Druckartikel: Aromatische Rüben für die feine Küche

Aromatische Rüben für die feine Küche


Autor: Petra Malbrich

LKR Forchheim, Dienstag, 14. August 2018

Wer gerne gärtnert und auf gesunde Ernährung Wert legt, kommt an der Roten Bete nicht vorbei.


Schwarzwurzel, was ist das? Jahrelang hatte das Gemüse einen schlechten Ruf. Als "Spargel der armen Leute" wurde es bezeichnet, denn ähnlich dem Spargel schmeckt es auch. Nach dem zweiten Weltkrieg hatten die Leute dafür kein Geld, also wurden Schwarzwurzeln angebaut. Die jungen Leute kennen das Gemüse nicht, die älteren wollen es nicht mehr essen. "Sie lehnen es ab, weil sie es als Kinder oft essen mussten", weiß Alexander Folk, der Geschäftsführer des Hotel Schlossberg in Haidhof. Auf der Speisekarte steht es deshalb selten und es ist schon einige Jahre her, dass es dort auf den Tellern serviert wurde.

Das findet Folk eigentlich schade. "Es ist ein leckeres Gemüse", betont Folk. Mit dieser Meinung steht er nicht alleine, selbst die Gäste, die sich für Schwarzwurzel entschieden hatten, loben das Gemüse.

Kaum Nachfrage

Bis zu 3000 Quadratmeter hat Hans-Jürgen Eichfelder, Gärtner und Kreisvorstandsmitglied beim Bauernverband aus Bamberg, früher angebaut. Heute braucht er am Wochenmarkt meist nur noch zwei Kisten von dem Gemüse, das tiefgrundigen Boden liebt und bis zu 40 Zentimeter lang werden kann. In eine Kiste mit Sand gelegt, kann es im Keller monatelang gelagert werden. Langsam ist die Schwarzwurzel ähnlich der Roten Beete wieder im Kommen. Hans-Jürgen Eichfelder vermutet, dass die meisten Leuten keine Zeit mehr hatten, das Gemüse zuzubereiten und oft auch nicht wissen wie, ergänzt Elvira Otzmann.

Die Lillingerin ist Hauswirtschaftsmeisterin und Ernährungsfachfrau (EFF), also Referentin für Ernährung beim Bauernverband. Denn beim Schälen dieses Wolfmilchgewächses tritt Milch aus, was mit Luftkontakt eine Braun- oder Schwarzfärbung des weißen Wurzelinneren bewirkt. Abgesehen davon, dass es unappetitlich aussieht, signalisiert der Mensch "Schwarz ist giftig".

"Die Schwarzwurzel sollte man deshalb in Essigwasser legen und beim Schälen Handschuhe anziehen", rät Otzmann, damit sich auch die Hände nicht dunkel verfärben. Vor zwei Jahren hatte sie in ihrem Hausgarten die Schwarzwurzel angebaut, wie früher fast alle Dorfbewohner und wie es Otzmann von ihrer Mutter her noch kennt. Zwar ist die Schwarzwurzel umständlich zum Anbauen, weil es ein zweijähriges Gewächs ist, das im Juni angebaut und ein Jahr später im Herbst erst geerntet wird, aber die Schwarzwurzel ist gesund. "Sie enthält viele Mineralstoffe, Kalium, Vitamin B6, die Folsäure, Magnesium und Phosphor", erklärt Otzmann. Das Inulin in der Schwarzwurzel mache das Gemüse auch für Diabetiker verträglich, führt zwar manchmal zu Blähungen, ist aber blutreinigend und kann Leber- und Nierenleiden lindern.

Nicht zu lange kochen

"Die Schwarzwurzel ist ein zartes Gemüse und schmeckt beispielsweise mit Bechamel-Soße zubereitet ganz lecker. Man darf sie nur nicht zu lange kochen. Ungefähr zehn bis 15 Minuten", erklärt Otzmann.

Wer sich dennoch nicht an den Eigenanbau des Gemüses im nächsten Sommer wagen möchte, muss auf die vielen Vorteile und positiven Wirkungen der Schwarzwurzel dennoch nicht verzichten. "Man kann die Schwarzwurzel als Konserve kaufen", sagt Otzmann, die diese Gemüsekonserven schon in etlichen Supermärkten gesehen hat. "Die Mineralstoffe bleiben trotzdem erhalten", bekräftigt die Ernährungsfachfrau.

Das Gemüse aus der Dose ist ebenfalls schnell und lecker zubereitet. Ein paar Zwiebelchen andünsten, mit zwei Esslöffeln Mehl bestäuben. Wer Mehl nicht verträgt, kann es auch weglassen. Die Konservenbrühe aufgießen. Zum Verdicken kann auch Sahne verwendet werden. Schließlich gibt man die Schwarzwurzel hinzu und lässt weiter garen. "Die Schwarzwurzel ist ein gutes und passendes Gericht zu Kartoffeln, zu Schnitzel natur oder zu gekochtem Fleisch", findet Otzmann.

Auch als Wildgewächs

Erst vor zwei Jahren hat Otzmann bei einer Kräuterwanderung Blüten gegessen, die der einer Ringelblume ähnlich sind. Auch farblich gelb und orange. Es war die Schwarzwurzel, die noch immer wild wächst. Kein Wunder, ist sie doch eine einheimische Wildpflanze, die vor Jahrhunderten schon als Heil- und Gemüsepflanze gesammelt wurde. Otzmann spricht der Schwarzwurzel eine klare Empfehlung aus. "Sie ist gesund und bringt Abwechslung auf den Speiseplan. Man kann auch gut essen, was hier wächst", betont sie.