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Angst vor Katzenfänger geht um


Autor: Jana Röckelein

Forchheim, Dienstag, 06. Oktober 2015

In mehreren Gemeinden in Bayern geht das Gerücht um, dass die osteuropäische Pelzmafia gezielt Katzen einfängt, um an ihr Fell zu gelangen. Nun könnte auch Forchheim betroffen sein.
Besonders helle und gemusterte Katzen wären gefährdet. Foto: Josef Hofbauer


Es ist der Albtraum jedes Tierbesitzers: Das eigene Haustier ist auf einmal spurlos verschwunden. Noch schlimmer ist aber die Ungewissheit, ob der Liebling möglicherweise einer Fellmafia zum Opfer gefallen ist.

Ein Radiosender hatte erstmals in Juni gewarnt, dass etliche Gemeinden in Bayern und auch in Baden Württemberg von Katzenfängern heimgesucht würden. Nun könnte auch Forchheim betroffen sein.

Katzenbesitzern würden Zettel in Briefkästen gelegt, die zu Spenden für eine ungarische Familie aufrufen. Die Spenden sollen vor die Türen gestellt werden und würden selbstständig abgeholt. Der Radiosender hatte zudem gemeldet, dass kurze Zeit nach diesen Spendenaufrufen mehrere Katzen in den betroffenen Gemeinden verschwunden seien.


Zettel in Kersbach gefunden

Am 18. oder 19.
September wären auch im Forchheimer Gemeindeteil Kersbach solche Zettel an Haushalte verteilt worden, sagt Susanne E., die Angst hat, ihren Namen öffentlich zu nennen. Sie selbst ist Katzenbesitzerin und bekam solch ein Blatt. Der Zettel kam der 57-Jährigen merkwürdig vor. "Ich wusste gleich: Irgendwo habe ich diesen Zettel schon einmal gesehen", erzählt sie.

Nach einigen Internet-Recherchen fand sie auf der Seite des besagten Radiosenders den gleichen Zettel mit der Warnung, dass Katzenfänger in Altenkunstadt unterwegs gewesen seien. Dort würden seit der Spendensammlung mehrere Katzen vermisst.

Susanne E. ist sofort zu den Nachbarn gegangen und warnte sie, auf ihre Katzen aufzupassen. Diese wiederum hätten andere Katzenbesitzer gewarnt. "Es ist auch gar nicht so schwer zu erkennen, wer eine Katze besitzt. An vielen Haustüren hängen Schilder, wie Hier wohnt Kater Leo", erklärt die 57-Jährige.
Als sie am Sonntag im Tierheim war, wo sie ehrenamtlich arbeitet, erzählte ihr eine Besucherin, dass in Bräuningshof ebenfalls Zettel eingeworfen wurden.

Am 22. September, dem geplanten Abholtag der Spenden, hatte sich Susanne E. schließlich in ihren Garten auf die Lauer gelegt, um mögliche Täter auf frischer Tat zu fotografieren. "Ich fand es schon komisch, dass niemand irgendwelche Spenden draußen stehen hatte", erzählt sie.
Nach einiger Zeit fuhr ein Mercedes Sprinter mit ungarischen Kennzeichen langsam ihre Straße hinauf. Als der Wagen wieder zurückkam, versuchte Susanne E. ein Foto von dem Kennzeichen zu machen. Aber als der Fahrer des Wagens die 57-Jährige bemerkte, fuhr er mit erhöhter Geschwindigkeit davon. Das Notieren des Kennzeichens war nicht mehr möglich.

Hinter dem Verschwinden der Katzen könnte die osteuropäische Pelzmafia stecken, spekuliert sie . "Es gibt immer wieder Augenzeugenberichte, aber nichts Konkretes. Trotzdem sollte man ein Auge auf seine Katze haben." Es sei gar nicht so schwer, zahme Katzen anzulocken, weiß Susanne E. "Wer ein bisschen Ahnung hat, kann einen dressierten und zutraulichen Stubentiger leicht einfangen. Man sollte diesen Zettel zum Anlass nehmen auf seine Haustiere aufzupassen."

Allerdings sagt die Forchheimer Katzenbesitzerin auch: Man sollte jetzt nicht gleich das Schlimmste vermuten, wenn das eigene Haustier verschwunden ist. "Viele Katzen tauchen wieder auf." Im Tierheim gebe es viele Katzen, die früher oder später wieder abgeholt würden.
Auch die Polizei Forchheim winkt ab. Es gäbe keinen Grund zur Sorge. Bei der Polizei gebe sei keine auffällig große Zahl vermisst gemeldeter Katzen.


Fell rasieren oder färben

Wer einen solchen Zettel findet, rät Susanne E., sollte seine Katze für ein paar Tage in der Wohnung lassen und auch die Nachbarn bitten, die Augen offen zu halten.
Wer ganz vorsichtig sein will, könne das Fell seiner Katze entweder mit Farbe einsprühen oder Streifen aus den Fell der Katze rasieren. Durch das "verunstaltete" Fell wären die Katzen dann für die Pelzmafia uninteressant. Generell seien helle und gemusterte Katzen gefährdet, "da man das Fell von schwarzen Katzen nicht einfärben kann".