Alle dürfen nach Obertrubach kommen und spielen
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Freitag, 07. Juni 2013
40 Obertrubacher Eltern wollen einen Spielplatz anlegen, an dem auch behinderte Menschen ihre Freude haben sollen. Ihr Vorhaben stößt auf viel Anerkennung und Unterstützung.
Bürgermeister Willi Müller (CSU) versuchte erst gar nicht, mit seiner Verblüffung hinterm Berg zu halten: "Es ist wohl die kürzeste Agenda einer Gemeinderatssitzung in meiner Zeit als Bürgermeister", sagte er. Neben einem Bauantrag, der glatt den Obertrubacher Gemeinderat passierte, stand nur noch ein einziges Thema auf der Tagesordnung: der Plan, im Ortsbereich Brunnäcker einen integrativen Kinderspielplatz anzulegen.
Mancher Gemeinderat mag sich die Augen gerieben haben über die ungewöhnlich große Zahl an Obertrubachern, die an diesem Tag die Sitzung verfolgten. Das Thema des integrativen Kindergartens bewegt, naturgemäß vor allem junge Familien.
Das betreffende Grundstück hat die Gemeinde Obertrubach im Bebauungsplan als Kinderspielplatz vorgesehen. 18 Jahren ist das jetzt her. Im April haben sich 40 Eltern zusammengesetzt, um die Idee eines integrativen Mehrgenerationenspielplatzes zu entwickeln.
Monica Grüner-Krampe hatte sich zuvor an Sebastian Steinlein vom hiesigen Ingenieurbüro Gebhardt & Steinlein gewandt, der seine Unterstützung zusagte. Gut acht Wochen später liegt der erste Entwurf auf dem Tisch. Auf einem über 900 Quadratmeter großen Areal, das momentan zwischen den Häusern noch eher einem Urwald gleicht, soll die Anlage entstehen. Das könnte ideal sein für die Siedlung mit relativ vielen jungen Familien. Interessant könnte die Anlage aber auch für die Familien im nahen Herzogwind sein. Auch einige von ihnen wollen sich deshalb an dem Projekt beteiligen.
Eines ist denn Initiatoren wichtig: Der Spielplatz soll nicht nur für Kinder da sein, sondern auch für behinderte Menschen. Ein Ort soll der Spielplatz sein, an dem sich im besten Falle viele Gruppen und Generationen zusammenfinden.
700 Quadratmeter Grünfläche
Geplant sind auf dem Spielplatz unter anderem eine Spielhütte, ein Kinderdorf und eine rollstuhlgerechte und 25 Meter lange Seilbahn. Eine Mehrpersonenwippe soll es ebenso geben wie eine Tischtennisplatte und eine Turnecke. Die Grünfläche soll insgesamt 700 Quadratmeter groß sein.
Steinlein bemühte sich nach Kräften, die Anlage den Gemeinderäte schmackhaft zu machen. Sie könnte einen Wert von rund 100 000 Euro haben. Allerdings wollen alleine die Obertrubacher Arbeiten im Gegenwert von 60 000 Euro leisten. Steinleins Architekturbüro hat sich seinerseits dazu bereit erklärt, die Planung und Bauaufsicht zu übernehmen. Auf das fällige Honorar in Höhe von rund 10 000 Euro will das Büro verzichten.
Der Elan der Initiatoren war mit Händen zu greifen. "Das hat wohl einigen Gemeinderäten die Sprache verschlagen", meinte Bürgermeister Müller (CSU) voller Anerkennung. Bernd Reichel (Bürgerunion) würdigte die "hervorragende Arbeit von Monica Grüner-Krampe und dem Planungsbüro". Dritter Bürgermeister Oswin Gmelch (CSU) hob den Begriff "Mehrgenerationenspielplatz", lobend hervor.
Gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung. Gmelch bat die Verwaltung auch, die Möglichkeit von Zuschüssen zu prüfen.
Monica Grüner-Krampe regte ein Spendenkonto an, wo die Kosten transparent verwaltet werden könnte. Willi Müller und auch einige Gemeinderäte ließen durchblicken, dass sich die Gemeinde mit einem Zuschuss zwischen 35 000 Euro und 40 000 Euro anfreunden könnte.
Baldige Entscheidung
Müller versicherte zudem, dass schon in der nächsten Gemeinderatssitzung eine Entscheidung fallen soll. Möglicherweise wird Müller sogar eine Sondersitzung anberaumen.
Auch als die Sitzung schon beendet war, diskutierten die Obetrubacher noch leidenschaftlich das Projekt. Monica Grüner-Krampe hofft, dass nach mehreren erfolglosen Anläufen das Projekt jetzt Fahrt aufnimmt. Günther Haberer aus Obertrubach hat eine 20 Monate alte Tochter und findet das Projekt schon allein deshalb toll. "Ich kenne das Planungsbüro gut. Ich weiß, dass das Projekt gut ausgeht", sagte er.