Druckartikel: Auf Burg Feuerstein geht Malen ohne jeden Zwang

Auf Burg Feuerstein geht Malen ohne jeden Zwang


Autor: Dorothea Weiler

Ebermannstadt, Montag, 06. Mai 2013

Einfach so und ohne Anleitung kreativ zu sein, ist schwer als gedacht. Das haben Nina Knöß und ihre beiden Kinder bei einem Kunstkurs der etwas anderen Art auf Burg Feuerstein gemerkt.
Nina Knöß (m.) besucht mit Tochter Anne und Sohn Alexander einen außergewöhnlichen Kurs. Fotos: Weiler


Unzählige Fundstücke haben die 32 Teilnehmer am Kreativwochenende "Kunst und Natur" im Bollerwagen aus dem Wald zur Katholischen Landvolkshochschule Feuerstein (KLVHS) transportiert, um daraus in Verbindung mit Feile, Farbe und Fantasie viele kleine Kunstwerke zu schaffen.

Eine besonders schön geratene Fällkerbe gehört dazu, deren berindete Außenrundung die geschwungene Form eines barocken Schnörkels hat. "Sina" hat eines der teilnehmenden Kinder hinein geschnitzt, und man sieht, dass noch einige Arbeit erforderlich sein wird, um das Stück zur Vollendung zu bringen.

"Möglichst viel Freiraum lassen" - das ist die Absicht der Künstler Michaela Schwarzmann und Reiner Schütz, die den von der KLVHS in Kooperation mit dem Familienbund der Katholiken im Erzbistum Bamberg veranstalteten Kurs gemeinsam leiten. Wichtig ist für Schwarzmann in diesem Zusammenhang vor allem, "dass wirklich etwas aus einem Schaffensprozess heraus entsteht". Dass das gerade Erwachsenen nicht immer leicht fällt, die sich Perfektionismus und Anspruchsdenken der Gesellschaft vielleicht schon zu sehr zueigen gemacht haben, stellt gerade Nina Knöß fest.


Eine gewisse Ratlosigkeit

Die 39-Jährige besucht den Kurs mit ihren beiden Kindern: der achtjährigen Anne und dem drei Jahre jüngeren Alexander.

Während einer Diskussion über Vereinbarkeit von Familien und Beruf bei Frauen, bei der sie beide am Podium saßen, hatte Nina Knöß die Referentin kennengelernt und beschlossen, mit ihren Kindern das Kreativwochenende zu belegen. Doch die PR-Beraterin aus Pretzfeld ist etwas ratlos. Es bereite ihr Schwierigkeiten, so ganz ohne Vorgaben darauf los zu werkeln. Eigentlich wäre es ihr doch lieber gewesen, sich mit einem vorgegebenen Thema auseinanderzusetzen.

Ihr Sohn hat einen Ast für sie ausgesucht und wünscht sich nun von seiner Mutter, dass sie daraus eine Schlange machen soll. Seine Mutter bemalt ihn bunt und beschriftet ihn bedeutungsvollen Worten aus einem Fantasy-Roman.

Gemeinsam haben die drei Knößs einen farbenprächtig geschuppten Fisch mit Acrylfarben auf blaues Tonpapier gezaubert. Und der Kleinste hat in krakeligen Großbuchstaben seinen Namenszug darunter gesetzt. Ihr schönstes Naturfundstück, ein flaches, kleines, unregelmäßig umholztes Astloch haben sie als Auge in das Bild gefügt.
Auch wenn die junge Mutter mit den Ergebnissen ihrer ersten künstlerischen Versuche noch nicht ganz glücklich ist - möglicherweise, weil ihre vorgeprägte Erwartungshaltung sie zwangsläufig enttäuschen musste -, so ist sie doch von der KLVHS und ihrer Umgebung begeistert. "Hier können die Kinder frei entscheiden", beschreibt sie das Lebensgefühl in der ländlichen Abgeschiedenheit.


Geschichten von der Kräuterfee

Auch das Natursuchspiel, das eine kräuterbewanderte Teilnehmerin anbietet, nimmt Nina Knöß gerne auf. Ein ganzer Aufgabenkatalog ist dabei zu erfüllen und unter anderem sind "ein schöner Stein", "etwas Spitzes oder Scharfes", "ein leeres Schneckenhaus" und "das größte Blatt" mitzubringen.

Dass die Kräuterfrau auch Geschichten über Feen zu erzählen weiß und Gesundheitstipps bereit hält, weiß Knöß dabei besonders zu schätzen. Angeblich helfe der Verzehr dreier Schlüsselblumenblätter, um nicht krank zu werden. Nina Knöß staunt.