Anonyme letzte Ruhe ist gefragt
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Sonntag, 09. Oktober 2016
Immer weniger Forchheimer wollen in einem Sarg beerdigt werden. Das Gartenamt hat ein Gräberfeld gestaltet, das dem Trend zur Urne Rechnung trägt.
Ein altes Ehepaar spaziert an den Urnen-Wänden des Neuen Friedhofes entlang und betrachtet die frisch bepflanzte Anlage: "Ich möcht net in so a Kästla, aber die Gestaltung ist geglückt", sagt er. Und sie: "Ja, es sieht sehr schön aus."
Auch Herbert Fuchs ist zufrieden. Der Leiter des Gartenamtes hat die Anlage mit den Urnenwänden und Stelen selbst entworfen; er hat den Linienschwung der Trauer-Buchen in seine Planung aufgenommen. Zuvor habe er sich auf anderen Friedhöfen umgesehen und sich inspirieren lassen.
Eigenhändig, schön - und günstig
Indem Herbert Fuchs den Part des Gestalters selbst übernahm und die Arbeiten in die Hände des städtischen Bautrupps legte, musste die Stadt nur 60 000 Euro in das Gräberfeld, die Urnenwände und Stelen investieren.
Andernorts kostet so eine Anlage gerne das doppelte.
Viele Forchheimer Bürger hatten in den letzten Monaten die Urnen ihrer Angehörigen in der Aussegnungshalle gelagert, während sie sehnlichst auf die Fertigstellung der Anlage warteten, erzählt Dieter Imiolczyk.
Er ist für die Bepflanzung verantwortlich: Kirschlorbeer, Zwerg-Wacholder, Stiefmütterchen, Heidekraut, Silberblatt und Teppich-Wacholder bedecken die Erde.
Hier, direkt neben der Aussegnungshalle ist nun Platz für viele hundert Urnen. Sie werden in Reihengräbern, in Stelen, in anonymen und teilanonymen Grabfeldern bestattet. Allein für teilanonyme Bestattungen (mit Namensschild, aber ohne genauen Ort) gibt es nun 120 neue Plätze.
Der Trend zur Urnenbestattung sei enorm, sagt Herbert Fuchs. Als er 2003 die Leitung des Gartenamtes übernommen habe, hätten sich noch 90 Prozent der Forchheimer für eine Erdbestattung entschieden. Zehn Jahre später waren bereits über die Hälfte der Bestattungen Urnenbestattungen.
Der Wunsch, den Angehörigen die Grab-Pflege zu ersparen, sei wohl der Hauptgrund, weshalb sich die Mehrheit für die Urne entscheide, meint Herbert Fuchs.
Schlichte, schwarze Gedenksteine zieren das Gräberfeld. Herbert Fuchs, Dieter Imiolczyk, der vormalige Kulturbeauftragte Dieter George und seine Nachfolgerin Katja Browarzik haben die Texte ausgewählt, die in die Gedenksteine gemeißelt sind. Hier wird Cicero, Bert Brecht oder - auf dem Feld der anonym Bestatteten - Friedrich Hebbel zitiert: "Seele vergiss nicht die Toten."
Nur wenige Schritte entfernt bietet die Stadt eine weitere Bestattungsform an. Hier können sich die Forchheimer unter Bäumen begraben lassen. "Das ist noch nicht so bekannt", sagt Herbert Fuchs. Seit 2012 gibt es die Möglichkeit, die letzte Ruhe unter Rosskastanien oder Bergahorn zu finden. So unterschiedlich die Bestattungsformen sind, von der Preisgestaltung weichen sie nicht sehr voneinander ab. Das hat mir der Friedhofssatzung zu tun, die ja die Kosten für die Gestaltung und Pflege mit einrechnen muss.
Die günstigste Beerdigungsform ist das Erdurnen-Grab. Als es 2011 eine Debatte um die Friedhofsgebühren gab und die Kosten deutlich stiegen, setzte ein regelrechte Run auf die Erdurnen-Gräber ein. 180 Euro für 15 Jahre kosteten sie damals. Es gab Familien, erinnert sich Fuchs, die gleich mehrere Gräber kauften.