denn der Bunker wurde um die Jahrtausendwende geschlossen, berichtet Hagen. Damals, als die Bedrohung des kalten Krieges aus den Köpfen verschwunden war; damals, als die Grenzen in Europas Mitte gefallen waren.
Fotografische Stillleben
Für Hagen leitete sich daraus die Frage ab, wie es an den Grenzen Europas inzwischen ausschaut. Dank eines Stipendiums der Verwertungsgesellschaft Bildkunst konnte er viele solcher Orte besuchen. Sein Fazit der Fotoreisen: Europa franst so richtig aus." Die Eindrücke und die Kontakte mit den Menschen dort hat Hagen in Aufnahmen, in fotografischen Stillleben festgehalten, die oft wie Ferienbilder wirken.
Malerisch bunte Fischerboote türmen sich da an einem Strand. Am Strand von Lampedusa, der Insel südlich von Sizilien, an der die Boote aus nordafrikanischen Häfen mit Flüchtlingen aus Ländern südlich der Sahara anlanden oder, auf See aufgebracht, hinmanövriert werden.
Eine flache Landschaft aus Wasser und Schlick, ein paar Schilfhalme ragen auf. Mittendrin eine Flagge. Die rumänische. Hier mitten in den sumpfigen Weiten des Donausdeltas demonstriert sie das letzte Stück staatlicher Hoheit.
Bei beiden Bildern erschließt sich die Aussage nicht mit einem flüchtigen Blick. Aber kleine Details in den Motiven stoßen den Denkprozess des Betrachters an. Das ist ganz offenkundig beim Bild von einem zypriotischen Flughafen Kein Flugzeug ist darauf zu sehen, nur markierte Fässer mitten auf der Landebahn.
Dann klickert's vielleicht: Das ist nicht einer der frequentierten Charterflughäfen der Touristeninsel, das ist der der Hauptstadt Nikosia, durch die immer noch eine Demarkationslinie mit Niemandsland links und rechts verläuft. Ein preiswürdiges Foto, kein preiswürdiger Zustand.
Ort Rathaushallen Forchheim
Zeit Die Ausstellung "Übergänge" ist von heute bis zum 31. März täglich von 11 bis 17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 13 Uhr zu besichtigen.
Katalog Zur Ausstellung ist im Verlag Edition Architektur ein reichbebilderter Katalog erschienen.