Exklusiv-Interview mit dem Ex-Architekten der Rathaussanierung in Forchheim
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Freitag, 27. Juli 2018
Architekt Gregor Fischer spricht über die Hintergründe der Forchheimer Rathaussanierung und warum es für ihn kein Zurück mehr in das Projekt gibt.
Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) und der Stadtrat haben am 18. Juli einen Weg gefunden, die umstrittene europaweite Ausschreibung der Rathaussanierung voranzubringen. Gleichzeitig hatte aber Architekt Gregor Fischer (vom Büro Spindler aus Kronach) seinen Ausstieg bekanntgegeben. Im FT-Interview nimmt der Architekt Stellung zu den Querelen rund um die Sanierung.
FT: Ist Ihnen durch den Auflösungsvertrag ein wirtschaftlicher Schaden entstanden?
Gregor Fischer: Um einen erneuten wirtschaftlichen Schaden von unserem Unternehmen abzuwenden, mussten wir ab diesem Zeitpunkt mit der Akquise neuer Aufträge beginnen. Hierzu muss man wissen, dass ein VGV-Verfahren ein objektives und neutrales Verfahren ist, dessen Ausgang man in keinerlei Weise vorhersehen kann. Obwohl wir die erste Ausschreibung gewonnen hatten, kann niemand den Ausgang eines zweiten Wettbewerbes voraussehen. Es wäre somit ein grober unternehmerischer Fehler, zukünftige Aufträge abzulehnen, um irgendwann auf die Entscheidung aus Forchheim zu warten. Es ist vielmehr unsere unternehmerische Pflicht, unserem Büro mit seinen 18 hoch- qualifizierten Mitarbeitern eine solide Auftragsbasis zu sichern.
Es ist Ihnen also kein Schaden entstanden?
Als im Dezember 2016 der Planungsprozess in Stocken geriet, waren wir damals gezwungen, unser Planungsteam umzustrukturieren und zwei unserer Mitarbeiter zu entlassen. Nur so konnten wir den wirtschaftlichen Schaden begrenzen, der durch diesen Planungsstopp verursacht worden war.
Im Stadtrat gibt es starke Bestrebungen, Ihr Architekturbüro wieder ins Boot zu holen. Unter welchen Bedingungen würden Sie zurückkehren?
Da wir seit März einen rechtskräftigen Auflösungsvertrag mit der Stadt hatten, mussten wir uns um neue Aufträge bemühen. Da wir jetzt einen neuen, großen Auftrag erhalten haben, fehlt uns nun die Zeit und Kapazität, um zukünftig für die Stadt Forchheim weiter zu arbeiten.
Sie sprachen wiederholt vom Planungsstopp. Viele behaupten, es hätte ihn nicht gegeben.
Natürlich hat es ihn gegeben. Von Dezember 2016 bis zur Stadtratssitzung am 25.April 2017 wurde seitens des Bauherrn ein Planungsstopp angewiesen. Wir nehmen hier speziell Bezug auf die Ergebnisse des Bauherrn-Jour-Fix vom 16. Dezember 2016. Da wurde vom Bauherrnvertreter festgelegt, zunächst keine weiteren Planungsarbeiten durchzuführen. Man wollte den nächsten Kick-Off-Termin abwarten, um Nutzungen zu prüfen und zu sammeln. Trotz unseres Wunsches, bei diesen Terminen beratend dabei zu sein, wurden wir nicht eingeladen. Alle Planer an diesem Objekt sollten auf Wunsch des Bauherrn ab Dezember 2016 keine Planungsarbeiten mehr durchführen, obwohl es möglich gewesen wäre, parallel zu planen und die Nutzungsänderungen zu diskutieren.
Lässt sich dieser Planungsstopp belegen?
Hierzu gibt es auch E-Mails vom Bauamt mit folgendem Wortlaut: "... nach Rücksprache mit Herrn Oberbürgermeister Dr. Kirschstein teile ich Ihnen mit, dass die Weiterführung des Bauprojektes Generalsanierung Rathaus Forchheim durch Herrn Oberbürgermeister Dr. Kirschstein in Bezug auf den weiteren Planungsprozess und aller damit verbundenen Leistungen aktuell gestoppt wurde."
Seit wann war die Kostenschätzung der Sanierung bekannt?
Wir haben eine Grob-Kostenschätzung erstellt, basierend auf von uns projektierten Vergleichsobjekten. Diese Schätzung haben wir bereits am 27. September 2016 vorgelegt. Sie beinhaltete eine Gesamtsumme von 14 857 500 Euro inclusive Mehrwertsteuer. Eine weitere Kostenschätzung wurde im Rahmen der Leistungsphase 2 erarbeitet und am 27. November 2017 der Bauverwaltung vorgelegt und am 30. November dem Stadtrat vorgestellt. Die Gesamtsumme wurde zu diesem Zeitpunkt auf 15 507 221 Euro ermittelt.
Haben Sie den Zwist zwischen OB und Stadtrat verfolgt? Kennen Sie die Berichte Körbers und die Erwiderung Kirschsteins?
Wir haben von den Diskussionen nur aus Zeitungsberichten erfahren und kennen darüber hinaus keine Inhalte der Berichte, weder von Herrn Körber, noch von Herrn Kirschstein.
Glauben Sie, dass die Sanierung des Rathauses am Ende wesentlich teurer ausfallen wird, weil Planungsfehler gemacht wurden?
Planungsfehler von Seiten des Planungsteams sind nicht erkennbar. Die Planungsschritte der bearbeiteten Leistungsphasen und der noch abzuschließenden Phasen wurden und werden von allen Beteiligten sehr professionell und zielgerichtet bearbeitet. Es ist allerdings richtig, dass wegen des halbjährigen Planungsstopps 2016/2017 und aufgrund der Neuausschreibung der Planungsleistungen 2018 eine nicht unerhebliche Verschiebung der Bauzeit entstehen wird. Dies hat natürlich baukostensteigernde Auswirkungen, unter anderem wegen der Erhöhung des Baupreisindexes und wegen der aktuell vorherrschenden Hochkonjunktur auf dem Bausektor.
Das Interview führte
Ekkehard Roepert