Annafest: Forchheim "gibt Feuer"
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Freitag, 24. Juli 2015
Beim Annafest spielen die Böllerschützen eine zentrale Rolle. Erst wenn sie abdrücken, setzt sich der Festzug in Bewegung. Klaus Steinmetz von Victoria Buckenhofen spricht über Reiz und Gefahr des Böllerns.
Klaus Steinmetz wiegt seinen neun Kilogramm schweren Schaftböller in den Händen. Das klobige Gerät sieht aus wie ein etwas unförmig geratenes Gewehr, dem der Lauf fehlt. "Das ist keine Waffe", sagt Steinmetz, "das ist ein Handwerkszeug".
Das Böllern falle daher auch "nicht unter das Waffen-, sondern unter das Sprengstoffrecht", erklärt Peter Kaiser, der Sprecher der Forchheimer Schützenvereine.
Steinmetz und Kaiser gehören zu jenen Auserwählten, die am Sonntag einen seltenen Auftritt im Forchheimer Süden haben. Viele Schützen-Vereine hatten sich beworben, beim "Anböllern" des Historischen Annafestzuges mitzumachen; doch aus Platz- und aus Sicherheitsgründen werden nur die Schützen der drei Forchheimer Vereine (Reuth, Kersbach und Buckenhofen) und diejenigen aus der österreichischen Partnerstadt Roppen den Ton angeben.
Der ist so gewaltig, dass Böllerschützen nie ohne Ohrenschutz zu Werke gehen. Zu einer Demonstration hat Klaus Steinmetz seine mit Schwarzpulver, Ladestock, Korken und Hammer bestückte Tasche umgehängt und hat seinen Schaftböller auf eine Wiese in Reuth getragen.
Seit sich vor 14 Tagen im Sauerland ein Schützenkönig beim Böllerschießen tödlich verletzte, ist die Frage nach der Sicherheit dieses alten Brauchs laut geworden. "Natürlich haben auch wir im Verein darüber geredet", sagt der 32-jährige Steinmetz, der seit seinem zehnten Lebensjahr mit dem Luftgewehr umgehen kann und vor zwei Jahren die Böller-Abteilung bei Victoria Buckenhofen mitgründete.
Was im Sauerland schief gelaufen sei, werde erst aufgeklärt, sagt er. "Wichtig ist, das Bewusstsein wach zu halten: Wir arbeiten hier mit Kräften, die man nie unterschätzen darf." Die Sicherheitsauflagen seien hoch. "Alle fünf Jahre muss der Böller bei einem sogenannten Beschussamt vorgelegt werden. Dort wird er eingehendst geprüft und "beschossen".
Steinmetz kippt aus einem abgemessenen Röhrchen 40 Gramm Schwarzpulver in seinen 25-Millimeter-Kaliber, schiebt einen 15 Gramm schweren Korken hinterer und treibt mit Hammer und Ladestock den Korken tief in den Lauf. Dann bringt er das Zündhütchen an und spannt den Hahn.
Ritual in sechs Schritten
Bevor ein Böllerschütze abdrückt, praktiziert er ein Ritual, das von einem Kommandanten angeleitet wird und das aus sechs Schritten besteht. "Laden zum langsamen Reihenfeuer", so wird die erste Aufforderung von Böller-Kommandant Peter Kaiser am Sonntag lauten. Gefolgt von fünf weiteren Kommandos: Gemeinsames verdämmen ... Zündhütchen setzen ... spannt den Hahn... hoch legt an... gebt Feuer.
"Auf dem F wird geschossen", sagt Peter Kaiser. Wie das klingt, das ist am Sonntag um 13 Uhr beim "Anböllern des Annafestzuges" zu hören.