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17 Infizierte: Corona in Neunkirchen am Brand


Autor: Sabine Memmel

Forchheim, Donnerstag, 22. Oktober 2020

Mit 17 Infizierten ist Neunkirchen am Brand mit Abstand am meisten im Landkreis betroffen. Warum die Gemeinde so viele Fälle hat und Bürgermeister Walz gegen eine Stigmatisierung kämpft.
Grafik: Jessica Zapf


Corona ist zurück. Der Inzidenzwert im Landkreis liegt bei 24,6. Aktuell (Stand: Donnerstag, 16.14 Uhr) zählt der Landkreis 39 bestätigte Corona-Infektionen. Allein in Neunkirchen am Brand sind 17 Personen mit Corona infiziert. Die Gemeinde ist damit die am meisten betroffenste Gemeinde im gesamten Landkreis. Wie kam es zu so vielen Coronafällen?

"Das liegt daran, dass sich aus ein, zwei größeren Events eine gewisse Anzahl von Leuten infiziert hat", erklärt Neunkirchens Bürgermeister Martin Walz (CSU) auf seiner Homepage in einem Video. Nähere Angaben möchte er auf telefonische FT-Nachfrage aus Schutz gegenüber den Infizierten nicht machen. Nur so viel: "Die Zahl ist augenscheinlich extrem hoch. Aber das kommt vor, wenn mehrere Menschen zusammenkommen. Die Infektionsketten sind allesamt nachvollziehbar. Sorgen muss man sich nicht machen", will er beruhigen.

Gesundheitsamt hält sich bedeckt

Auch das Gesundheitsamt hält sich bedeckt. Wie es zu einer Ansteckung kam und inwieweit die Infizierten im Zusammenhang stehen, bleibt offen: "Zu der Ursache kann unser Gesundheitsamt aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Angaben machen", sagt Kathrin Schürr, Pressesprecherin des Landratsamts Forchheim.

Mit der Gemeinde stehe das Gesundheitsamt nun im ständigen Kontakt. Auch die Infizierten sowie die Kontaktpersonen ersten Grades, die ebenfalls getestet wurden und sich in Quarantäne befinden, werden täglich angerufen. "Um ihren Gesundheitszustand sowie gegebenenfalls ihre aktuellen Symptome abzufragen", erklärt Schürr.

Keine Stigmatisierung

Der Großteil der Betroffenen zeige Walz zufolge keine Symptome, befinde sich aber natürlich ausschließlich zuhause, um eine Ansteckung zu verhindern. Dem Rathauschef ist besonders eine Botschaft wichtig: "Sie sind keine Aussätzigen oder gefährlichen Menschen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, dass sich das Virus nicht weiter verbreitet. Diejenigen, die Corona überstanden und uns damit geschützt haben, indem sie zuhause bleiben, wollen wieder am Leben teilnehmen und haben unseren Dank verdient. Keine Stigmatisierung."

Das Thema bewegt die Bürger in Neunkirchen. Walz sieht keinen Grund zur Panik, die aktuelle Zahl sollte aber vorsichtig stimmen: "Der Sommer ist vorbei, die zweite Welle ist da. Lasst das Feiern, tragt Masken und wascht euch die Hände. Feiern sind das Giftigste."

Ursachen für Infektionen breit gestreut

Doch wie entwickeln sich die Zahlen im gesamten Landkreis? "Es gibt nicht den einen Infektionsherd oder das eine Ereignis, von dem alles ausgeht", sagt Kathrin Schürr. Die Ursachen für die einzelnen Infektionen seien vielmehr breit gestreut. "Die Leute stecken sich nicht nur bei privaten Feiern an, wie es immer heißt", betont Schürr.

Ansteckungen erfolgten bisher insbesondere bei beruflichen Terminen außerhalb des eigenen Landkreises, beispielsweise in Erlangen und Nürnberg. Auch Familienmitglieder wurden dann vereinzelt infiziert. Ebenso Urlaubsrückkehrer, die innerhalb Deutschlands verreisten, infizierten sich Schürr zufolge mit Covid19. Vereinzelt zu Ansteckungen kam es auch auf privaten Feiern.

Infektionsketten konnten bisher immer vom Gesundheitsamt nachvollzogen werden. "Jetzt geht es noch. Anders wäre es wahrscheinlich, wenn wir Zahlen wie in Berchtesgaden hätten", so Schürr.

Die Corona-Ampel zeigt für den Landkreis noch grün an. Wann sie auf gelb umspringen könnte, möchte Schürr nicht spekulieren. "Die Zahlen steigen mal, dann sinken sie wieder. Wir hoffen, dass wir uns noch lange im grünen Bereich bewegen." Insgesamt waren bisher 370 Menschen im Landkreis infiziert, davon sind 327 wieder genesen. Vier Menschen sind bisher an Covid-19 gestorben. Von den 39 aktuell Infizierten wohnen neben den 17 Menschen in Neunkirchen sechs in Forchheim, drei in Eggolsheim, je zwei in Ebermannstadt, Dormitz, Gräfenberg und Effeltrich sowie je eine Person in Hausen, Igensdorf, Egloffstein, Hetzles und Heroldsbach.