Das Gasthaus "Schwarzer Amboss" in Hausen ist besonders als Tanzlokal bekannt. Die 70-jährige Geschichte des Hauses ist turbulent.
Alle versammeln sich um den Bildschirm in der Gaststube. Alexandra Schlemmer, die Wirtin des "Schwarzen Ambosses" in Hausen, hat zum 70. Jubiläum in Bildern die turbulente Geschichte des besonders als Tanzlokal bekannten Gasthauses zusammengestellt. "Das war damals auch so; da kam man zum Wirt, weil er den einzigen Fernseher weit und breit hatte", erinnert sich ein älterer Besucher an diesem Jubiläumsnachmittag. Er lieferte das Stichwort für die Bekannten, Freunde und Nachbarn von Alexandra Schlemmer und ihrem Lebensgefährten Stefan Seubert.
Der Gründer und Großvater von Alexandra, Georg Schlemmer, so hört man schnell heraus, war ein mutiger, weitsichtiger und optimistischer Mann. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg fing er eine Flaschenbierhandlung im Anwesen Heroldsbacher Straße 2a an. Es liegt heute ganz versteckt zwischen den Nachbaranwesen hinter der breiten Front des "Ambosses".
Schmiede ums Eck
Die Bierkonsumenten sollen gerne noch eine Weile dort geblieben sein. So wagte er es 1949, obwohl es weitere Gasthäuser im Ort gab, noch ein Wirtshaus zu eröffnen. Den Namen "Schwarzer Amboss" - so erinnert sich die Nachbarin - bekam es von der Schmiede gleich ums Eck. Denn die war 1947 abgebrannt.
Die später Wirtschaftswunder genannten Jahre setzten zögerlich ein. Und Georg Schlemmer reagierte auf den Wunsch vieler nach Tanzvergnügen. Er ließ die alten Gemäuer auf dem angrenzenden Grundstück abreißen und baute ein Tanzlokal auf dem damals allerneuesten Standard - mit einer Kellerbar. Sie gibt es noch, genauso möbliert wie Anfang der 50er Jahre. Mit roten Polsterbänken und zierlichen Tischchen mit Mosaikoberflächen. Der Anziehungspunkt war eine von unten beleuchtete Tanzfläche, auf der man zu den Klängen der erhaltenen Jukebox Twist und Rock 'n' Roll tanzen konnte.
Weitreichender Ruf
Seine große Zeit und damit seinen weitreichenden Ruf hatte der "Schwarze Amboss" in den 60er Jahren, als der Rhein-Main-Donau-Kanal gebaut wurde. Die Bauarbeiter kamen in Scharen abends in das zweistöckige Tanzlokal gegenüber der Bar. Denn es gab Livemusik. "Das waren zuerst die ,Hawaiiboys' vom Karlheinz Schramm", weiß einer, der schon damals Gast war. Alois Eisen ist allen noch bekannt. "Er hat als Alleinunterhalter 22 Jahre bei uns gespielt, bis er 77 war", ergänzt Schlemmer. Ein Stück weit lebt die Tradition fort. Jeden Sonntag gibt es Tanztee ab 15 Uhr. Wer mag, kann schon mittags kommen. Denn Schlemmer kocht von 11 bis 13 Uhr auf: Braten, Schnitzel und - dem Heute geschuldet - Burger.
Viele Stammgäste
Nicht wenige der Stammgäste sind dem "Schwarzen Amboss" seit ihren jungen Jahren treu geblieben. Leichter als dort könne man sich nicht in die gar nicht so ferne und doch ganz andere Vergangenheit zurückversetzen. Es ist ein ganz schöner Sprung, betritt man die in den letzten Jahren renovierte Gaststube wieder oder die frisch eingerichteten Fremdenzimmer im Obergeschoss. Dazwischen liegen nicht nur Jahrzehnte, sondern Tonnen von Schutt und viel, viel Arbeit. Vor 14 Jahren haben die heutigen Wirtsleute im laufenden Betrieb damit begonnen, das stattliche Anwesen zu renovieren.
Meisterstück des Kranführers
Ein Meisterstück des Kranführers war das Einpassen eines neuen Treppenhauses, hat ein Nachbar noch gut im Gedächtnis. Nur von oben kam man heran, ohne gleich das halbe Haus abzureißen. "Für mich war schlimmer, als die alte Treppe herausgerissen war", erzählt Schlemmer. Sie hat Höhenangst und musste trotzdem mehrere Tage über eine fünf Meter hohe Leiter zu ihrer Wohnung hochklettern. Davon hat sich ein Foto erhalten, wie sie mit einem Rucksack auf dem Buckel vorsichtig nach oben steigt. Von den Widrigkeiten des lang dauernden Umbaus merken die Übernachtungsgäste nichts mehr, wenn sie in ihre farbenfrohen Zimmer gehen - und vielleicht schon um 6 Uhr zum Frühstück in die Gaststube zurückkommen.