Auf der Suche nach dem Eremiten
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Mittwoch, 12. Oktober 2016
In den heimischen Wäldern heften sich Mitarbeiter der Forstverwaltung auf die Spuren des Eremiten.
Zwei Reiterinnen nehmen den Weg um den Fürstberg und sind erstaunt, als auf der Anhöhe mehrere Fahrzeuge stehen. Sie gehören Mitarbeitern der Forstverwaltung. Herbert Niedermayer vom AELF in Roth klärt sie auf, dass eine Bestandsaufnahme im Natura-2000-Prozess stattfindet. "Sagt Ihnen der Name ,Eremit' etwas?", fragt er. Die Reiterinnen verneinen, von einem Käfer dieses Namens haben sie noch nie etwas gehört.
Was Wunder, lebt dieser Käfer und seine Larve doch viel zurückgezogener als etwa der Maikäfer. Drei bis vier Jahre haust seine Larve in Löchern alter Laubbäume. Sie frisst sich durch den Mulm rund und dick. Sie verpuppt sich in einer Kugel aus Totholz und schlüpft später als Käfer. Dieser allerdings ist etwas "fauler" als beispielsweise ein Maikäfer und schwirrt nicht derart munter umher. Der Eremit (Osmoderma eremita) gilt unter den Biologen als schlechter Flieger.
Gleichwohl genügt seine Flugleistung, um auf ein Weibchen respektive Männchen zu treffen. Das Leben des Käfers ist ausschließlich auf die Fortpflanzung ausgerichtet.
Wäre man zum Nachweis seiner Existenz auf den Fang des Käfers angewiesen, wäre dies ein mühseliges Unterfangen. Aber zum Glück für die Forscher hinterlässt die Larve Kotbällchen. "Das ist ein Akkusauger mit schwacher Leistung", erklärt Forstwirt Alfred Wörle, als er seinem Kollegen Günter Wallerer das Gerät reicht. Der Sauger wird an einem Seil am Baum hinaufgezogen, denn Hohlstellen befinden sich meist etwas höher oben. Das Hochziehen des Saugers ist schon fast die Schlussphase einer solchen Baumhöhlenuntersuchung.
Der erste Schritt ist für die beiden Baumsteiger das Anlegen ihrer Sicherheitsausrüstung samt Helm. Dann ist Geschick gefragt, denn ein dünnes Seil muss um eine starke Astgabel gewickelt werden.
Ein Stückchen vom
Erst jetzt kommt der Staubsauger zum Einsatz. Einen vollen Beutel des losen Materials holt Wallerer heraus. Unten nehmen Wörle und Stefan Schwab vom Kartiererteam Mittelfranken des Forstes das Gerät in Empfang und leeren seinen Inhalt in immer feinere Siebe; um alle Teilchen, die auf die Anwesenheit des Eremiten schließen lassen herauszuklauben. "Das könnte ein Stück von einem Deckflügel sein", sagt Schwab zu Forstoberrätin Gabriele Färber, die im Bereich von Erlangen-Nürnberg für FFH-Gebiete zuständig ist. Ein Kollege von ihnen wird den Fund später unter dem Mikroskop analysieren. Im Markwald, einem FFH-Gebiet, läuft mit diesen Arbeiten der zweite Durchgang der Artenerfassung. Vor sechs Jahren fand der erste statt. Die Erhebungsberichte liegen den heutigen Kartierern vor. Auf der Grundlage dieser Berichte sind auch die Bäume ausgewählt worden, die Wallerer und Wörle jetzt besteigen.
140 Bäume mit Höhlen sind im Markwald markiert. Bei Weitem nicht in allen lebt der Eremit, aber viele sind das Sommerquartier der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii). Die beiden vertragen sich gut, beschleunigt doch der Fledermauskot das Wachstum der Eremitenlarven. Für die nächtlichen Flieger wurden zusätzlich noch Fledermauskästen aufgehängt. Sie unterscheiden sich von Vogelnistkästen durch die breite Öffnung am unteren Rand. Auch durch deren Überwachung werden Erkenntnisse für das FFH-Monitoring gewonnen.