Amtsgericht Bamberg: Iraker hat erstaunliche Erklärungen
Autor: Udo Güldner
Forchheim, Mittwoch, 24. Juni 2020
Ein in Forchheim lebender Iraker soll im letzten halben Jahr mehrfach massiv gewalttätig geworden sein und Polizeibeamte angegriffen und beleidigt haben. Er verweist auf einen Konflikt mit einem türkischen Clan.
Es dauert seine Zeit, bis Staatsanwältin Annette Mahr all die Taten vorgelesen hat, für die sich ein 26-jähriger Iraker vor dem Amtsgericht Bamberg verantworten muss. Der Mann, der seit sechs Jahren in Forchheim lebt, soll im letzten halben Jahr mehrfach massiv gewalttätig geworden sein und Polizeibeamte angegriffen und beleidigt haben. Für seine Ausraster hatte der Angeklagte eine erstaunliche Erklärung.
Drei für viele Menschen sehr schmerzhafte Tatkomplexe - allesamt in Forchheim geschehen - sind es, die dafür sorgen könnten, dass Said G. einige Jahre ins Gefängnis wandern könnte. Zum einen soll er im Juli 2019 während des Annafests vor einer Kneipe in der Bamberger Straße zwei 28-jährige Türken mit einer abgebrochenen Bierflasche angegriffen haben. Der eine hatte nach der Attacke eine Schnittwunde an der Schulter, der andere eine tiefe Schnittwunde am linken Arm und eine zerfetzte Vene.
An Neujahr 2020 rief Said G. die Polizei auf den Parkplatz eines Discounters im Süden der Stadt zur Hilfe. Als die Streife eintraf, soll er sich den beiden Beamten gegenüber aggressiv verhalten und beide massiv beleidigt haben. Als es darum ging, ihn zu fesseln, soll er eine Polizistin zu Boden geschubst und ihrem Kollegen einen Kopfstoß verpasst haben.
Als eine weitere Streife zur Verstärkung eintraf, hatte sich Said G. offenbar immer noch nicht beruhigt. Er soll vom Rücksitz des Einsatzfahrzeugs aus die Gesetzeshüter bespuckt, zugleich mit den Füßen nach ihnen getreten haben, wobei er einen im Gesicht traf. Die Folge waren eine Prellung, ein Halswirbel-Syndrom und mehrere Tage Dienstunfähigkeit.
Wüste Beschimpfungen
Bei dem Wild-um-sich-Treten soll Said G. zudem die Lüftungseinrichtung des Streifenwagens im Wert von 360 Euro demoliert haben. Auf der Fahrt in die Dienstelle Forchheim waren dann weitere Beschimpfungen wie "Hast Du mal Eier in die Hose?", "Seid Ihr Hitler?" und vulgäre Ausdrücke zu hören.
Zuletzt soll er im März 2020 in der Asylunterkunft in der Serlbacher Straße einem Landsmann mit der Faust in den Nacken geschlagen haben. Als die Polizeistreife anrückte, soll einer der Beamten einen Schlag ins Gesicht erwischt haben. Sein Kollege schlug unmittelbar zurück und brachte Said G. mit einem Hüftschwung zu Boden. Dabei zerriss die Diensthose, wodurch ein Sachschaden von 36,33 Euro entstand.
Im Haftraum der Polizeiinspektion im Norden der Stadt war Said G. dann derart auffällig, dass man ihn aus Angst, er könne sich selbst umbringen, in die Nervenklinik St. Getreu nach Bamberg einweisen ließ. Als er dazu in den Rettungswagen gebracht werden sollte, soll er erneut seine Füße eingesetzt haben. Dabei stand offenbar ein Sanitäter im Weg, der einen Kapselriss am Daumen davontrug. Auch hier hatte Said G. Proben seiner Sprachkenntnisse zur Hand. Eine Polizistin hieß er "Schlampe", den Mann neben ihr einen "Scheiß-Glatzkopf" und "Scheiß-Nazi".