Druckartikel: Aus dem Leben eines Hufschmieds

Aus dem Leben eines Hufschmieds


Autor: Carmen Schwind

Ebermannstadt, Freitag, 03. April 2015

Stephan Hellgrewe arbeitet seit vier Jahren als Hufbeschlagschmied. Was früher ein Lehrberuf mit langer Ausbildungsdauer war, wird heute als Weiterbildung angeboten.
Stephan Hellgrewe passt das Eisen an. Foto: Carmen Schwind


Unruhig trippelt "Windspiel Girl" hin und her. Sabine Gilligbauer hat ihr Pferd, das sie nur "Mausi" nennt, aus der Box geholt und außen am Stall angebunden. "Windspiel Girl" weiß, was jetzt auf sie zukommt: Sie bekommt von Hufschmied Stephan Hellgrewe neue "Schuhe" verpasst.

Früher war der Beruf des Hufschmiedes ein Lehrberuf mit vierjähriger Ausbildungsdauer. "Seit der Änderung des Hufbeschlaggesetzes im Jahr 2007 ist das eine Weiterbildung, die jeder mit einem abgeschlossenen Beruf machen kann", informiert Hellgrewe. Er selbst habe früher in einem Reitstall gearbeitet und erst vor vier Jahren die Prüfung zum Hufschmied gemacht: "Das ist auch eine finanzielle Entscheidung, aber es war halt immer meine Idee, Hufschmied zu werden."

Prüfung in Leipzig

Die Ausbildung wird an entsprechenden Schulen angeboten, an denen Lehrgangsgebühren anfallen. Sie umfasst Einführungs- und Vorbereitungslehrgänge und ein zweijähriges Praktikum. Seine Prüfung zum Hufbeschlagschmied hat Hellgrewe an der Hufbeschlagschule der Tiermedizinischen Fakultät in Leipzig abgelegt.
Mittlerweile hat sich "Windspiel Girl" beruhigt und frisst ein wenig Stroh, während Hellgrewe mit Hilfe von Sabine Gilligbauer die alten Nägel und Hufeisen entfernt, die Sohle ausschneidet, säubert und mit einer Raspel glättet. "Ich bin froh, dass wir den Stephan haben, denn er ist geduldig und sehr gewissenhaft. Er nimmt sich auch Zeit und geht auf das Tier ein", erklärt die Pferdebesitzerin.

"Die Pferde hier sind auch gut erzogen", antwortet Hellgrewe. Manchen Pferden würde die grundlegende Erziehung fehlen. Beispielsweise könne man diese nicht einmal anbinden oder sie würden nicht ruhig stehen bleiben. "Das ist Respektlosigkeit des Pferdes gegenüber dem Menschen", erklärt Sabine Gilligbauer das tierische Verhalten, und Hellgrewe ergänzt: "Ein Pferd steht entweder über oder unter dir, mit einer anderen Stellung kann das Tier nichts anfangen." Viele Pferdebesitzer würden das nicht verstehen und keine klaren Befehle geben.
Auch solle man beim Pferdekauf an alle Folgekosten denken. Zum Beispiel sollten Pferde alle sechs bis acht Wochen neue Hufeisen bekommen. Und die darf nur ein geprüfter Hufschmied anbringen.

Mittlerweile erhitzt Hellgrewe die vier Hufeisen in einem speziellen Ofen, der an seinem Auto ausgeklappt werden kann. "Die Investitionen für einen Hufschmied halten sich in Grenzen. Man braucht ein Auto, einen Amboss und etwas Werkzeug, dann kann man loslegen", informiert Stephan Hellgrewe, der lieber im Freien mit Tieren und ihren Besitzern arbeitet als im Büro oder in einer Fabrik am Band.

Hellgrewe hat selbst Pferde

Er hat selbst Pferde, so dass es ihm nicht schwerfällt, mit diesen Tieren umzugehen. Allerdings habe er auch die negativen Seiten des Berufs kennengelernt: Rückenprobleme. "Ich bin dann auch schon mal unverrichteter Dinge gegangen, als ein Pferd so gar nicht den Fuß heben wollte", erzählt der Hufschmied.

Doch heute gibt es keine Probleme. Die Eisen sind heiß und werden an die Hufsohle von "Windspiel Girl" angepasst, dann wieder am Amboss nachgerichtet, bis sie passen. Schließlich nagelt der Hufschmied die Hufeisen an. "Mausi" bekommt vier Schuhe aus Metall.

Hellgrewe hat jedoch auch Hufeisen aus Kunststoff und zum Kleben dabei. Und Sabine Gilligbauer holt einen anschnallbaren Hufschuh, den sie als Geschenk bekam. "Hufeisen sind wichtig, denn sie schützen den Huf vor Abrieb, wenn das Pferd auf befestigten Wegen unterwegs ist", erklärt Hellgrewe. Besonders Pferde, die geritten werden, bräuchten Hufeisen.

Oft habe man ihm gegenüber argumentiert, dass Wildpferde auch keinen Schutz tragen würden. "Die werden aber auch nicht auf Straßen geritten und haben oft Hufprobleme", sagt Stephan Hellgrewe und macht sich daran, die Nägel abzuzwicken und die Hufe zu feilen.

"Windspiel Girl" läuft noch ein paar Mal auf und ab, damit Stephan Hellgrewe sehen kann, ob ihre neuen "Schuhe" passen. Alles ist perfekt und der Hufschmied kann sich aufmachen, um den nächsten Kunden in Ober- oder Mittelfranken zu besuchen.