Biver ist Franken, Tee ist Türkei. Und wofür steht Döner? Vielleicht für beide Kulturen? Ein Besuch in einem Forchheimer Kebab-Laden.
Gerade kommt Agnes Schmitt von der Arbeit. "Einmal in der Woche gönne ich mir einen Döner", erzählt sie und läuft schnurstracks zu "Bektas" in den Laden am Paradeplatz.
Hinter der Salat-Theke dreht sich ein Fleischspieß in der Ecke. "Einen Döner bitte", sagt Agnes Schmitt. "Mit allem?", fragt der Mann mit Brille, Bart und rotem Polo-Shirt. "Ohne Zwiebeln. Und zum Mitnehmen." Sie komme gerne, erzählt die Frau aus Oesdorf, während der türkische Burger immer dicker wird. "Es schmeckt einfach und hier sind alle immer freundlich."
Solche Worte hört Bektas Sahin gerne. "Wir machen auch ganz viel mit Gemüse", sagt der 45-Jährige und zeigt auf die gegrillten Auberginen und Zucchinis. Dann ruft doch wieder der Drehspieß. Der nächste Forchheimer hat Hunger. "Wie willst du deinen Döner haben?"
Bahar heißt Frühling
An den Tischen sitzen Teenager neben Menschen in Anzügen. Der Laden ist hell. Die Wände sind bunt. Auf einem Tisch köchelt der Tee in einem silbernen Samowar vor sich hin. Kein Ort für ein Dinner bei Kerzenlicht. Aber kein Vergleich zur Fastfood-Hektik à la Burger-Bude an der Autobahn. Derweil geht die Glastür erneut auf. "Servus Fränky", sagt Bektas zu dem jungen Mann von der Deutschen Post. Der Postbote kennt sie alle.
"Die meisten Döner-Läden sind auf der Bamberger Straße." Das Landratsamt schätzt, dass es bis zu 15 "Döner-Buden" im Landkreis gibt. Und 1612 türkische Staatsbürger leben hier. Die meisten Fleischspieße drehen sich freilich in der Stadt.
Derweil gibt es eine kleine Einführung ins türkische Küchen-ABC. "Dürüm heißt gerollt", erzählt der Mann neben dem Dönerspieß am Paradeplatz. Und was heißt Hallo? "Merhaba!" Und wie heißt Du? "Ich heiße Bahar. Das heißt Frühling. Ich arbeite hier", erzählt die 24-jährige Bahar. "Ich kenne Bektas aus dem Café Wauer's." Den Laden am Rathaus hat der 45-jährige Bektas vor zehn Jahren mit seinem Bruder übernommen. "Seitdem bin ich bekannt wie ein bunter Hund in Forchheim."
"Der Bektas ist mein Bruder", erzählt Hüseyin Sahin, der Mann am Dönerspieß. Ihr Vater sei 1970 aus Anatolien nach Nürnberg gekommen. Nach und nach hat er seine zehn Kinder nach Deutschland nachgeholt. "Vor zwei Jahren ist mein Vater gestorben", erzählt Bektas, der in Nürnberg mit einer "Bratwurst-Bude" in die Gastronomie eingestiegen ist.
19 Döner in der Stunde
"Zu mir kommen hauptsächlich Deutsche. Und Schüler", berichtet Bektas. "Mein Sohn spricht nur Deutsch. Meine Tochter kann aber auch türkisch." Während diesmal eine Pfanne mit Schafskäse und Gemüse über die Theke wandert, sagt Bahar: "Ich habe ganz viele deutsche Freunde. Die Mädels in der Türkei sind viel moderner, als die meisten türkischen Mädchen hier." Schließlich habe sich auch die Türkei verändert.
Dann wandert der 19. Döner in dieser Mittagsstunde über die Theke. "Willst Du noch einen Çay?", fragt Bektas. Was? "Tee!" Ja. Und was heißt Auf Wiedersehen? "Güle! Güle!", rufen die Drei und winken zum Abschied.