Druckartikel: Augraben war vor 3000 Jahren besiedelt

Augraben war vor 3000 Jahren besiedelt


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Donnerstag, 14. Juli 2016

Archäologische Untersuchungen an der neuen ICE-Trasse in Forchheim geben völlig neue Einblicke in die Besiedlungsgeschichte der Region.
Fundstellen und Funde werden exakt dokumentiert.  Fotos: Josef Hofbauer


Seit Mitte Februar sind zwischen Forchheim-Süd und Baiersdorf Archäologen auf Schatzsuche. "Als die Bodenarbeiten zum viergleisigen Ausbau der Bahntrasse Nürnberg - Berlin angekündigt wurden, nahmen wir die Gelegenheit wahr, nach Bodendenkmälern zu suchen", erklärt Stefanie Berg-Hobohm, Pressesprecherin des Landesamtes für Denkmalpflege. Sie verdeutlicht: "Wir wussten, dass hier aus Sicht der Denkmalpflege ein heißes Pflaster ist."

"Die unmittelbare Nähe zu bekannten Bodendenkmälern und die siedlungsgünstige Lage auf der Niederterrasse der Regnitz waren der Grund für die archäologische Begleitung", informiert Stefanie Berg-Hobohm. Die Hoffnung, entlang der fünf Kilometer langen Trasse zwischen Baiersdorf und Forchheim frühgeschichtliche Siedlungsreste zu finden, war groß.


Brunnen ausgegraben

Die bisherige Bilanz: Bisher wurden drei bis dato unbekannte Siedlungen, davon zwei vorgeschichtliche und eine mittelalterliche, entdeckt und ausgegraben werden. In der mittelalterlichen Siedlung in der Nähe des Logistikers Hegele wurden entlang der Bahntrasse neben Pfosten- und Kellergruben auch zwei ehemalige Brunnen dokumentiert. "In einem der Brunnen befand sich noch ein gut erhaltenes Rindengefäß, das vermutlich zum Wasserschöpfen genutzt wurde", erzählt Grabungsleiter Matthias Tschuch. Dieser Fund werde momentan im Labor für Dendroarchäologie des Landesamtes für Denkmalpflege untersucht und konserviert. Dabei werden Holzproben zur genauen Datierung der Siedlung entnommen. Anhand der Datierungsmethode der Dendrochronologie soll das genaue Alter der gefundenen Hölzer und damit das Alter der Siedlung ermittelt werden.


Südlich des Augrabens

Aktuell konzentrieren sich die Ausgrabungen auf den 120 mal 150 Meter großen Bereich südöstlich der Augrabensiedlung zwischen Kersbach und Forchheim. Auf diesem Areal, dem "Land der tausend Löffel" befinden sich rund tausend einzelne Fundstellen, Reste einer eisenzeitlichen Besiedlung aus der Zeit zwischen 1300 und 700 vor Christus.

Anhand der gefundenen Pfostengruben können Gebäudegrundrisse verschiedener Größe rekonstruiert werden. Neben den Wohngebäuden sind auch zahlreiche Speichergebäude und Siedlungsgruben dokumentiert worden. In diesen fanden Archäologen charakteristische Gefäßreste aus gebranntem Ton, die die Siedlung in die Eisenzeit datieren. Die Scherben sind Reste eines 30 Zentimeter großen Gefäßes mit sehr schöner Verzierung.


Überraschende Entdeckung

Ein anderes Keramikstück ist Teil eines aufwändig verzierten Tellers. "Hochwertige Keramik", bestätigt Grabungsleiter Tschuch, dessen Team hier auch ein mehr als 3000 Jahre altes geschliffenes Beil und Reste eines aus Keramik gefertigten Vogels geborgen hat. Überraschend war die Entdeckung eines knapp 600 Quadratmeter großen Bereichs, der ursprünglich durch eine hölzerne Palisade umgeben war und der damit diesen Bereich von der restlichen Siedlung abgrenzte. Im Norden dieser Anlage befanden sich innerhalb eines 2,40 Meter breiten grabenlosen Abschnitts zwei Gruben, die zeigen, dass der Zugangsbereich ursprünglich durch zwei massive Holzpfosten verengt wurde, die einen Hinweis auf ein Holztor geben.

Überschneidungen mit anderen Befunden aus der Urnenfelderzeit zeigten, so Tschuch, dass diese Einfriedung bereits vor der Eisenzeit errichtet wurde. Er bekräftigt: "Die archäologischen Untersuchungen geben völlig neue Einblicke in die weit zurückliegende Besiedlungsgeschichte dieses Raumes."