Eine Erhebung des Forchheimer Seniorenbeirates offenbart, dass in der Stadt überdurchschnittlich viele über 55-Jährige leben, die mit Altersarmut zu kämpfen haben. Die Zahlen sind erschreckend.
Beindruckt und erschrocken reagierten die Stadträte im Haupt- und Kulturausschuss am Donnerstag, als Klaus Thormann seinen Bericht ablieferte. Der Vorsitzende des Seniorenbeirats überraschte die Räte mit Zahlen, die neue Einblicke in das Leben der älteren Generation in Forchheim geben.
15 Ehrenamtliche im Seniorenbeirat hatten sich mächtig in diese Befragung reingekniet, um die "Bedürfnisse und Wünsche der älteren Generation" (30 Prozent der Forchheimer Bevölkerung) zu erforschen; hatten 3000 Fragebögen an Bewohner verschickt, die 55 Jahre oder älter sind; und waren auf enorme Resonanz gestoßen. Über 1100 Fragebögen (33 Prozent) kamen zurück.
Somit, lobte Hans-Werner Eisen (CSU), habe die Umfrage definitiv einen "repräsentativen Charakter".
Zu wenig Wohnraum für Ältere Aus den Rückantworten lässt sich zum Beispiel schließen, dass Forchheim viel zu wenig Wohnraum besitzt, der älteren Menschen gerecht wird. Denn 47 Prozent der Senioren leben im Obergeschoss eines Hauses. 41 Prozent der Befragten haben zudem so wenig Geld, dass sie sich keine Hilfen leisten können. Was die Versorgungslage betrifft, sind zwar gerade die Menschen im Süden der Stadt "zufrieden". Dafür gibt es aber eine "ziemlich problematische" Versorgungslage in Ortsteilen wie Sigritzau oder Kersbach.
"Was uns allen sehr zu denken geben sollte, sind die Zahlen über die Einkommensverhältnisse", sagte Klaus Thormann.
500 Euro pro Monat "Wie viel Geld steht Ihrem Haushalt im Monat netto zur Verfügung?" Diese Frage offenbarte, dass zehn Prozent der Forchheimer Senioren mit nur 500 Euro im Monat auskommen müssen. Neun Prozent haben bis zu 750 Euro zur Verfügung. Und weitere 20 Prozent bis zu 1000 Euro. Folglich müssen 39 Prozent der älteren Menschen in der Stadt mit weniger als 1000 Euro auskommen.
Die Konsequenzen aus der Umfrage müssen noch gezogen werden. In jedem Fall stehe eine "demografische Sanierung" des Wohnraumes an, meinte Udo Schönfelder (CSU).
Gemeinsam mit der Verwaltung wird der Seniorenbeirat die Erkenntnisse der Umfragen in Workshops vertiefen. Ein "seniorenpolitisches Gesamtkonzept für Stadt und Landkreis Forchheim" soll entstehen. Ziel sei auch, den Menschen "Handlungsempfehlungen" geben zu können, sagte Klaus Thormann.
So sei beispielsweise zu wenig bekannt, dass altersgerechte Umbauten auch in Mietwohnungen öffentlich gefördert werden können.
"Erschreckt" auf die Einkommenssituation der älteren Menschen reagierten nicht nur Lisa Hoffmann (SPD) und Anita Kern (SPD), die hochrechnete, dass es 4000 arme Senioren in Forchheim gebe. Manfred Hümmer (FW) gab zu bedenken, dass nicht nur ein Drittel der Senioren mit unter 1000 Euro auskommen müssen. "Das Phänomen gilt auch für junge Familien in Forchheim." Das habe die Sozialraum-Analyse gezeigt: "Im Vergleich zur Landkreisbevölkerung sind die Verdienste der Forchheimer unter dem Durchschnitt."
Dass die Zahl der armen Alten in Forchheim höher ist als in den meisten bayerischen Städten, das erklärte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) mit der Textilindustrie: Die habe mit ihren niedrigen Löhnen bis in die 70er Jahre die Einkommensverhältnisse in Forchheim geprägt. Es gebe viele, die zwar ihr Leben lang gearbeitet, aber schlecht verdient hätten und heute mit niedrigen Renten dastünden.