Archäologen-Funde belegen: Forchheim ist älter als gedacht
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Montag, 24. März 2014
Archäologen entdeckten im Klosterhof Zeugnisse für eine slawische Besiedlung vor der Zeit Karls des Großen. Die Stadtgeschichte muss also neu geschrieben werden.
Eine Tonscherbe beweist: Forchheim ist um 100 oder 150 Jahre älter als gedacht. Und: Zu dieser Zeit lebten vorwiegend Slawen in der Siedlung, die Archäologen nun auf dem 4000 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Klosterhofes entdeckt haben.
Dank der Pfostenlöcher sind eindeutige Gebäudegrundrisse erkennbar, erklärt Grabungsleiter Bernd Ernst. Er geht davon aus, dass auf dem Klosterareal, auf dem die Erlanger Immobilienfirma Sontowski und Partner eine Wohnanlage errichtet, schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung schwunghafter Handel betrieben wurde.
Auf Grund der Anordnung der Pfosten lasse sich sogar die Bebauung rekonstruieren, erklärt Ernst. Im südlichen Teil standen um das Jahr 700 zwei große Holzgebäude, die etwa 20 Meter lang und zwölf Meter breit waren. Die Rückschlüsse zogen die Archäologen aus der der Tiefe, der Anordnung und der Beschaffenheit der Pfähle.
Die frei gelegten Gebäudegrundrisse ließen sich am besten mit großen, hallenartigen Anlagen vergleichen, die sich sehr gut in das Bild eines frühmittelalterlichen Handelsplatzes einfügten. Die Entdeckung in Forchheim vergleicht Grabungsleiter Bernd Ernst mit der Situation in frühmittelalterlichen Zentralorten wie Karlburg am Main und dem niederländischen Dorestad am Rhein.
Professor Sebastian Sommer, Abteilungsleiter der Praktischen Denkmalpflege für Bodendenkmäler am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, geht davon aus, dass der Handelsplatz zur Wiesent hin ausgerichtet war. Dafür sprächen die Relikte der Landungsstege auf dem einst zum Fluss abfallenden Gelände.
Viele weitere Erkenntnisse
"Wir freuen uns, dass die Grabung im aufgelassenen Klosterhof so wertvolle Zeugnisse für die Stadt zu Tage brachte", erklärte Matthias Hubert, Geschäftsführer von Sontowski und Partner. Die Erwartungen, so Grabungsleiter Ernst seien definitiv übertroffen worden. So konnten Teile der Klostergärten, ein großer Karpfenweiher, ein barocker Pavillon, in dem die Fische bis zur Verarbeitung gehalten wurden, und ein bischöflicher Fohlenhof nachgewiesen werden. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass es hier einmal eine Glockengießerei gegeben haben muss. Im Osten der Grabungsfläche wurde ein Keller entdeckt, dessen Mauern der Kaiserpfalz in nichts nachstünden. Entdeckt wurden auch zwei Leichen, die unter nicht ganz normalen Umständen hier begraben wurden, zeigte sich Bernd Ernst geheimnisvoll.
Die insgesamt rund 1400 historischen Fundstücke, überwiegend lokal hergestellte Keramik, werden gesäubert, beschriftet und ausführlich dokumentiert. Ab 2016 sollen sie in einer Ausstellung in Forchheim gezeigt werden.
"Jetzt haben wir endlich die archäologische Bestätigung für die bisher nur aus Schriftquellen bekannte Bedeutung Forchheims als Handelsstadt im frühen Mittelalter", freute sich Oberbürgermeister Franz Strumpf (CSU/WUO). Die Grabungsergebnisse seien wichtig und erfreulich zugleich, untermauern sie doch den Ruf Forchheims als Handelsstadt, der zur Ersterwähnung der Stadt im so genannten Diedenhofener Kapitular führte. Darin verbot Kaiser Karl den Forchheimern den Handel mit Waffen mit den benachbarten Slawen.