Annafest: Fränkische Küche hat es schwer
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Mittwoch, 17. Juli 2013
Der Braten gehört zum Annafest wie das Festbier. Aber wie steht es um die Qualität von Bratwurst, Schäuferla und Co? Die Kellerwirte gehen unterschiedliche Wege, um niedrige Preise und gute Qualität unter einen Hut zu bringen.
Die Küchen sind klein. Der Besucher-Andrang beim Annafest ist umso größer. "Zwei Stunden müssen die Schäuferla ins Rohr", sagt Marlene Zeitler und schiebt eine Ladung Knusperschaufel in den Ofen. "Die sind noch nicht fürs Fest", sagt die Wirtin vom Glocken-Keller, "die sind nur für heute Abend." Beim Annafest würden unzählige Schäuferla über die Kellertheke wandern. "Über 1000 Portionen auf jeden Fall", schätzt die Wirtin.
Woher das Fleisch kommt? "Vom Globus-Metzger", sagt die Wirtin. Auch die Bratwürste seien von dem großen Handelshaus vor den Toren der Stadt und nicht von einem alteingesessenen Metzger. Ein paar Schritte weiter rüstet sich Traudl Kraus für den Schlachtschüssel-Tag, der traditionell am heutigen Donnerstag vor dem Festbeginn im Kellerwald stattfindet. "Ich bereite gerade die Stechbrüh' vor", sagt die Wirtin vom Greif-Keller.
Derweil hat es Marco de Sanctis eilig. "Wir liefern nur maßgeschneiderte Spitzenqualität", sagt der Metzger von der Groß-Metzgerei Hans Fäßler aus Fürth. "Unser Fleisch ist schon günstiger als beim Metzger um die Ecke", gibt de Sanctis zu. "Die besten Bratwürste", lobt Mike Reisemann vom Winterbauer-Keller. Derweil verstaut die Winterbauer-Wirtin, Ela Reisemann, die frischen Fleischwaren im Kühlhaus. "Wir kochen alles frisch", sagt Ela Reisemann und präsentiert stolz ihre blitzblanke Küche.
Derweil macht ein Gerücht die Runde im Kellerwald: Die Lebensmittel-Kontrolleure des Landratsamtes sollen einige Keller-Küchen "dicht" gemacht haben. Amtsleiter Bernhard Hauser schüttelt mit dem Kopf und winkt ab: Alles halb so schlimm, sagt er. Einige Wirte müssten nur bis Donnerstag ihre Küchen in Ordnung bringen. Dann rückt die Lebensmittelüberwachung zur Endabnahme vor dem Annafest an.
Gewusel unter den Baumkronen
In den Baumwipfeln pfeifen derweil die Spatzen um die Wette. Unter den Baumkronen im Kellerwald herrscht ein Gewusel wie in einem Ameisenhaufen. Ein Laster karrt das Bier an. Der nächste Transporter bringt Mehl. Vertreter verkaufen Zucker-Brause. Dazwischen freuen sich Schausteller und Zuckerbäcker auf ein gutes Geschäft. Dollar-Zeichen hat Barbara Schnell, die Wirtin vom Weiss-Tauben-Keller, schon lange nicht mehr in den Augen. Der Preiswettkampf im Kellerwald sei einfach zu groß."Wir wollen Qualität anbieten, können aber die Preise nicht in den Himmel schrauben", sagt die Weiss-Tauben-Wirtin. Die Konsequenz? Beim Annafest übernimmt der Eigentümer die Küche. Die Kellner sind schon da. Der Keller-Besitzer gibt die letzten Anweisungen. Eine Frau übersetzt die letzten Instruktionen des Schaustellers. Mit guter Küche könne man beim Annafest kein Geld verdienen, sagt Barbara Schnell und fügt fast traurig hinzu: "Wir machen alles selber. Aber die Leute honorieren die Qualität einfach nicht."
Der Preis-Druck macht auch anderen Kellerwirten zu schaffen. "Limburger bieten wir heuer gar nicht an auf dem Annafest. Der ist einfach zu teuer geworden", sagt Carola Bernklau vom Neder-Keller. Die Brauerei kümmert sich um das Biergeschäft. Frau Bernklau muss mit den Speisen schwarze Zahlen schreiben. "9,80 Euro kostet mein Schäuferla auf dem Annafest." Aber das Neder-Schäuferla sei kein Leichtgewicht. Rund 750 Gramm bringe eine Neder-Schaufel auf die Waage. Andere seien vielleicht günstiger. Dort seien die Schäuferla aber auch kleiner, sagt die Wirtin.
Früher hat Hans Derbfuß auch seine Bratwürste zum Annafest geliefert. Heute sei das vorbei, sagt der Meister der Metzger-Innung aus Gräfenberg: "Heute muss alles billig sein." Bis etwas passiert. Dann sei der Aufschrei groß. Derweil gehen viele Kellerwirte mit der Zeit. "Bei mir gibt es heuer nur Pizza und Langos", sagt Haldun Yildirim. Das mache nicht so viel Arbeit wie Bratwurst und Braten, gibt der Wirt vom Schwanen-Keller zu - und lukrativer ist es wohl obendrein.
