Alfons Gebhard hebt im Alter nochmals richtig ab
Autor: Carmen Schwind
Ebermannstadt, Dienstag, 01. Dezember 2015
Mit Ehrgeiz, aber ohne jede Verbissenheit übt der 67-jährige Ebermannstadter derzeit für seinen Flugschein. Sein fortgeschrittenes Alter habe bei diesem Vorhaben einige Nach-, aber mindestens ebenso viele Vorteile.
Mal ehrlich: Wie stellen Sie sich die Hobbys von Oma und Opa vor? Die Oma, nein, die Seniorin, die strickt Socken für die Enkel? Und der Senior-Opa krautert im Garten herum? Dann werden sie jetzt überrascht sein, denn Alfons Gebhard aus Ebermannstadt ist 67 Jahre alt und lernt gerade das Fliegen bei Michael Zistler, dem
Schul- und Ausbildungsleiter der Fränkischen Fliegerschule Feuerstein.
"Fliegen ist generationsunabhängig. Man muss nur fit sein und sich seiner Fähigkeiten bewusst sein", erklärt Zistler. Auf Letzteres legt er besonderen Wert, denn nur so könnten Fehler beim Fliegen vermieden werden.
Doch wie kommt Alfons Gebhard, ehemaliger Kaufmännischer Direktor der Unikliniken, dazu, jetzt noch das Fliegen zu lernen? "Ich wollte schon von Jugend an fliegen. Zuerst Segelfliegen, aber da kam kein Kurs zustande", erinnert sich Gebhard.
Ärztliches Attest
Letztere mag nicht fliegen, unterstützt ihren Mann jedoch bei seinem Wunsch. Von Ebermannstadt zum Feuerstein ist es nicht weit. Deshalb informierte sich Alfons Gebhard bei Michael Zistler über Ausbildungsmöglichkeiten. Er buchte Schnupperflüge auf verschiedenen Fliegern und blieb bei der Cessna hängen. Vor Beginn der Ausbildung reichte Gebhard ein ärztliches Attest bezüglich seiner Fitness ein. "Ich betreibe die Ausbildung ernsthaft, aber nicht verbissen", erzählt der Flugschüler.
Im Laufe des nächsten Jahres möchte er den Schein bekommen. Jetzt im Winter wird gebüffelt, denn die Theorie ist aufwendiger als erwartet. Bisher ist Alfons Gebhard immer mit einem Fluglehrer geflogen. "Kurven zu fliegen, bereitete mir Kopfzerbrechen, weil man da so schräg in der Luft hängt", erzählt er. Auch das Rollen zur Startbahn müsse geübt werden, denn da müsse man mit den Füssen und den Pedalen lenken. Und das Landen ist auch nicht so einfach. "Da weiß ich manchmal auch nicht mehr, was ich erklären soll", seufzt Michael Zistler. Er betont aber gleich, dass Gebhard ein sehr guter Schüler ist.
"Geiles Ding"
"Klar, in der Jugend lernt man besser. Man setzt sich in den Flieger und macht ein geiles Ding. Aber im Alter nimmt man das Fliegen viel bewusster wahr, dieses sich über den Dingen erheben zu können", philosophiert Zistler.
Fliegen könne man bis ins hohe Alter. Ist der Pilot unsicher, könne er einen weiteren, einen sogenannten Safety-Piloten, mitnehmen. Problematisch sei nicht das Alter, sondern die falsche Einstellung zum eigenen Können. "Man braucht viel Mut, um sich vom Fliegen, Autofahren oder solchen Dingen zu verabschieden", sagt Zistler.