Aus Forchheimer Engel wird eine Bierkönigin
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Freitag, 08. April 2016
Das Wochenende 23./24. April steht im Zeichen des offiziellen Kellerwald-Auftakts. Höhepunkt ist die Inthronisierung der Bierkönigin Carina II.
"Felsenkeller, Eichenwald, urgesunder Aufenthalt. Schon die Ahnen saßen, aßen, tranken Annafestbier-Maßen", so reimte einst der Forchheimer Heimatdichter Dr. Hans Jann. Das war so und das bleibt auch so - und jedes Jahr tut sich Neues zum Kellerauftakt. Das Wichtigste zuerst: Der offizielle Beginn der Saison wird am Samstag, 23. April, gekrönt von der Inthronisation der neuen Forchheimer Bierkönigin - um 17 Uhr, auf dem Greif-Keller.
Die neue Majestät hat damit auch traditionell den Titel der oberfränkischen Bierkönigin inne. Die Insignien der Hoheit über die Biertische werden heuer an Carina II. verliehen. Die 25-Jährige aus Kersbach ist bei der Sparkasse Forchheim beschäftigt. Im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand sie bereits einmal 2007: Damals hatte Carina Schneider als Weihnachtsengel die Türchen des Forchheimer Rathaus-Adventskalenders geöffnet. Jetzt macht sie im Kellerwald ein Fass auf.
Schaubrauen auf dem Festplatz
Die Aktionen zum Start der Kellersaison am 23. April beginnen um 12 Uhr mit einem Schaubrauen auf dem Festplatz. Dort, wo zu Annafestzeiten das Riesenrad steht, geben die "Brauwastl" Einblicke in die Kunst der Bierherstellung. Der kleine Stamm eingeschworener Bierfreunde benutzt beim Schaubrauen nach althergebrachter Art große Bottiche. Das süffige Resultat bietet die fröhliche Hopfenrunde um Fritz Zirnsack wie immer gerne zur Verkostung an. Auf den Kellern gibt es derzeit keine Pächterwechsel zu vermelden. Nur auf dem Schaufelkeller gibt es eine Veränderung: Nachdem Georg Schaufel im Januar verstarb, führt nun Hilde Schaufel den Keller alleine weiter - zu den gewohnten Öffnungszeiten. Bei schönem Wetter spielt zur Saisoneröffnung Musik auf dem Schaufel Keller.
Was gibt es sonst noch Neues auf den Kellern? Der Glockenkeller bietet seinen Gästen eine neue Überdachung. "Ich finde es schön", so Wirtschaftsförderer Viktor Naumann, "dass die Pächter wieder etwas für die Optik auf ihren Kellern tun".
Wut auf wilde Parker
Aber es herrscht nicht nur eitel Freude auf den Kellern. Unseren Leser Steffen Müller-Eichtmayer bewegt ein Thema, das immer wieder für Diskussionen sorgt: die vielen Parker vor den Kellern. "Mit Beginn des schönen Wetters zieht man gern auf die Keller, um ein Bier oder dergleichen mitsamt der Ruhe in der Natur zu genießen. Nur leider ist es mit der Ruhe nicht weit her", so klagt der Kellerfreund, "wenn der motorisierte Individualverkehr, ähnlich wie in der Innenstadt, erst direkt vor der Eingangstür Halt macht. Jeder Kehrmaschine folgt in Forchheim ein Begleitfahrzeug der Verkehrsüberwachung - im Kellerwald dagegen scheint die Stadt nicht nur ein, sondern gleich zwei Augen zuzudrücken", kritisiert Müller-Eichtmayer und belegt dies mit einem Foto. Es entstand kürzlich an einem Sonntag Nachmittag in der, wie Müller Eichtmayer betont, "als Fußgängerzone" ausgewiesenen Straße zu den unteren Kellern. Ordnungsamtsleiter Klaus Backer erklärt dazu, man müsse zwischen den Saisonzeiten unterscheiden: Vom 1. Oktober bis 30. April sei die Zufahrt bis 15 Uhr im gesamten Bereich des Kellerwaldes, und ab 15 Uhr in Teilbereichen, erlaubt. Im Sommer sei die Zufahrt ab 15 Uhr komplett gesperrt.
Das Ordnungsamt sei "stichpunktartig" vor Ort, betont Backer. Man baue aber keinen übertriebenen "Kontrolldruck" auf. Schon alleine die Personalkapazitäten und die Arbeitszeiten würden dies nicht erlauben. "Die Parkplatzüberwacher hören um 20.30 Uhr auf". Wobei es danach natürlich Kontrollen durch die Polizei geben könne, betont Backer.
Nie ganz zu verhindern
Ausnahmegenehmigungen gebe es natürlich für die Wirte und Anwohner. Dass Besucher zu den Kellern hochführen, das könne man nie ganz verhindern, gesteht der Ordnungsamtsleiter ein. Wie Bürgermeister Franz Streit (CSU) erklärt, stehe das Verkehrskonzept auf dem Kellerwald ohnehin auf dem Prüfstand. Dabei verweist er auf die vor allem vom Forchheimer Bürgerblock unternommenen Vorstöße. Der habe sich wiederholt für eine Freigabe des oberen Festgeländes als Parkplatz stark gemacht. Das Problem dabei sei allerdings der Parksuchverkehr, durch den sich die Fahrzeug-Frequenz auf den Zufahrtswegen erhöhen würde, verdeutlicht Streit. Auf der anderen Seite gebe es natürlich die Wirte, "die jammern" - und die Bedürfnisse älterer Leute, die bequem zu den Kellern hinauf kommen möchten. Dafür habe er besonderes Verständnis, betont Streit. "Wir haben leider noch keine Lösung gefunden, die naturverträglich ist und zugleich die Wünsche älterer Besucher erfüllt". Zusammen mit Klaus Backer habe er schon Überlegungen angestellt, ein "Bähnla" als Zubringer zu den oberen Kellern fahren zu lassen. Und scherzhaft fügt Bürgermeister Streit an: "Am besten wäre es, unter den Kellern eine Tiefgarage zu bauen."