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300 Jahre zu den Heiligen Gräbern


Autor: Petra Malbrich

Walkersbrunn, Sonntag, 05. März 2017

Woher der Name der Kirche "zu den Heiligen Gräbern" kommt, ist nicht gesichert. Die Kirche jedenfalls wurde vor 300 Jahren eingeweiht.


Von einem Kirchgängerschwund war vor 300 Jahre noch nicht die Rede. Im Gegenteil: "Da fürchtete man eher ein zu kleines Gotteshaus, was die Gläubigen dann veranlassen würde, in eine andere Kirche abzuwandern", sagt er evangelische Pfarrer Malte Lippmann.
In Walkersbrunn gab es diese Sorgen, als sich die Pfarrei bei den Grundherren beschwerte und einen Anbau an die Kapelle für notwendig erachteten. Das Langhaus wurde dann errichtet und die richtige Kirche entstand. "Die 300-Jahr-Feier im Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation wird am 31. Oktober mit einem besonderen Gottesdienst gefeiert werden", verrät Lippmann. Den Auftakt der Feierlichkeiten bildet aber schon das Konzert des Kosakenchors am 11. März in der Kirche zu den Heiligen Gräbern.


Man ging "zu den Gräbern"

Den Namen kann niemand erklären, sagt Lippmann. Eine Erklärung wäre die alte lateinische Bezeichnung des Ortes "in Sepulcris" - bei den Gräbern. Gingen die Walkersbrunner zur Kirche hinauf, so ging man eben zu den Gräbern. Die Bezeichnung zu den Gräbern hat sich eingebürgert. Allerdings darf man keinen Ort mit den Namen "Gräbern" dahinter vermuten, sondern "zu den Gräbern" war wohl ein alter Ortsteil von Walkersbrunn. Pfarrer Lippmann kennt aber noch Legenden zur Namensentstehung. Jedoch können nicht alle mit Quellen belegt werden.


Legende vom Eremiten

Eine dieser unbenannten Legenden erzählt von einem Eremiten, der dort oben gelebt haben soll. Zu ihm seien die Menschen gegangen, um Hilfe, auch Seelsorge zu erhalten. Vermutlich sei dort am Waldrand auch schon immer eine Begräbnisstätte gewesen. Als diese 1660 ausgeräumt wurde, fand man die Nachbildung eines Ölbergs, was frühere katholische Tradition war, ähnlich der Kalvarienberge.
Die Bewohner wollten dann eigentlich ihre Kirche im Ort errichten. Doch wiederholt sei das bereitgestellte Baumaterial verschwunden und landete oben am Berg, beim Friedhof. Also wurde die Kirche bei den Gräbern errichtet.
"Die Kirche an einem Friedhof zu errichten, ist heute nicht mehr so üblich", erklärt Malte Lippmann. Damals schon. "Man wollte die Toten in der Gemeinschaft der Lebenden aufgehoben wissen", erklärt Lippmann, warum die Toten früher um die Kirche herum begraben wurden, was aber aus hygienischen Gründen aufgegeben wurde. Die Kirche zu den Gräbern zeigt schon von außen Baugeschichte. Der Chorraum hat eine gotische Gestalt, das Schiff ist eher dem Barock einzuordnen. Rechts vor dem Altar steht ein massiver Taufstein. 1438 war das. Denn vorher war es eine Kapelle und getauft werden durfte nur in Pfarrkirchen.
Die erste Renovierung fand 1681/1682 statt. Fünf Pfleger des Nürnberger Lands sorgten dafür und ließen ihre Wappen über dem Chorbogen anbringen. Die Familie Kreß stiftete den Altar mit dem Kreuzigungsbild. Wann das war, ist in der Inschrift über dem Altar versteckt, als römische Zahl: 1682. Damals wurden auch die beiden Altäre abgebrochen, doch der entstandene Raum reichte noch immer nicht aus.
1714 dann wurde die Bitte um einen Neubau immer lauter. Abgesehen vom Platzmangel fand man es in der kleinen Kirche so heiß, dass die Leute während des Gottesdienstes einnickten. Andere besuchten von vornherein eine andere Kirche. Die Einweihung des Neubaus hatte dann auch ein besonderes Datum, war es doch der 200. Jahrestag der Reformation. Und heuer der 500. Jahrestag. Der Engel, der links beim Altar steht, kam 1717 in die Kirche. Bilder, alte Gemälde vom Ort Walkersbrunn oder das Stifterwappen der Familie Haller von Hallerstein, die das Patronat inne hatten, sind weitere Schätze in dem Gotteshaus. "Die Kirche wirkt in ihrer Gesamtheit", findet Pfarrer Lippmann, der den Altar sehr schön findet. Auch klassizistische Merkmale wie die Säulen sprechen ihn an. Sie weisen ins späte 18. Jahrhundert. 2015 musste die Kirche wieder renoviert werden. "Am Turm zeigten sich erhebliche Baumängel durch eindringende Nässe. Viele Balken waren morsch und verfault. Das zeigte sich aber erst nach Abnahme der Dielenbretter bei der Inspektion", sagt Lippmann.
Mit erheblichem Aufwand wurde der Turm für 250 000 Euro stabilisiert, saniert und die Aufhängung für die Glocken erneuert. Im Zuge dessen erhielt die Kirche gleich einen neuen Außenanstrich. "Mit viel Arbeitsleistung und Herzblut", beschreibt Lippmann dieses Engagement der Kirchengemeinde und der bürgerlichen Gemeinde. "Es ist eine kleine und sehr treue Gemeinde", sagt Lippmann, der weiß, dass die Kirche für viele ein Identifikationspunkt ist.