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600 Närrinnen und ein Heiratsantrag in Burk


Autor: red

Burk, Sonntag, 15. Februar 2015

In Burk drängten sich die Närrinnen, um Männer anzufassen und einen Heiratsantrag zu erleben.
In der Hölle des Weiberfaschings. Foto:Philipp Dohle


600 Besucherinnen amüsierten sich an zwei Abenden ausgelassen beim traditionsreichen Faschingshighlight der Region. Seit 21 Jahren finden sich die närrischen Weiber jetzt schon im Burker Sportheim ein. Die große Ticket-Nachfrage ist ungebrochen. Bereits um 18.30 Uhr herrschte großer Andrang.

Als Organisator und Moderator ist Edmund Kainer für das Rahmenprogramm zuständig. "Wir stellen hier eine generationsübergreifende Veranstaltung auf die Beine. Es ist schön, dass wir es immer wieder schaffen neues Publikum anzulocken. Da muss man sich anpassen und bleibt selber jung", schmunzelte der Bankvorstand. Tatsächlich waren nicht nur die Kostüme der Teilnehmer bunt gemischt - von 18 bis 60 Jahren waren nahezu alle Altersklassen vertreten.

Viele verkleidete Polizistinnen, Teufel oder Nonnen konnte man beim Tanzen beobachten. Einige extravagante Närrinnen hatten sich auch als Teebeutel, Blume oder Football-Spielerin zurecht gemacht. Der Hype lockte Gäste aus dem gesamten Landkreis an. Am weitesten angereist war eine Besucherin aus Bonn.

Heiratsantrag

Vor 300 unbändigen Partygängerinnen in feuchtfröhlicher Laune führte Kainer mit Humor und Charme die Damen souverän durch den Abend. Eines hatte er allerdings trotz seiner langjährigen Erfahrung noch nicht erlebt: Es war kein Karnevalsscherz - ein Heiratsantrag.

Michael Burghardt (31) wollte seiner Freundin eine ganz besondere Überraschung bereiten. Stundenlang harrte er, versteckt und von Nervosität geplagt, im Backstage-Bereich aus. Seine feiernde Freundin ahnte nichts, bis er gegen 21.30 Uhr plötzlich auf der Bühne auftauchte. Begleitet wurde sein Auftritt von Bruno Mars Hitsingle "Just the way you are". Die anfängliche Verwirrung des Publikums verwandelte sich schnell in euphorisches Kreischen, als er seine Geliebte ebenfalls auf das Podium bat. Nach einem Liebesgeständnis machte er seiner Lebensgefährtin Melanie Adler (27) tatsächlich einen Heiratsantrag. Einige Zeit war die Braut in spe zu perplex und überwältigt, um zu antworten. Dann erlöste sie ihren glücklichen Verehrer mit den Worten "Ja, ich will." Die Stimmung kochte.

Stimmungskanonen am Stock

Zur Begrüßung war Kainer mit einem Auto in die "Frauenarena" eingefahren. Die Tänzerinnen der Gruppe "No Limits" aus Hirschaid kamen mit Krückstocken und grauen Haaren in den Festsaal gewackelt. Kurz darauf entpuppten sie sich jedoch als Stimmungskanonen.

Auch die Fußballer des FC Burk hatten sich einiges einfallen lassen. Michael Gebhardt und Michael Kutzelmann begeisterten mit ihrem einstudierten Auftritt "Evolution of Dance", bei dem sie synchron und enthusiastisch das Tanzbein schwangen. Heiß her ging es bei der Vorstellung des Strippers namens "Skywalker", der die Damen himmelhoch jauchzen ließ. Eine Glückliche durfte auf der Bühne Platz nehmen, während der braungebrannte Muskelmann vor ihr mit den Hüften kreiste. Dabei zeigte er neben viel nackter Haut auch einen Handstand, sowie einen Rückwärts-Salto aus dem Stand.

Ein weiterer Knüller war die gesanglich herausragende Leistung von Conchita Wurst. Fußballtrainer Mario Hermannsdörfer hatte sich in die Dragqueen verwandelt, trällerte den Song "Rise like a Phoenix" und stolzierte in Stöckelschuhen durch die Gegend. Die Ähnlichkeit mit dem parodierten Österreicher war unverkennbar.
Eine weitere Tanzeinlage präsentierte das Männerballett "Ladykracher" aus Heroldsbach. Ihre Marine-Inszenierung in Seemanns-Montur sorgte für Jubel und Trubel.

DJ Reiner Assmann spielte beim Oldie-Night-Quiz Lieder aus unterschiedlichen Jahrzehnten an. Wer den Musikkünstler des jeweiligen Liedes als erstes erraten hatte, musste auf die Bühne sprinten; zur Belohnung gab es einen Getränkegutschein. Als Höhepunkt des Abends marschierten die Fußballspieler im roten Vereinsdress in den Saal. Unter den wachsamen Augen des Trainers und des applaudierenden Publikums absolvierten sie zunächst Liegestütze, Sit-Ups und Kniebeugen. Als sie sich daraufhin bis auf die Unterwäsche entkleideten und auf die Tische sprangen, gab es kein Halten mehr. Begleitet von hysterischem Geschrei wurden die durchtrainierten Körper der Athleten intensiv begutachtet und angefasst.

Besonders heiß begehrt war der 22-jährige Abwehrspieler Kutzelmann, der sich rhythmisch zur Musik bewegte. Vorher extra für diesen Anlass ausgeteiltes Spielgeld wurde den tanzenden Sportlern vielfach untergejubelt - in die Unterhose.

Neuzugang Kutzelmann und Coach Hermannsdörfer unterhielten die Närrinnen mit einer gegenseitigen Sektdusche. Seit einem halben Jahr trainiert der gelernte Heilerziehungspfleger den Verein, am Fasching nahm er das erste Mal teil. "In meinem Vertrag ist nicht festgeschrieben, dass ich mitmachen muss. Es ist aber einfach schön, dass der Verein so lebendig ist" , erklärte er lachend.

Versprechen des Torwarts

Detlef Mirsberger (47) hatte auch einige unterhaltsame Dance-Moves parat. Als Torwart ist er kürzlich aus Strullendorf nach Burk gewechselt: "In den nächsten drei Jahren gebe ich noch einmal richtig Gas - auf dem Spielfeld und auf dem Weiberfasching", kündigte er an.

Um 23 Uhr wurden die Herren der Schöpfung hineingelassen. Bis drei Uhr morgens animierte DJ Assmann die maskierte Meute zum Tanzen. Nach der großen Sause bilanzierte ein erschöpfter und zufriedener Edmund Kainer: "Es hat viel Arbeit gekostet, doch Besucherzahlen sprechen für sich, der Weiberfasching ist ein Phänomen. Es war die Hölle los."

von Philipp Dohle