ADFC ertüchtigt die Leser-Räder in Forchheim
Autor: Michael Memmel
Forchheim, Sonntag, 13. März 2016
Im vergangenen Herbst haben Caritas und Fränkischer Tag fast 60 Fahrräder gesammelt. Viele mussten allerdings intensiver repariert werden.
Als Kleiderkammer und Sozialladen schon geschlossen hatten und die Erziehungsberatung nicht mehr besetzt war, machten sich jüngst ein paar Heinzelmännchen bei der Caritas in der Birkenfelderstraße an die Arbeit. Im Keller der Geschäftsstelle werkelten und schraubten, pumpten und ölten vier Mitglieder des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Forchheim.
An zwei Abenden brachten sie rund 20 Drahtesel für die Fahrrad-Aktion von FT und Caritas in Schuss. Sie werden nun am Montag an Flüchtlinge und Bedürftige übergeben, wobei alle Räder bereits fest vergeben sind und keine neuen Wünsche erfüllt werden können. Auch Räder werden nicht mehr angenommen.
Wie alles begann...
Rückblick: Im vergangenen Sommer, als die Flüchtlingskrise zum beherrschenden Thema in Deutschland wird, überlegt sich auch die FT-Lokalredaktion Forchheim, was sie - neben Artikeln - tun kann, um zur Integration der Asylbewerber in Deutschland beizutragen.Schließlich mussten diese Menschen ihre Heimat, ihre Freunde und Familie zurücklassen und haben sich unter Todesgefahr über viele Wochen hierher gekämpft. Gemeinsam mit der Caritas wird die Idee geboren, die Flüchtlinge mit Fahrrädern zu unterstützen. "Räder sind schließlich die einzige Möglichkeit für sie, ohne fremde Hilfe mobil zu sein", erklärt der Forchheimer Geschäftsstellenleiter Werner Lorenz. Aber auch notleidende Deutsche sollen von den Spenden profitieren.
Am 3. Oktober waren die FT-Leser aufgerufen, ihre Drahtesel bei der Caritas abzugeben. 54 Räder wurden an diesem Tag gesammelt, später kamen noch weitere hinzu. 26 wurden in Windeseile hergerichtet und schon eine knappe Woche später wieder verteilt - gekoppelt an einen Crashkurs in Sachen deutsche Verkehrsregeln und Straßenschilder, für den sich die Verkehrsexperten der Forchheimer Polizei, Josef Kohlmann und Hartmut Demele, zur Verfügung stellten. Danach wurden die restlichen Räder Stück für Stück hergerichtet, auch dank der Unterstützung vom Fachgeschäft "Fahr Rad" am Marktplatz, das Ersatzteile günstig zur Verfügung stellte. Einige Härtefälle blieben jedoch. Für die mussten dann echte Profis her!
Experten bei der Arbeit
"Hat einer eine Crimpzange dabei?" "Wer kann mal kurz hinten hochhalten, damit ich das Licht testen kann?" "Wo ist jetzt wieder diese Schraube hingefallen?" Solche Sätze waren ständig zu
hören, als Gerhard Krahl, Roland Hans und Konrad Möhlenkamp - zwischendurch auch unterstützt von Frank Wessel -, im Flur des Caritas-Kellers an den Rädern herumschrauben. Zwischendurch tauschen sich die schon seit vielen Jahren beim ADFC engagierten Männer auch über ihre liebsten Urlaubsländer und ihre Eindrücke von der jüngsten Fahrradmesse aus. Oder sie schimpfen über die Ingenieure der Gangschaltungen und Lichter, die sie gerade unter ihrer Fuchtel haben.Das Instandsetzen übernehmen sie gerne - nicht nur weil sie eine Leidenschaft für die Fortbewegung auf zwei Rädern haben, sondern auch, weil sie den Flüchtlingen helfen möchten. Roland Hans, der einst die Radwerkstatt in der Adalbert-Stifter-Schule initiiert hat, gab im vergangenen Oktober auf FT-Initiative auch schon einen Reparaturkurs in Muggendorf. Beim Montags-/Asylcafe vom Netzwerk Asyl im städtischen Jugendhaus bastelt der Neunkirchener regelmäßig gemeinsam mit den Flüchtlingen an deren Räder. Auch der Wahl-Hausener Möhlenkamp steht hier immer wieder mit Rat und Tat zur Hilfe. "Wir fragen aber immer: Was wollt Ihr repariert haben? Und kümmern uns dann um die Sachen, die wirklich kaputt sind", berichtet Hans. Manche Konstruktionen, mit denen sich die Asylbewerber zur Not behelfen, seien abenteuerlich, darauf weise er sie natürlich hin - meist aber vergeblich.
Auch Gerhard Krahl hat bereits zuvor gespendete Räder für Flüchtlinge hergerichtet. Das war gemeinsam mit dem AC (Automobilclub) Neunkirchen. Der ehemalige Hetzleser Gemeinderat ("Ich hab' was gegen Autos") macht sich in seiner Heimat allgemein für Radfahrer stark. So lädt er am Mittwoch, 16. März, um 19.30 Uhr ins Gasthaus zur Post in Neunkirchen zu einer verkehrspolitischen Veranstaltung mit dem Thema "Was uns Fahrradfahrer das Leben schwer macht".