Als die Romantiker in die Fränkische Schweiz kamen
Autor: Reinhard Löwisch
Muggendorf, Freitag, 09. August 2019
Nach der Entdeckung der Höhlen kamen Reisende, Schriftsteller, Maler, Zeichner und Studenten in die Fränkische Schweiz - auf der Suche nach dem Mittelalter.
Nachdem die Fränkische Schweiz durch die vielen mit Fossilien geschmückten Höhlen in der Wissenschaftsszene bekannt war, kamen die Romantiker: vermögende Reisende, Schriftsteller, Maler, Zeichner und Studenten - auf der Suche nach dem Mittelalter.
Dem Landschaftsarchitekten Fürst Pückler ist schon 1835 bei einem Besuch der Gegend aufgefallen: "Ich weiß nicht, warum man, wenn man von der hiesigen Gegend spricht, nur immer die Höhlen erwähnt, da doch diese mir weit weniger Ruf zu verdienen scheinen als die weit und breit ihresgleichen nicht findende, ganz altertümlich romantische Schönheit dieser Täler und besonders die auf einem verhältnismäßig geringen Raum fast unbegreiflich zusammengehäufte Menge teils noch erhaltener, teils zerstörter Schlösser und Burgen enthält."
170 Burgen und Schlösser soll es einst im Mittelalter hier gegeben haben, beteuern Burgenforscher wie Hellmut Kunstmann und Gustav Voit. Es gab sie nicht alle auf einmal, aber wenn, dann waren sie meist auf der Höhe eines Tales, das man mit den Waffen einer Burg beherrschen konnte, angesiedelt.
Berühmt und noch heute zu besichtigen ist das einzige erhaltene "Geschwisterpaar" unter den Burgen der Region: Rabenstein und Rabeneck. Beide hatten den Raben im Wappen und im Namen, weil sie demselben Herren gehörten, und beide hatten die gleiche Aufgabe: das Wiesent- beziehungsweise das Ahorntal als Grenzposten zu überwachen und zu sichern.
Im 18. Jahrhundert gab es keine großen Kriege mehr. Der 30 Jahre andauernde Schwedeneinfall war lange vorbei. Wehrhafte Burgen baute man in wohnhafte Schlösser um (wie Schloss Greifenstein), und damit kam die Romantik in Form der Lyrik und bildenden Kunst ins Spiel: Denn sie suchte Erfüllung unter anderem in der Verklärung des Mittelalters als märchenhaften Ort.
Wackenroder und Tieck
Neben den beiden "Romantikern" Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck durchstreiften Maler, Zeichner und Lithografen wie Carl Rotbart, Domenico Quaglio und Theodor Käppel auf der Suche nach "romantischen Ansichten" die Region. Sie hatten - im Gegensatz zu Ludwig Richter, der sehr genau hinschaute und zeichnete - die Angewohnheit, Motive in der Weise zu verfremden, dass sie den Ansprüchen einer magischen, mystischen und übernatürlichen Welt gerecht wurden. Felsen zeichneten sie dramatisch überhöht, ja sie wuchsen förmlich in den Himmel. Burgen und Schlösser dominierten in Orten die Szene und taten ein Übriges, märchenhaft auf den Betrachter zu wirken.
Tieck beschrieb seine Ansicht in einem Brief an seinen Freund Bernhardi, 1793: "Sie kennen meine Vorliebe für das romantische Mittelalter; solche Ruinen sind immer äußerst ehrwürdig, für die Phantasie hat das Mittelalter sehr viel Anziehendes und der Verstand findet es immer kräftiger und vorzüglicher als unser schales Jahrhundert."