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Alkohol beeinflusst jede fünfte Tat im Raum Forchheim


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 13. Juni 2013

Seit zehn Jahren bleibt die Zahl der Straftaten im Raum Forchheim etwa gleich. Wobei der Drogenkonsum eine entscheidende Rolle spielt.
Vier Prozent der Verkehrsunfälle im Raum Forchheim und 20 Prozent aller Straftaten ereignen sich unter dem Einfluss von Alkohol. Foto: Büttner/dpa


Neun Prozent mehr Straftaten als im Vorjahr - einen Anlass zur Verunsicherung sah Rainer Schmeußer darin nicht. Der Leiter der Forchheimer Polizeiinspektion war am Mittwoch mit seinem Kollegen Hartmut Demele zu Besuch im Forchheimer Hauptausschuss. Dort stellten die beiden Polizisten den "Sicherheitsbericht 2012" vor.
Ein Anstieg um neun Prozent auf 2825 Straftaten, das sind 250 mehr als im Jahr 2011. Aber, betonte der Forchheimer Polizeichef, im Zehn-Jahresniveau betrachtet, gebe es (was die Zahl der Straftaten betrifft) kaum Veränderungen im Einsatzgebiet seiner Inspektion.

Die entscheidende Nachricht war auch im aktuellen Sicherheitsbericht die hohe Aufklärungsquote: Mit 72,3 Prozent lag sie 2012 noch mal fast ein Prozent höher als im Jahr zuvor.

Rainer Schmeußer führt diesen Erfolg unter anderem auf die "enge Verbundenheit der Bürger mit der Polizei" zurück; aus oft nur unscheinbaren Hinweisen entstehe so das Mosaik einer erfolgreichen Ermittlungsarbeit.

Die Quote der aufgeklärten Straftaten ist im Raum Forchheim noch mal höher als in Oberfranken (69,8 Prozent), wo der Schnitt schon deutlich über der bayerischen Quote (65) liegt.

Besonders erfolgreich ist die Polizei bei der Aufklärung von Gewaltdelikten: 94 Prozent der Vorfälle können geklärt werden. Wobei Schmeußer hervorhob, dass jede fünfte Tat im "sozialen Nahraum" passiert, also familiären Umkreis.

Mit einigen beunruhigenden Nachrichten müssen die Bürger aber leben: So sei Rauschgift offenbar "ein Gesellschaftsphänomen" - und auch die Modedroge Crystal gehöre zu den in Forchheim verfügbaren Suchtmitteln. Lisa Hoffmann (SPD) beklagte: "Die Zahl der Drogen konsumierenden Kinder hat in Forchheim dramatisch zugenommen." Wie Udo Schönfelder (CSU) prangerte auch sie an, dass etwa in der Burgerhofstraße ein Laden betrieben werde, der sogenannte "legal high"- Produkte anbieten. Beispielsweise Badezusätze, die auch geraucht werden können.

Die Produktion chemischer Drogen, deren Zusammensetzung immer wieder geändert werde, benannte Rainer Schmeußer als kaum zu bewältigendes Problem. Denn sobald ein Produkt als illegal erkannt und verboten sei, werde in den Labors schon an neuen Zusammensetzungen gearbeitet.

Wobei Manfred Hümmer (FW-Stadtrat und selbst Polizist) daran erinnerte: "Die Einstiegsdroge Nummer Eins ist nach wie vor der Alkohol. Mit dem Alkohol wächst die Akzeptanz für den Drogenkonsum." Zu dieser Warnung passte der Hinweis Schmeußers, dass ein Fünftel der Straftaten unter Alkoholeinfluss geschehen.

Auch deshalb drängte Annette Prechtel (FGL) darauf, den Runden Tisch zum Thema Alkohol wieder zu beleben. Selbst wenn es keine neuen Erkenntnisse gebe, sei dieser Runde Tisch "eine wichtige Form der Öffentlichkeitsarbeit und der Bewusstseinsbildung".

1440 Unfälle im Jahr 2012

Bewusster geworden scheint auch der Umgang mit dem Auto. Zumindest ist die Zahl der Unfälle in den letzten Jahren gesunken. Zuletzt von 1487 Verkehrsunfällen im Jahr 2011 auf 1440 im folgenden Jahr. Häufigste Unfallursache (28 Prozent) war eine Missachtung der Vorfahrt. Wobei Hartmut Demele darauf hinwies, dass Forchheim das gefährlichste Pflaster ist: Hier ereigneten sich 833 Unfälle; hier registrierte die Polizei 84 der insgesamt 120 Alkoholfahrten (ohne Unfallfolge); und hier ereignete sich auch der einzige tödliche Unfall des Jahres 2012.

Fehlendes Gleichgewicht

Die leicht zunehmende Sicherheit im Straßenverkehr mag auch mit der Verkehrserziehung zu tun haben. Holger Lehnard (CSU) lobte ausdrücklich die vorbildliche Arbeit der Forchheimer Polizei, die den Schulweg der Kinder sicherer gemacht habe. Gleichzeitig mahnte Lehnard, in der Verkehrserziehung "nicht nachzulassen": Denn immer mehr Kinder verbrächten so viele Stunden vor dem PC, dass ihr Gleichgewichtssinn unzureichend geschult sei. Folge: "Viele Viertklässler können sich nicht mehr sicher auf dem Fahrrad halten."