Druckartikel: Ab 6 Uhr grüßen die "Schlötterer" in Leutenbach

Ab 6 Uhr grüßen die "Schlötterer" in Leutenbach


Autor: Reinhard Löwisch

Leutenbach, Freitag, 18. April 2014

Am Gründonnerstag "fliegen" die Glocken nach Rom. Dann schlägt wie in Leutenbach (Landkreis Forchheim) die Stunde der Mädchen und Jungen, die mit Ratschen durchs Dorf ziehen und zum Gebet "läuten". Bis zum Ostersonntag sind die jungen Leute unterwegs.
Schlötterkinder von Leutenbach: Johannes, Andre, Tobias, Michael, Katharina, Julia, Sonja. Alle sind zwischen zwölf und 15 Jahre jung. Fotos: Reinhard Löwisch


Der Legende nach fliegen in katholischen Kirchengemeinden am Gründonnerstag nach dem Gloria der Vorabendmesse die Glocken nach Rom, nachdem sie alle nochmal eindringlich geläutet haben. Um sie zu ersetzen, leisten die Ministranten solange Schwerstarbeit, sie machen lautstarken Krawall mit hölzernen Instrumenten, bis am Ostersonntag alle Glocken wieder zurückkehren.

In Leutenbach beginnt das "Schlöttern", so wird es hier genannt, am Gründonnerstag, anstelle des "Gebetläutens", dem englischen Gruß. Am Karfreitag müssen die Buben und Mädchen, allesamt zwischen zwölf und 15 Jahre jung, schon früh aufstehen: Um 6 Uhr wird das Gebetläuten imitiert und um 8 und 8.30 Uhr wird der Gottesdienst angekündigt.

Anschließend schlöttern die Kinder in kleinen Gruppen durchs Dorf: "Hutzeln-Schlöttern" (früher waren das getrocknete Birnen oder anderes Obst).

Am Freitagmittag wird wieder Gebetläuten geschlöttert und ab 13.15 Uhr wieder "Hutzeln". Um 14 und 14.30 Uhr wird der Gottesdienst geschlöttert und abends wieder das Gebetläuten.

Am Karsamstag steht Ähnliches auf dem Programm: 6 Uhr Gebetläuten, 9 Uhr "Rote- Eier- Schlöttern", 12 Uhr Gebetläuten, 13 bis 14 Uhr Rote-Eier-Schlöttern und ab 14 Uhr dann "Feierabend-Schlöttern"; und um 19 Uhr wieder das Gebetläuten-Schlöttern.


Bestimmte Sprüche


Zu den jeweiligen Schlötter-Zeiten gibt es auch bestimmte Sprüche, die von den Kindern aufgesagt werden müssen. Der Spruch zum Gebetläuten heißt: "Oremus, oremus, etz schlötter mä den englischen Gruß, den jeder Christ verrichten muss."

Die Ratschen, so heißen die hölzernen Krachmacher, bestehen aus einer Kurbel, die eine Walze mit Nocken in Bewegung setzt, wodurch Holzleisten angehoben werden, die dann beim Zurückschnellen das laut schnatternde Geräusch erzeugen.

Es gibt in anderen Gegenden auch "Kleppern", auf denen ein beweglicher Hammeramboss sitzt, der sich durch entsprechende Kippbewegungen in zwei Richtungen hin und her bewegt und dabei auf das darunterliegende Holzbrett aufschlägt.


Lohn und Strafe


Nach getaner Arbeit dürfen die Ministranten ihren Lohn bei den Haushalten einfordern. Früher waren das meistens gekochte Ostereier, heutzutage überwiegt der schnöde Mammon. Und wer zu spät zum Schlöttern in Leutenbach kommt, der muss Strafe zahlen: Ihm wird etwas von dem Lohn einbehalten. So war‘s zumindest früher, meinte eine ältere Dame, die damals auch dabei war, schmunzelnd.