Kreis Forchheim: "Dann kannst du dein Kind von der Straße kratzen" - Mann tyrannisiert Ex-Freundin über Monate
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Dienstag, 15. Januar 2019
Er bedroht sie und ihr Kind, schwärzte sie beim Arbeitgeber an und verschickte Sex-Videos an die Mutter: Über Monate hat ein 44-Jähriger im Kreis Forchheim seine Ex-Freundin tyrannisiert. Nun stand er vor Gericht.
Wenn aus Liebe Besessenheit wird: Es ist kein Einzelfall, der am Dienstag vor dem Forchheimer Amtsgericht verhandelt wurde. Ein 44-jähriger Mann war angeklagt, weil er seiner ehemaligen Lebensgefährtin nachgestellt, sie beleidigt und bedroht haben soll. Wie schnell die Situation eskalieren kann, zeigt diese schockierende Zahl: Häufiger als jeden dritten Tag tötet in Deutschland ein Mann seine Partnerin.
"Die Nachsteller behaupten immer, dass das aus Liebe passiert. Aber das kann nicht sein", sagt Richterin Silke Schneider in ihrer Urteilsbegründung. Der Angeklagte wurde zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten ohne Bewährung verurteilt.
Stalking-Opfer: "Ich bin kaputt"
Leicht ist es der Geschädigten, einer 40-jährigen Frau aus dem südlichen Landkreis Forchheim, nicht gefallen, vor Gericht auszusagen. Erst nach Zureden durch Richterin Schneider erscheint die Frau im Gerichtssaal. Ruhig und zaghaft antwortet sie auf deren Fragen. Wie es ihr gehe, will Richterin Schneider wissen. "Nicht toll. Ich kann nicht schlafen, bin psychisch angeschlagen. Ich bin kaputt", sagt die 40-Jährige. Während ihrer Aussage starrt der Angeklagte die Frau immer wieder an, mustert sie eindringlich.
Im November 2017 habe die Beziehung angefangen, im Februar 2018 wollte sie erstmals die Trennung, sagt die 40-Jährige vor Gericht. Was danach kam, war ein zermürbendes Hin-und-Her. "Ich habe ihm immer wieder eine Chance gegeben", sagt sie. Im April 2018 schrieb der Angeklagte eine E-Mail an die Geschäftsführung der Firma, bei der die Frau arbeitet, in der er unwahre Gerüchte behauptet.
Beim Arbeitgeber angeschwärzt
Im Mai folgt eine weitere E-Mail an die Firma, in der er behauptete, dass seine ehemalige Lebensgefährtin ihm einen Betrag von 1000 Euro schulde. Außerdem versuchte er die 40-Jährige zu nötigen, er behauptet, ihren Sohn wegen eines Betäubungsmitteldeliktes beim Landratsamt Forchheim zu melden und beleidigte sie.
Als der Angeklagte der Mutter der Frau ein Video schickt, in dem sie sexuelle Handlungen an sich vollzieht, stellte die Frau am 30. Mai Strafanzeige. Im Juli 2018 wurde auf richterlichen Erlass das Haus des 44-Jährigen durchsucht. "Die Durchsuchung scheint Sie nicht beeindruckt zu haben", meint Richterin Schneider.
Durchsuchung fruchtet nicht - Mann droht Kind zu töten
Doch auch danach hören die Attacken auf die Frau nicht auf - im Gegenteil. Der Angeklagte droht der Frau: Wenn sie nicht zu ihm zurückkommt, könne sie ihr Kind von der Straße kratzen. Er bombardiert Freunde und flüchtige Bekannte der Frau mit Facebook-Nachrichten. Von einer Freundin der Angeklagte erbittet er sich Tipps, wie er die Geschädigte zurück erobern könne, versendet den Durchsuchungsbeschluss und ein Sexvideo der Geschädigten an sie. "Der Typ ist ja versessen auf dich, um nicht zu sagen ein bisschen Psycho", schreibt eine Facebook-Nutzerin der Geschädigten.