Auflagen und Verantwortung lasten auf Faschingsumzügen
Autor: Petra Malbrich
LKR Forchheim, Freitag, 26. Januar 2018
Die prunkvollen Faschingsumzüge im Kreis Forchheim stehen bevor. Doch Auflagen und Verantwortung erdrücken die Veranstalter schier.
Wenn die Narren in ihrer Verkleidung gut gelaunt und winkend Bonbons von den Wagen werfen und Stimmungslieder dröhnen, ist doch immer viel Anspannung und Verantwortung dabei. Hinter den Masken sieht es anders aus. Finanziell sind diese Umzüge für die Vereine kostspielig. Hinzu kommt eine ganze Palette an Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen. Dass diese eingehalten werden, dafür haftet der Vereinsvorstand.
"6000 Euro bis 7000 Euro kostete der Umzug", sagt Clemens Vykydal, der Vizepräsident des Neunkirchner Carnevals-Vereins. Da sind die laufenden Kosten dabei, die Genehmigungen für Straßensperrungen, Gebühren oder Auswerfmaterial. Es läppert sich zusammen. Das muss der NCV aus eigener Tasche leisten und das wird immer schwieriger.
Die Stadt übernimmt
"Wenn wir das alles alleine stemmen müssten, würde es schwierig. Wir sind froh, dass es die Stadt übernimmt", gesteht Roland Hofmann, Präsident des Elferrats der Stadt Ebermannstadt. Die Stadt organisiert, zahlt und übernimmt die Haftung. Am Marktplatz wird viel getrunken. Dass in den Wagen nur in Maßen getrunken wird, darum kümmert sich der Elferrat. "Wir passen untereinander auf", versichert Hofmann. Ähnlich ist es in Gößweinstein. "Zum Glück ist die Marktgemeinde Träger des Faschingsumzugs, nicht der Verein", sagt Bernhard Bauernschmitt, Vorstand des Faschingsvereins Narrenkübel. Schon im Vorfeld laufen dazu jedes Jahr etliche Besprechungen. Die Gemeinde, der Faschingsverein, die Feuerwehr und auch die Polizei sind im Boot für diese Manöverbesprechungen.
Fast 10.000 Zuschauer
Und nach dem Fasching wird Bilanz gezogen. Diese Besprechungen seien sehr wichtig. "Der Zustrom ist fast beängstigend. 48 Wagen nehmen teil, etliche Fußgruppen und fast 10.000 Zuschauer sind am Straßenrand", sagt Bauernschmitt. Auch mit den Umzugsteilnehmern, die aus Orten von Hiltpoltstein bis Ebermannstadt und anderen Richtungen kommen, wurden deshalb schon zwei Besprechungen gehalten. Anordnungen und Auflagen wurden durchgegangen. Der Fahrer muss am Wagen bleiben, damit Rettungskräfte im Notfall sofort handeln können. Eine Aufsichtsperson läuft neben dem Wagen her, um sofort eingreifen zu können, wenn ein Kind beim Bonbonfangen zu nahe an das Gefährt kommt. "Es hat immer problemlos funktioniert", lobt Bauernschmitt.
Bei anderen Zügen dabei
Vor allem steht der Bürgermeister hinter dem Fasching und dem Umzug am Faschingsdienstag. Die Auflagen sind in den Gemeinden fast alle gleich. Die einen haben mehr, die anderen weniger, weiß Elke Mölkner, die Präsidentin des Fosanachtsverein Allamoschee in Effeltrich. Einen eigenen Festzug haben die Effeltricher nicht, aber sie nehmen an anderen Festzügen teil. Auch sie bestätigt die immer mehr werdenden Auflagen. Vier Mann braucht sie schon, die auf jeder Seite neben dem Wagen herlaufen. Dann muss der Wagen eine Absperrung haben, wenn die Wageninsassen stehen.Die Gema-Gebühren für die Musik werden auf die Teilnehmer umgelegt, auch der Wagen ist versichert. Sichtbar getrunken werden darf nicht. Aber: "Wir sind doch selbst auf Sicherheit aus und stürzen uns nicht ins Bodenlose", findet Mölkner. Oft hat sie noch eine 40- oder 50-köpfige Fußgruppe bei den Umzügen dabei.
Umzug in Forchheim
Beim Umzug in Forchheim vergangenes Jahr mussten sie bei ihrem Faschingswagen Bretter zwischen die Räder bauen, damit niemand "unter die Räder" kommt. Und aus dem Wagen ausschenken darf man nichts. Dabei geht es den Effeltrichern bald ähnlich wie den Neunkirchenern. Mit zwei Prunksitzungen muss das ganze Geld eingearbeitet werden, um die laufenden Kosten zu decken. Versicherungen, Gema-Gebühren, die Brandschutzauflagen, was ein beleuchteter Sammelplatz für den Ernstfall oder schwer entflammbare Deko bedeutet, ausreichend Parkmöglichkeiten, Sicherheitsdienst und Sanitäter, die alle bezahlt werden müssen.
Schulungen für die Trainer
"Viel Jugendarbeit wird gemacht, doch die Schulungen für die Trainer oder die Kostüme für die Gardemädchen müssen auch bezahlt werden", sagt Mölkner. Das waren heuer 500 Euro pro Kostüm, da eine ganze Gruppe neu ausgestattet werden musste. Das Geld fehlt. Einen Umzug könnten sie nicht finanzieren. In Forchheim, Bruck, Heroldsbach oder Neunkirchen gehen sie dann als Teilnehmer mit. Dort war der Höhepunkt nach dem Umzug die Getränkebude. Doch dort dürfen keine harten Getränke mehr ausgegeben werden. Nur Bier, Sekt oder Glühwein. Den NCV trifft das vor allem finanziell. Denn: "In den Bars oder im Supermarkt werden harte alkoholische Getränke ausgegeben. Die Leute bringen dann die Getränke einfach mit", sagt Vykydal. Die Alternative wäre ein Zelt. Doch da gibt es dann wieder andere Vorschriften, die es auch nicht leichter machen. Dabei hat gerade der NCV von sich aus beschlossen, auf Alkohol am Wagen zu verzichten. Lange, bevor die Gemeinde das forderte.