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1465 Betriebe und Haltungen im Kreis Forchheim


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Montag, 14. November 2016

Nicht in Panik verfallen, dazu rät das Veterinärsamt des Landratsamts Forchheim in Sachen Vogelgrippe. Die Geflügelhalter sind auf der Hut.
Geflügelhaltung im Landkreis Forchheim Foto: Petra Malbrich/Archiv


Dem H5N8- Virus sieht Rainer Merz aus Oberzaunsbach gelassen entgegen. "Die Hühner im Stall lassen", dazu rät der Landesverband Bayerischer Geflügelwirtschaft per Fax seinen Geflügelhaltern.

Im Stall sind die Hühner bei Merz ohnehin. "Wir brauchen uns nicht vorzubereiten, wir haben Bodenhaltung mit garantiert viel Platz", erklärt der Geflügelhalter. 3000 Hühner laufen bei ihm geschützt und im Trockenen im Stall herum. Weniger, als erlaubt wäre. "Damit sie mehr Platz haben", erklärt Merz. Die Bodenhaltung ist momentan wohl die sicherste Art der Haltung, findet der 33-jährige Geflügelhalter.

Laut dem Landesverband sei der direkte Kontakt mit Wildvögeln klar nachweisbar der Überträger des Virus - ein Kontakt, den seine Hühner im Stall gewiss nicht haben. Außerdem eliminiert Merz von vornherein alle weiteren Faktoren, betritt das Reich des Geflügels nur mit speziellen Stall-Klamotten. Für die Schalter und Sicherungen braucht es ohnehin einen Vorraum. Also wurde der so gestaltet, dass auch die Stall-Kleidung dort aufgehängt wird. Dies würden ohnehin 99 Prozent der Geflügelhalter so handhaben, ist sich Merz sicher.

Dass seine Tierhaltung nicht so falsch sein kann, erkennt er daran, dass die Tiere noch nie Antibiotika gebraucht haben. Rainer Merz führt den Betrieb nun in dritter Generation. Vor 50 Jahren wurde die Geflügelhaltung durch den Großvater gegründet.


Veterinäramt warnt vor Panik

Abwarten und nicht in Panik verfallen, dazu rät auch Bernhard Hauser, Amtsleiter des Veterinäramts im Landratsamt Forchheim. Über Vorsichtsmaßnahmen und weitere Vorgehensweisen kann er nicht viel berichten, da es noch keine Regelungen gibt. Vermutlich werde es eine Alpha-Ordnung geben, meint Hauser. Diese sei auf sechs Monate zeitlich begrenzt und nennt die "schnellen Maßnahmen", die zu treffen sind. In welchem, Umfang ist ebenfalls noch unbekannt.

Ob es nur Ausstellungen, Märkte oder auch Stallungen betrifft, darüber könnte nur gemutmaßt werden. Denkbar wäre eine Stallpflicht. Aber ob diese dann bundesweit eingeführt oder nur an Hot-Spots, also an den gefährdeten Orten, wo Zugvögel Rast machen, ist ebenfalls noch nicht klar.


Auch Hobbyhühnerhalter

Im Laufe der Woche wird wohl Genaueres bekannt werden. 1465 Betriebe und Haltungen sind im Landkreis Forchheim gemeldet. Da sind die vielen Kleinsthaltungen und Hobbyhühnerhalter mitgezählt.

Um den Virus zu bekommen, muss sich ein Tier am anderen anstecken. Hühner und Puten wären am stärksten betroffen. Sie würden richtig krank werden, wenn sie infiziert sind, haben Nasenausfluss und sind aufgeplustert. Wenig empfindlich sind Tauben oder Wassergeflügel wie Enten. Hochinfektiös ist wohl auch der Kot der Tiere. Wenn dieser über die Einstreu oder das Futter eingetragen würde, bestünde ebenfalls die Möglichkeit der Infektion, die so in den geschlossenen Stall kommen könnte.

Der Geflügelbetrieb Hofmann aus Neunkirchen am Brand kennt als zusätzliche Maßnahme die sogenannten Seuchenmatten, die ausgelegt werden, um zu desinfizieren. Und die Hühner müsste man im Stall lassen. Aber nicht rein vorsorglich.

Nur abwarten kann derzeit auch Peter Schubert vom Demeter-Geflügelbetrieb Schubert in Unterrüsselbach. "Durchs Monitoring wird rechtzeitig erkannt, wenn es eskaliert", sagt Schubert, der gelassen bleibt. Viele seiner Geflügel haben ohnehin überdachte Freiläufe. Die Legehennen und Gockel bewegen sich aber draußen.

Panik schüren und die Tiere vorsorglich wegsperren, das macht Schubert nicht. Dass sie in den vergangenen Tagen nicht draußen waren, lag an der ungünstigen Witterung. Behördlich sei man im Landkreis gut aufgestellt. Er betrachtet das Thema gelassen und registriert mehr Gelassenheit auch bei der Bevölkerung. "Jeder Betrieb wird sich schützen und Vorsorge betreiben", ist Werner Nützel vom Bauernverband Forchheim sicher.


Stallpflicht umsetzen

Darauf hofft auch Rainer Merz. Er appelliert daher auch an die Hobbyhalter, im Falle der Stallpflicht diese auch umzusetzen. Würde ein Tier aus einer Kleinsthaltung im Freien doch infiziert sein, könnte alleine durch den Sperrbezirk, der von dort aus gezogen würde, ein Gewerbebetrieb negative Folgen erleiden, ohne Fehler gemacht zu haben und ohne kranke Tiere zu haben.

Denn alles, was in den Radius der möglichen Gefährdung fallen würde, dürfte nicht mehr verkauft werden. Außerdem wäre der Verbraucher verschreckt. Nun warten alle - Amt und Geflügelhalter -, welche Entscheidung die Regierung trifft und welche Maßnahmen das zur Folge hätte.