Am Hiltpoltsteiner Tor wird es ernst
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Sonntag, 16. November 2014
Die Vorarbeiten der Altstadtfreunde nehmen Kontur an. Im März nächsten Jahres soll Baubeginn sein. Eine zeitweise Sperrung der Durchfahrt gilt als unvermeidlich.
Es staubt eben, wenn man die Fußböden herausschlägt oder das Waschbecken und Rohre an der Wand freilegt. In der Küche, wo bis 1859 der Mesner mit seiner Familie saß und beim Essen die alltäglichen Erlebnisse austauschten, sind an der teils freigelegten Decke dicke alte Holzbalken zu sehen. "Die Bohlenbalkendecke aus dem 17. Jahrhundert bleibt erhalten", sagt Hermann Danter, der Bautruppleiter der Altstadtfreunde, die nun mit den langersehnten Vorarbeiten zur Sanierung des Hiltpoltsteiner Tors beginnen können.
Mit zwei Bautrupps hantieren sie mit Hammer, Schaufeln und Besen herum. An etlichen Samstagen auch mit jüngeren arbeitsfreudigen Leuten, mittwochs rückt ab 14 Uhr die Rentnertruppe an, wie Vorstand Otto Müller erzählt. Die eigentlichen Arbeiten beginnen im März nächsten Jahres.
Das Hiltpoltsteiner Tor und das Mesnerhaus sind eine Einheit.
Juni 2013 erworben
In dem kleinen Häuschen waren von 1838 bis 1859 zusätzlich die Kinder der sogenannten Elementarschule, also der ersten und zweiten Klasse dort unterrichtet. Der Lehrer war es dann, der zugleich den Mesnerdienst verrichten musste, informiert die Häuserchronik. 1859 verkaufte es die Kirche und das Haus ging in Privatbesitz über. Seit Juni 2013 ist es im Besitz der Altstadtfreunde, es konnte über eine Zwischenfinanzierung der Stadt von den Altstadtfreunden erworben werden. "Was macht man draus? Die Stadt möchte bei dem wichtigen Eingangstor auch mitreden", erinnert Otto Müller an die vorausgegangenen Planungen mit der Stadt, den Denkmalbehörden und der Architektin Irmgard Belz. Die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geforderten Voruntersuchungen konnten noch 2013 abgeschlossen werden, die Anträge auf Fördergeld im Frühjahr 2014 bei der Oberfrankenstiftung, der Bayerischen Landesstiftung, dem Entschädigungsfonds beim Kultusministerium und der Städtebauförderung eingereicht werden.
Im Juli 2014 wurde die Baugenehmigung erteilt. Bei der Summe, bei der es sich um über eine halbe Million Euro handelt, "werden zwei Drittel durch Fördermittel finanziert, ein Drittel durch Eigenleistung in Form von Handwerksarbeiten, Spenden- und Mitgliedsbeiträgen, aber auch durch Sponsoren und den Rest gegebenenfalls durch ein Darlehen, das durch die Mieteinnahmen aus der entstehenden Wohnung amortisiert werden soll", erklärt Otto Müller und faltet die Baupläne für die neue Wohnung auseinander, während Vorstandsmitglied und Hausmeister der Realschule Gräfenberg Herbert Meier, den Bauschutt mit seinem Lader wegfährt. Er stellt seinen eigenen Fuhrpark, einen Traktor und den Lader zur Verfügung. "Wir wollen einen Fußgängerdurchlass", betont unterdessen Otto Müller und zeigt auf die linke Seite neben dem Hiltpoltsteiner Tor. "Das wird dann auch erheblich zur Verkehrssicherheit beitragen", sind sich die Altstadtfreunde sicher. Wo sich noch die Garage befindet, soll ein Wohnraum entstehen. Neben dem Hauseingang entsteht nach den neuen Plänen ein Flur, eine Art Abstellraum für die Mülltonnen und Fahrräder, ein Heizungsraum für Pellet. Die Treppe ins Obergeschoss führt dann in eine Küche und einem großen Wohnraum, der etwa 28,5 Quadratmeter zählen wird. Dazu soll die bestehende Wand wieder versetzt werden.
Wohnung aufs Tor gebaut
Über den Treppenturm geht es in das Tor, das früher auch Pfarrtor, Pfaffentor, Schönfelder Tor oder Bayreuther Tor genannt wurde, lebte früher der Torwärter, auch Stadtknecht genannt. Die Wohnung wurde laut Gundelfingers Häuserchronik 1545 auf das Tor gebaut. Später war dort ein bürgerliches Gefängnis, ein Gefängnis, das nur für Gräfenberger Bürger bestimmt war. Um 1800 bewohnte den Torturm immer der Nachtwächter.
Schon 1831 sollte die Stadt das Tor von Privat zurückkaufen, um es wie das Badtor abzureißen, damit die Straßen erweitert werden könnten. Das scheiterte damals schon an den Finanzen der Stadt. So beschloss laut Häuserchronik der Stadtmagistrat, 1904 das Tor an den Meistbietenden zu verkaufen, der es dann abreißen sollte, da das Baumateriel mehr Geld brachte, als der Kaufpreis. Wegen der Auflage, dass der Käufer bei dem Abbruch für Schäden bei den Anwohnern aufkommen müsse, wollte das Tor niemand haben.
Schließlich kaufte die Stadt Gräfenberg das Tor, hatte aber nie Geld, es zu renovieren. Das übernehmen nun die Altstadtfreunde. Im Tor wird ein Schlafzimmer eingerichtet, auf einer Ebene mit dem Bad und dem Schrankraum, dem früheren Kinderzimmer des Mesnerhaus. Die beiden Zimmer im Tor sind derzeit gesperrt. Eine 5,6 Quadratmeter große Loggia, ein überdachter Freisitz, von dem aus man über die Dächer Gräfenbergs schauen kann, wird über dem Treppenturm gebaut. Der Bau soll so rasch wie möglich abgewickelt werden. Eine zeitweise Sperrung der Tordurchfahrt bleibt unvermeidlich. "Wir hoffen da auf das Verständnis der Bürger", appelliert Otto Müller auf die Zeit des Baubeginns im März 2015.