Als "Maigisch" rosa wurde
Autor: Leonhard Hühnlein
Weingarts, Montag, 24. Juni 2019
Zum 30. Bühnenjubiläum der Fun-Metall-Band J.B.O. wird das Sportgelände der DJK Weingarts wie schon vor 20 Jahren zum Hoheitsgebiet der Rosa-Armee-Fraktion.
20 Jahre ist es her, dass die Musiker von J.B.O. auf dem Sportgelände der DJK Weingarts einen Heißluftballon bestiegen und der Szenerie nach einem unvergesslichen Konzertabend entschwebten. Ähnlich legendär will die Fun-Metal-Band am kommenden Wochenende ihr 30-jähriges Bestehen feiern - erneut auf dem "Maigischer" Fußballplatz.
Der komplette 600-Seelen-Ort wird an zwei Festivaltagen auf den Beinen sein - wie immer, wenn alle Hände benötigt werden. In "Maigisch" gilt J.B.O. nicht als irgendeine Band: Das Dorf ist in gewisser Weise die Wiege der Musiker die unter dem Motto "Ein Fest - 30 Jahre Blödsinn" nun zurückkehren.
Thomas Schmitt, Bassist in der Gründerformation von J.B.O. lebte seinerzeit in einer Wohngemeinschaft im Ort. "Der Schmitti kam manchmal im Sportheim vorbei und fragte: Kann ich a weng Strom haben zum Umbau vom Tournee-Bus? Und durch diesen Kontakt entstand später die Idee, mit seinen Bandkollegen ein Konzert am Gelände zu geben", berichtet Hans Schmitt, seinerzeit Vorsitzender der DJK Weingarts, wenn er von den Auftritten zwischen 1996 und 1999 erzählt.
Kaum kalkulierbar
"Für uns als kleinen Dorfverein war das natürlich ein Risiko. So etwas kannst du vorher gar nicht richtig kalkulieren. Aber meine Devise war und ist bis heute, dass man den Leuten etwas bieten muss, um Erfolg zu haben, und den anderen einen Schritt voraus sein muss." Es habe seinerzeit auch Skeptiker gegeben, da der Erfolg für ein Open-Air sehr stark vom Wetter abhängt. Deshalb wurde versucht, das finanzielle Risiko möglichst gering zu halten.
In weiser Voraussicht wurden mit den Lieferanten Nachschubmöglichkeiten vorab besprochen. Und das war gut so, denn das Wetter hielt, und der Zuspruch für J.B.O. war enorm. Die Band hatte inzwischen deutschlandweit Aufmerksamkeit auf sich gezogen - und so strömten Anhänger aus dem ganzen Land nach "Maigisch".
Das sei eine ungeahnte Herausforderung gewesen, sagt Hans Schmitt schmunzelnd und schiebt seinen Sammelordner über den Tisch, in dem er Fotos, Zeitungsberichte und Lieferscheine von damals aufbewahrt. "Wenn statt der erwarteten 2000 Leute auf einmal doppelt so viele kommen, dann hast du ein Problem. Die 1500 Bratwürste und 500 Nackensteaks reichten hinten und vorne nicht. Dorfmetzger Harrer hat fast die ganze Nacht hindurch frische Würste machen müssen und auch Bäcker Kist schmiss seinen Ofen nochmals an."
Verordneter Leinenzwang
Durch den immensen Erfolg wurde das Event in den Folgejahren wiederholt und vergrößert, eine Erlanger Brauerei kreierte eigens ein "J.B.O.-Bier". Das zehnte Gründungsjubiläum der Band 1999 setzte noch einen drauf, war aber vor exakt 20 Jahren das letzte "Maigischer" Open Air. "Am Ende stieg die Band in den Korb eines Fesselballons, Scheinwerfer leuchteten das Szenario in luftiger Höhe von unten aus. Die Band spielte als Zugabe ihren Song ,Ein guter Tag zum Sterben', musste aber angeleint bleiben. Das hatte die Versicherung vorgeschrieben", erinnert sich Hans Schmitt.