Abschied von der Dekanin - Berthild Sachs hat Türen geöffnet
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Montag, 09. Dezember 2019
Dekanin Berthild Sachs verlässt Gräfenberg. Als Türöffner hat sie hier gewirkt, mit ihrem Optimismus angesteckt und sich nicht gescheut, auch mal einen Besen in die Hand zu nehmen.
"Der Himmel weint", sagten einige Gläubige, als es pünktlich zum Einzug in die Dreieinigkeitskirche in Gräfenberg zu regnen begann. Die Gräfenberger sind traurig, die Schwabacher freuen sich, denn es war Dekanin Berthild Sachs' letzter Einzug durch diese Tür. Sie verlässt Gräfenberg nach fast vier Jahren Amtszeit, um im Dekanat Schwabach neue Herausforderungen anzunehmen. Dekanin Sachs hat das kleine Bergstädtchen ins Herz geschlossen, noch viel mehr aber die Kirche und dessen besondere Tür: Sie hat keinen Schlüssel. "Alles entscheidet sich an der Tür", begann die Dekanin ihre Predigt, und die Tür war Symbol für vieles. Zunächst als Symbol für ihren ersten Amtstag in Gräfenberg, einem Januartag, als sie vertieft in ihre Arbeit nach Büroschluss in ihrem Amtszimmer eingeschlossen wurde. Ihr blieb nur der Weg in den Kopierraum und zurück; Telefonnummern von Menschen, die Hilfe leisten konnten, hatte sie noch nicht. Also probierte sie alle auffindbaren Schlüssel durch. Einer passte.
Kirchentür ohne Schlüssel
Die Kirchentür braucht keinen Schlüssel. Sie hat einen besonderen Mechanismus. "Den Platz an der Kirchentür habe ich immer gemocht", betonte Dekanin Sachs. Dort schüttelte sie viele Hände, als sie von ihrer Gemeinde nach dem Gottesdienst verabschiedet wurde, dort hatte sie auch viele nervöse Bräute beruhigt. Die Tür ist auch Symbol für die momentane Situation in der Kirche. Auch das ließ die Dekanin nicht aus. "Die Kirchentür ist eine hohe Schwelle für viele Menschen. Selbst wenn die Türen offen sind, hält uns mancher Zeitgenosse für eine geschlossene Gesellschaft. Entweder mit Achselzucken oder mit Mitleid", sagte die Dekanin. Gott wolle den Menschen aber nicht als Türsteher, sondern als Türöffner. Das Schloss - die Kirche - und dessen Tür sei für die Dekanin deshalb zum Gleichnis geworden und zu einer liebevollen Erinnerung, gerade an die Hauptamtlichen und die vielen Ehrenamtlichen, die mit jeden Gottesdienst mit Liebe vorbereitet hätten, die oft bis ans Ende ihrer Kräfte arbeiteten und die es in mühsamen Einsatz schafften, Kinder und Jugendliche für das Evangelium zu begeistern.
Dank der Regionalbischöfin
Die Haltung der Kirchengemeinde, optimistisch in die Zukunft zu blicken, sei auch Verdienst der Dekanin selbst, betonte die Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern im Entlassungsgottesdienst. Noch wenige Monate vorher sei der Regionalbischöfin zum Heulen zumute gewesen, als sie dem Kirchenvorstand Rede und Antwort stehen musste, warum Dekanin Sachs Gräfenberg verlässt. Doch die Gräfenberger trugen es mit Fassung und zeigten dankbar für die Zeit mit der beliebten Dekanin. "Sie ist eine Frau, die die Nase nicht hoch trug, sondern selbst bei einer Putzaktion Schrubber und Besen in die Hand nahm. Es war Dekanin Sachs' Art zu leiten und den Auftrag der Kirche zu erfüllen, die ihr hier die Türen und Herzen öffnete", sagte die Bischöfin.
Perspektiven
Die Dekanin hab Perspektiven eröffnet, den Menschen mitgenommen, Orientierung gegeben, einen ansteckenden Optimismus vorgelebt, sei als Geistliche erkenn- und spürbar gewesen, habe die Herzen berührt, so die Regionalbischöfin, bevor sie die Dekanin zu sich an den Altar bat. Dort wurde Berthild Sachs von ihrem Amt als Dekanin in Gräfenberg entbunden. Der Posaunenchor spielte, Grußworte wurden gesprochen. Auch der Forchheimer Landrat Hermann (CSU) Ulm gehörte zu den Gratulanten, erinnerte daran, wie er die Dekanin bei Amtsantritt kennenlernte - als ein Mensch, der dynamisch war. Mit Dynamik und Menschlichkeit will Berthild Sachs nun die kommenden Aufgaben im neuen Dekanat angehen. "In Gräfenberg hinterlässt sie ein gut bestelltes Haus", meinte Regionalbischöfin Hann von Weyhern.