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Ab 9. November heulen die Wölfe


Autor: Josef Hofbauer

Hundshaupten, Donnerstag, 03. November 2011

Nächste Woche beziehen drei Wölfe das neue Gehege im Wildpark Hundshaupten. Auf dem Besuchersteg sind die Gäste ganz nah dran.


Etwas Rindenmulch muss noch in die vier künstlich geschaffenen Höhlen im neu angelegten Wolfsgehege im Wildpark Hundshaupten (Landkreis Forchheim). "Damit es die drei Wölfe, die im November hier einziehen, kuschelig und gemütlich haben", erklärt Karola Wendschuh, die Leiterin des Wildparks.
Ein Jahr lang haben die Mitarbeiter des Kreis-Bauhofes am 70 Meter langen, gut zwei Meter breiten, überdachten Beobachtungssteg gezimmert, von dem die Besucher in das idyllische Gehege am "Breitenstein" schauen können. 400 laufende Meter Stabgitter-Zaun, ein zusätzlicher Elektrozaun und ein etwa ein Meter tiefes Betonfundament als Untergrabungsschutz sorgen für optimale Sicherheit.

Auf den Felsen, einen Steinwurf neben dem im Vorjahr eröffneten Luchs-Gehege, wo bislang die Kinder spielten, werden bald die Wölfe herumtoben. "Das ist gut so, denn nun ist dieser Gefahrenherd beseitigt", erläutert Karola Wendschuh, die auch noch einen kleinen Weiher für "Isegrim" errichten ließ. Auf der Suche nach Wölfen ist sie beim Alpenzoo in Innsbruck fündig geworden.

An Publikum gewöhnt


"Die Tiere sind an Publikum gewöhnt", bestätigt der dortige Zoologe Dirk Ullrich. Tristan und Jaskov, so heißen die beiden Rüden, die am 8. November in dunklen Kisten den Weg in ihre neue Heimat antreten, sind so etwas wie ein Re-Import. Ursprünglich stammen die am 4. Mai 1999 geborenen Wolfsbrüder, die von der in Luxemburg lebenden Tierforscherin Pascale Jüch mit der Flasche aufgezogen wurden, aus dem "Bayerwald-Tierpark Lohberg" am Fuße des Arbers. Mit zwei Monaten kamen sie in den Alpenzoo nach Innsbruck. Für den Transport müssen die Wölfe betäubt werden. In die Freiheit entlassen werden sie voraussichtlich am 9. November. Ganz wichtig dabei: "Die Wölfe brauchen viel Ruhe, nichts darf sie aufregen", erklärt Wildpark-Leiterin Karola Wendschuh.

Ihr war wichtig, dass sich die Wölfe nicht in die hintersten Winkel verkriechen. Die Wildpark-Besucher sollen die Wölfe ja beobachten können. Durch den intensiven, direkten Kontakt mit Wolfsforscherin Pascale Jüch haben Tristan und Jaskov die Scheu vor den Menschen verloren. "Tristan, das Alpha-Tier der Herde, wurde durch gezieltes Futtertraining dazu gebracht, dass er mir aus der Hand frisst", bekräftigt Zoologe Dirk Ullrich. "Aber streicheln lässt er sich nicht."

Die Fähe, das Wolfsweibchen, stammt aus einem Zoo nahe Berlin und heißt Rabea. Sie wurde am 8. Mai 2007 geboren. "Alle drei stellen den Phänotyp, das Erscheinungsbild, des europäischen Wolfes perfekt dar", freut sich Dirk Ullrich, der sein neun Tiere umfassendes Wolfsrudel verkleinern will.
Zunehmend hätten jüngere Wölfe Rudelführer Tristan seine Position als Leitwolf streitig gemacht. In Hundshaupten kann er nun ungefährdet ein neues Rudel gründen. Das ist für beide Seiten von Vorteil, denn: "Ein Rudel muss wachsen können."

Für den Wildpark Hundshaupten ein Glücksfall, denn Tristan und Rabea haben hervorragende Charaktere, schildert der Tiroler Zoologe Ullrich: "Die Tiere werden zwar etwas brauchen, bis sie sich an ihre neue Umgebung und die neuen Pfleger gewöhnt haben. Da ich aber sowohl den Wildpark als auch die Leiterin kenne, weiß ich unsere Tiere in guten Händen."

Aus der Nähe beobachten


Dirk Ullrich und Karola Wendschuh sind auch sicher, dass sich die Welpen, die in Hundshaupten zur Welt kommen werden, viel von ihren Eltern abschauen werden. Da weder der Leitwolf noch die Wölfin Scheu vor den Menschen zeigen, sei zu erwarten, dass die Besucher des Wildparks auch die Jungen aus nächster Nähe beobachten können. "Wieder eine Attraktion mehr", freut sich Karola Wendschuh bereits auf die nächste Saison.