22-Jährige aus Kirchehrenbach baut Schule in Uganda
Autor: Ekkehard Roepert
Kirchehrenbach, Dienstag, 11. Juli 2017
Janina Möck aus Kirchehrenbach hat eine eigene Hilfsorganisation gegründet. Jetzt will die 22-Jährige in Uganda eine Schule für 350 Kinder bauen.
Sie ist 22 Jahre alt und dabei, ihre eigene Schule zu bauen. Die beeindruckende Geschichte von Janina Möck aus Kirchehrenbach begann vor vier Jahren, als sie nach Uganda reiste. Für eine Hilfsorganisation kümmerte sie sich um Waisenkinder.
Konfrontiert wurde die junge Frau dabei nicht nur mit "Elend und Armut", sondern auch mit der unangenehmen Einsicht, dass die Hilfsorganisation "sehr "strategisch agierte". Unterstützt wurden weniger diejenigen, die dringend Hilfe benötigten, sondern jene, die gute Beziehungen zur Organisation unterhielten.
So reifte der Entschluss, eine eigene Hilfsorganisation zu gründen. Dann hatte Janina Möck Glück. Sie lernte das Pastoren-Ehepaar Hannington und Theresia Ambale kennen: "Die beiden haben gemacht, wozu ich Lust hatte. Sie haben sich wirklich um Waisen gekümmert."
Sieben Jahre gewartet
Da ihre "Vision für Afrika" christlich motiviert ist, vertraute sich die Kirchehrenbacherin dem Pastoren-Paar an: "Ich hab ihnen gesagt: Wenn ihr Arme unterstützt, dann bin ich dabei." Im Gegenzug vertrauten auch Hannington und Theresia Ambale der Helferin aus Deutschland etwas an: Seit sieben Jahren hätten sie dafür gebetet, jemand zu treffen, der ihre Arbeit unterstützt.Das war der Grundstein: Im November 2014 rief das Trio die Organisation "We care for them" ins Leben. Ihre erste Aktion: Im Nachbardorf hatte eine Mutter ihre Kinder zurückgelassen. Das Mädchen (3) war an Malaria erkrankt, der Junge (6) hatte ein gebrochenes Bein. Beide waren in ein Haus eingesperrt. "Der Pastor und die Weiße haben die Kinder genommen." Diese Botschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Von da an klopften scharenweise Mütter an: "Bitte nehmt meine Kinder."
Der Bedarf an Hilfe in Uganda sei endlos, sagt Janina Möck. Doch "We care for them" kümmert sich ausschließlich um Waisenkinder; sorgt für die Unterkunft, die Ernährung, den Schul- oder den Zahnarztbesuch; und dafür, dass die Kinder schwimmen lernen. 14 Waisenkinder sind es derzeit. "Anfangs schliefen wir alle im Wohnhaus vom Pastor, zwölf Leute in acht Betten", erzählt Janina Möck.
Mittlerweile hat die Organisation in Nakiwate 14 000 Quadratmeter Grund gekauft, baut Gemüse an und verfolgt ehrgeizige Pläne. Eine Schule für 350 Kinder soll entstehen.
Was sich die 22-Jährige aus Kirchehrenbach vorgenommen hat, ist immens: In Stuttgart studiert sie Theologie. Sechs Wochen pro Jahr verbringt sie in Afrika. Sie hat Luganda gelernt, eine Bantu-Sprache. Sie hat mit Hilfe eines Architekten das Schulgebäude entworfen und auf ihren Reisen den Unterricht in vielen Ländern studiert und so ein pädagogisches Konzept erarbeitet. "Außerdem habe ich viel von meiner Mama mitbekommen, sie ist Lehrerin", erzählt Möck.
Schläge und Auswendiglernen
2019 soll der Unterricht in den ersten beiden Klassenzimmern starten. Entscheidend werde sein, "dass die Kinder selbstständig denken lernen". Schläge und Auswendiglernen, das sei in den meisten Schulen Ugandas üblich. Janina Möck ist nicht nur angetreten, es besser zu machen. Sie will das Bildungssystem im ganzen Land verändern: "Ich plane, selbst zu unterrichten und auch Lehrer zu schulen." Ohne Hilfe der Unternehmer-Familie, aus der sie stammt, wäre ihr Vorhaben nicht denkbar, betont Janina Möck. Seit ihrer Jugend habe sie im großväterlichen Betrieb (Pica Marker) wirtschaften und organisieren gelernt. Von der Familie werde sie in ihrer Afrika-Arbeit unterstützt. Doch Spenden erhalte sie aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland.
Etwa 350 000 Euro wird für das Projekt insgesamt benötigt. "Wenn 50 000 Euro beisammen sind, beginnt der Schulbau", kündigt Janina Möck an. Und wer fragt, woher sie und das Pastoren-Ehepaar Ambale (samt fünf engagierter Töchter) die Kraft für diese Entwicklungshilfe nehmen, dem antwortet die 22-Jährige mit Sätzen wie: "Ich glaub an Jesus und dass er mein Leben leitet." Oder: "Wir haben es nicht geplant, wir haben es Gott hingelegt."
Und beim Sammeln von Spenden hat die Studentin eine ähnlich entspannte Vorgehensweise: "Ich erzähle von meiner Arbeit und lasse es auf mich zukommen."