Ausstellung in Gaiganz: Pater Josef Eger und die Schatten
Autor: Franz Galster
Gaiganz, Dienstag, 20. Oktober 2015
In Gaiganz gedachte man des Wirkens des vor 20 Jahren verstorbenen Paters in der Gemeinde. Gleichzeitig rief man sich die Folgen der NS-Zeit für den Ort ins Gedächtnis.
Die Erinnerung an Pater Josef Eger fand zu dessen 20. Todestag in seinem Heimatort Gaiganz einen ganz besonderen Höhepunkt. Seine Nichte Maria Eger hatte ein umfangreiches Programm über einen ganzen Tag organisiert. Sein Neffe Alfons Eger unterstützte sie dabei. In der Tat schien für einen Moment die Zeit im Rückblick stehen zu bleiben.
Zwei wesentliche Aspekte rückten in den Vordergrund. Zum einen Josef Eger, der dem Redemptoristenorden angehörte und sich als Schriftsteller religiösen und literarischen Inhalts einen Namen machte, zum anderen die Schatten der Vergangenheit aus dem Jahre 1933/1934, als die Nazipropaganda einen Unglücksfall mit Todesfolge im beschaulichen Gaiganz als politischen Mord ausschlachteten und vorübergehend 19 unschuldige Männer einkerkerte.
Es war daher nicht verwunderlich, dass nach dem sonntäglichen Kirchgang in der Filialkirche St.
Erlebbare Biographie
Maria Eger begrüßte die Gäste zu einer außerordentlich aufwändigen, vielsagenden Ausstellung, die sich räumlich in zwei Bereiche teilte. Zum einen die Biographie des Paters mit vielen persönlichen Utensilien wie Bildern, Zeugnissen, Büchern bis hin zu seiner bescheidenen kleinen mechanischen Schreibmaschine "Hermes baby", auf der er um die 60 Werke verfasste. Dazu zählen theologische Werke wie "Daheim im Himmel" oder "Der starke Gaigant", womit er eine mythologische Figur für Gaiganz geschaffen hat. Pater Eger erhielt Bestwerte in seinen Zeugnissen.
Sein Genie ist an vielen Stellen erkennbar.Im zweiten Teil fanden sich Zeitdokumente vorwiegend aus den Jahren 1933/1934 aus der Sammlung von Pfarrer Jung. Es gibt noch, wenn auch wenige, Zeitzeugen von damals. So wie Ernst Greif, der sich als Bub auf einem verblichenen Foto vor dem damaligen Elternhaus wiedererkennt. Er steht da mit seinem Vater Michael Greif und seinem Großvater Johann Greif, die beide soeben aus dem Gefängnis in Bamberg zurückgekehrt waren. Großvater Greif, bis 1933 Bürgermeister, dann setzten ihn die Nazis ab, verbrachte sechs Monate im Gefängnis.
Ernst Greif deutet auf das Bild links, da wo Rechtsanwalt Hans Wölfel steht. "Ohne ihn als Verteidiger im Gerichtsverfahren wären mein Großvater und alle Gaiganzer gefangenen Männer nach Dachau ins KZ gekommen", sagt Ernst Greif. Er wirkt sehr nachdenklich.
Unbekanntes Filmdokument
Spätestens bei einem Filmvortrag von Michael Reinhardt am Abend zum Ausklang im Feuerwehrhaus erfuhren die Besucher viele Details zu den Ereignissen in Gaiganz 1933/34. Alfons Eger hatte ein bisher unbekanntes Filmdokument im Bundesfilmarchiv entdeckt und besorgen können.Reinhardt beleuchtete die Details im Einzelnen. Was war geschehen? Am 21. Mai 1933, an Christi Himmelfahrt, gerieten nach einer Feier und nicht mehr nüchtern die Knechte Josef Wiesheier und Lorenz Schriefer wegen einer Magd in Streit. Schriefer warf dabei den körperlich schwächeren Wiesheier in den Weiher, wo er unter unglücklichen Umständen ertrank. Schriefer war Mitglied der Bayernwacht, einer konservativen Organisation, Wiesheier marschierte als einziger im Ort für die SA.
Dieser politische Widerspruch rief die SA aus der Region, aber auch bis zur obersten Spitze mit Paul Röhm auf den Plan. Wiesheier wurde zum politischen Opfer hochstilisiert. 19 Männer von 14 bis 67 Jahre wurden für vier bis sechs Wochen, einer für 13 Wochen und der Bürgermeister für sechs Monate hinter Gitter geschickt. Man vermutete eine Verschwörung.
Gewitter vertreibt Spuk
Am 25. Mai 1933 wurde der 209-Seelen-Ort Gaiganz bei der Beisetzung des SA-Mannes Wiesheier von bis zu 6000 SA-Männern förmlich erdrückt. Man schätzt, dass bis zu 20 000 Teilnehmer da waren - wie bei einem Volksfest. Die Gaiganzer atmeten auf, als am Nachmittag Sturm und Gewitter aufzogen und dem Spuk vorzeitig ein Ende setzten.
Nur zwei Tage Gerichtsverhandlung bedurfte es in Bamberg, um Lorenz Schriefer wegen Mordes zu verurteilen und hinzurichten. Michael Reinhardt versuchte nachzuweisen, dass hier Totschlag und nicht Mord im Spiel war. Doch in den Schwarzweiß-Aufnahmen ging es eben nur darum, den machtvollen Aufmarsch der Braunen zu zeigen.
Maria Eger hatte Dietmar Peschel aus Erlangen als Lektor gewonnen. Er las aus dem "Ein starker Gaigant - Ein Tag der Wahrheit". Jeder literarische Text hat etwas Biographisches an sich, zeigen die Gedanken, ja die Zweifel, die einen hoch intelligenten Theologen beschäftigten. Es hat etwas Philosophisches an sich, geht weit über das hinaus, was der normale Mensch denkt. In Pater Egers Werken ist der Einfluss des heiligen Augustinus zu erkennen, der auch Grundlage seiner Promotion war.