Rund 150 Anwohner kamen in die Reuther Hutstraße, da sie sich gegen eine Bebauung aussprechen wollten.
Die Reuther Bürger hatten mobil gemacht. In der vergangenen Woche waren Flugblätter verteilt worden, denn sie wollten Geschlossenheit zeigen. Geschlossenheit gegen eine Bebauung außerhalb des Bebauungsplans. Geschlossenheit gegen acht bis zehn Wohnungen, die vorwiegend für anerkannte Asylbewerber genutzt werden sollten. Thomas Schuster von der Reuther CSU betonte: "Wir sind nicht rassistisch eingestellt, aber es ist hier nicht der richtige Standort."
Die Standort-Frage war es schließlich auch, die die Mehrheit des Bauausschusses dazu brachte, gegen den Vorschlag zu stimmen. Davor wurde vor Ort und auch im Ausschuss viel über das Projekt gesprochen. Den Gedanken hinter diesem Bauvorhaben formulierte OB Uwe Kirschstein (SPD) so: "Ich habe einen Auftrag und der heißt Wohnraum schaffen."
Deshalb habe man sich verschiedene städtische Flächen angeschaut, die für das "Staatliche Sofortprogramm im Wohnungspakt Bayern (1. Säule)" infrage kämen. Eine davon wäre zentraler, nämlich in der Merowingerstraße, gewesen. Doch die Autobahndirektion als direkter Anlieger gab das Okay nicht - die Fläche könne nicht bebaut werden, da sie als eine Art Puffer fungiere. Die städtische Fläche in Reuth sei die gewesen, die für am Sinnvollsten erachtet wurde.
Die rund 150 Reuther Bürger, die zum Ortstermin in die Hutstraße gekommen waren, hatten aber viele Argumente, die gegen die Bebauung spricht. Es gibt auch jetzt schon zu wenig Kindergartenplätze, so dass einige Reuther ihre Kinder nach Kersbach bringen müssten. Außerdem seien die Asylbewerber nicht mobil und deshalb in Reuth abgeschnitten. "Hier findet keine Integration, sondern Isolation statt", sagte eine Frau. Eine anderer fürchtete gar, dass "das hier ein asoziales Viertel wird".
Noch keine genaue Planung
Alexander Dworschak (Geschäftsführer des Hauses für Wohnungswirtschaft Forchheim) versuchte zwar diese Argumente zu entkräften und warb für das Projekt, dessen Bauherr der Freistaat Bayern wäre. Er betonte auch, dass 30 Prozent der Wohnungen von der Stadt Forchheim für Wohnungssuchende genutzt werden dürften. "Bedarf besteht mehr als genug", sagte Dworschak.
Eine genaue Planung für das Gebäude wurde im Ausschuss indes nicht vorgelegt. Erst, wenn die Aussicht auf Erfolg eines Antrags gegeben ist, würde der Bayerische Staat die Planung beginnen. Für die Anlieger würden für die Erschließung zudem keine Kosten entstehen - auch das war eine Frage aus der Bevölkerung gewesen. Holger Lehnard und Markus Schmidt (beide CSU) sprachen sich deutlich gegen das Vorhaben aus. "Einen Gefallen tun wir uns und den Flüchtlingen dort nicht", sagte Lehnard. Auch Edith Fießer (FGL) konnte nicht zustimmen: "Wir unterstützen das im Grunde schon, aber die Anbindung dort ist äußerst schlecht."
Manfred Mauser (FBF) warnte davor, dass dort kein "Ghetto" geschaffen werde. Von einem Ghetto wollte hingegen Alfred Dorn (SPD) nichts wissen: "Den Begriff ,Ghetto' finde ich bei zehn Wohnungen nicht angebracht."
Lisa Hoffmann (SPD) sagte, sie erlebe in ihrer Arbeit jeden Tag, wie groß die Not ist. "Ich möchte die Argumente nicht wegschieben", sagte sie, "aber wir haben keinen anderen Standort." Sie appellierte auch an die Forchheimer, dass diese in sich gehen und überlegen sollten, ob es nicht doch Wohnungsleerstände gebe, die bewohnbar gemacht werden könnten.
"Ist es das ideale Grundstück? Nein. Haben wir eine andere Chance? Auch nein", konstatierte Erwin Held (FW). Sebastian Körber (FDP) rief den Anwesenden ins Gedächtnis, dass diese Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge gedacht seien. Diese seien nicht da, weil es in Deutschland lustig sei. "Das Grundstück wäre nicht meine erste Wahl", sagte er, "aber es ist unsere einzige." Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) sagte, dass er in seinem privaten Wohnhaus eine Wohnung an eine anerkannte syrische Flüchtlingsfamilie vermietet habe. "Ich habe gute Erfahrungen gemacht", sagte er und appellierte ebenfalls an die Forchheimer zu schauen, ob nicht Leerstände zur Verfügung stünden. Mit sechs Ja- und neun Nein-Stimmen entschieden sich die Mitglieder des Bauausschusses, dass sich Forchheim nicht für diese Förderprogramm bewerben werde.
"Wir sind nicht rassistisch eingestellt, aber es ist hier nicht der richtige Standort."
Ich war schon beunruhigt und dachte.......
"Hier findet keine Integration, sondern Isolation statt", sagte eine Frau.
Dann organisiert einen Helferkreis der sich um solche Probleme kümmert. Funktioniert so ähnlich wie das organisieren einer Kirchweih.
"Wir unterstützen das im Grunde schon, aber die Anbindung dort ist äußerst schlecht."
Wir leben im 21.Jahrhudert. Da gibt es Autos und für Menschen die über 18 Jahre alt sind Zettel die berechtigen diese zu benutzen.
"Einen Gefallen tun wir uns und den Flüchtlingen dort nicht"
Da bin ich aber beruhigt, dass man sich im Vorab mit den Flüchtlingen besprochen hat und weis was diese wollen.
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Welches Signal senden wir eigentlich in die Welt hinaus, wenn wir neue Häuser und Wohnungen für anerkannte Asylbewerber bauen, die dann erst nach 5 - 10 Jahren der Allgemeinheit zur Verfügung stehen werden.
Ich könnte es noch verstehen, wenn dieser Wohnungsbau der einheimischen Bevölkerung zugute kommt und die anerkannten Asylbewerber in deren alte Wohnungen ziehen. So wird ein Schuh daraus...........
Außerdem sollen doch die Reuther ehrlich sein: wird der Bau wirklich abgelehnt, weil hier die Verkehrsanbindung für die Asylbewerber fehlt, Ghettobildung drohe, Kindergartenplätze ohnehin schon knapp sind und rassistisch sei man auch nicht.
Es ist doch eher so, dass die Bürger (die meisten meiner Meinung nach) nach solchen Gründen suchen, weil man einfach andere Nachbarn vorziehen würde.